Drehbuchlounge: Augen zu Ohren auf
Wir sprachen mit Oliver Rohrbeck über die Drehbuchlounge.
Wer ins Kino geht, hält die Augen offen. Wer in die Drehbuchlounge geht, kann sie geschlossen halten. Dort präsentieren ab dem 29. September Synchronsprecher wieder Filmklassiker, aber auch Werke von Autoren, die bisher noch nicht verfilmt wurden. Wir sprachen mit Drehbuchlounge-Gründer Oliver Rohrbeck, auch gut bekannt als Stimme von Ben Stiller und Justus Jonas bei den Drei Fragezeichen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, Drehbücher vorzusprechen?
Die Lauscherlounge veranstaltet seit fünf Jahren Hörspielabende in der Alten Kantine. Dort haben wir in unregelmäßigen Abständen auch Drehbücher vorgesprochen, was großen Erfolg hatte. Deshalb entschieden wir uns, daraus eine eigene Reihe zu machen.
Wie kommt ihr zu den Büchern?
Wir starten Aufrufe an Filmhochschulen und Drehbuchschulen. Ansonsten arbeiten wir eng mit der Produktionsfirma von Christoffer Boe zusammen. Die wissen, welcher Stoff für uns interessant sein könnte und schanzen ihn uns dann zu. Es kann sich auch jeder direkt bei der Lauscherlounge bewerben.
Aus welchem Stoff müssen Drehbücher sein, um sie vorsprechen zu können?
Natürlich sind Drehbücher mit wenig Dialog und viel Regieanweisungen nicht so spannend. Wir sprechen die Anweisungen mit, und wenn wenig passiert, wirkt das auf das Publikum schnell einschläfernd.
Ist die Bühne ein Testlauf, bevor Autoren ihre Bücher Produktionsfirmen anbieten?
Ja, denn an der Aufmerksamkeit des Publikums merken sie, wo es noch Schwachstellen im Dialog oder in der Länge gibt. Manchmal fallen danach auch ganze Szenen weg.
War die Aufführung für einen Autor schon einmal ausschlaggebend für eine Verfilmung?
Den Fall hatten wir vor ein paar Jahren wirklich. Der Autor hat sein Drehbuch noch einmal umgeschrieben. Er hat es dann erneut eingereicht, und schließlich wurde es verfilmt.
Schaust du dir alle eingeschickten Drehbücher auf ihre Tauglichkeit an?
Nein, diese Arbeit macht sich Johanna Schreiber. Sie liest die Bücher an und sucht aus. Sie hat ein Gefühl für die Stoffe und weiß, welche auf der Bühne gut zu realisieren sind.
Welche Genres sind am besten ohne Spannungsverlust zu sprechen?
Wir haben uns entschieden, keine Kinderfilme zu synchronisieren. Erwachsene Männer, die Kinderstimmen nachstellen – das wird schnell albern. Ansonsten haben wir natürlich gern Komödien, aber auch Dramen. Es soll vor allem spannend sein.
Kannst du schon etwas aus dem neuen Programm verraten?
In der ersten Vorstellung am 29. September stellen wir das Drehbuch „lovely rita“ von Susanne Mewe vor. Ich habe sie auf dem Studentenfilmfest Sehsüchte kennengelernt. Wir haben neben der Stammbesetzung aus Synchronsprechern, die zum Beispiel die deutschen Stimmen von Johnny Depp und George Clooney sprechen, auch immer einen prominenten Besuch. Diesmal wird das Christoph Maria Herbst sein.
Sind weitere so ungewöhnliche Projekte in Planung?
Wir basteln tatsächlich seit zwei Jahren an einer bundesweiten Krimi-Reihe. Es ist leider total schwierig, Krimibücher in lesbarer Länge zu finden. Wenn sie die richtige Länge haben, fehlt es meist an Inhalt. Deshalb schreibt der Berliner Autor Florian Bald eigens für diese Veranstaltungen neue Krimigeschichten. Man darf also gespannt sein.