Unter Strom

Elek­tro­tech­nik ist mehr als Strom, die Job­chan­cen sind gut.

Sie sind gesucht: Elek­tro­tech­ni­ker. Etwa 20.000 Stel­len sind im Moment unbe­setzt. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern – sagt zumin­dest der Arbeits­markt-Experte des Ver­bands der Elek­tro­tech­nik (VDE) Michael Schanz: „Wir gehen davon aus, dass die Nach­frage an Absol­ven­ten auch in den kom­men­den Jahren nicht gedeckt werden  kann.“ Bei der Bun­des­agen­tur für Arbeit heißt es in den Infor­ma­tio­nen für Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer: „Elek­tro­in­ge­nieure sind in allen Indus­trie- und Dienst­leis­tungs­be­rei­chen gefragt.“ Kein Wunder, denn ohne Strom geht heute nichts mehr. Und damit kennen sich Elek­tro­tech­ni­ker aus.

Fall­strick Mathematik

Des­halb findet man sie in den unter­schied­lichs­ten Beru­fen: Die wich­tigs­ten Berei­che sind Ener­gie­tech­nik, Infor­ma­ti­ons- und Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik, Auto­ma­ti­sie­rungs­tech­nik und Unter­hal­tungs­elek­tro­nik. Auch im Stu­dium hat man mit einer Viel­zahl an Fächern zu tun, der Stu­di­en­plan scheint ein Sam­mel­su­rium aus den ver­schie­dens­ten Fach­rich­tun­gen. Grund­la­gen der Elek­tro­tech­nik, Physik, Höhere Mathe­ma­tik, Netz­werk- und Sys­tem­theo­rie, Rege­lungs­tech­nik und Nach­rich­ten­tech­nik finden sich dort. Das klingt kom­pli­ziert, und zusam­men­fas­send kann man sagen, als Stu­dent der Elek­tro­tech­nik hat man mit allem ein biss­chen zu tun.

 

Doch im Ver­gleich mit ande­ren Inge­nieur­stu­di­en­gän­gen spielt hier die Mathe­ma­tik eine grö­ßere Rolle. „Mathe ist das A und O“, schreibt „Bak­al­uka“ im Forum von studis-online.de. Der anonyme Dis­kus­si­ons­teil­neh­mer hat einige Vor­le­sun­gen besucht und sagt, das Schwere sei nicht die Elek­tro­tech­nik, son­dern die Mathe­ma­tik. In den Mathe-Kursen gebe es Durch­fall-Quoten von bis zu 95 Pro­zent. Doch einige hält selbst diese Zahlen nicht vom Stu­dium ab: „Ich habe es bis jetzt noch nicht bereut“, schreibt ein Erst­se­mes­ter. „Aber mal schauen, wie es nach den Klau­su­ren aussieht.“

Nicht nur Mathe, son­dern auch der Umgang mit Com­pu­tern gehört inzwi­schen zum Stan­dard-Pro­gramm im Stu­dium der Elek­tro­tech­nik. Oft wird auch ver­langt, selbst zu pro­gram­mie­ren. Viel­leicht sind diese hohen Anfor­de­run­gen ein Grund dafür, dass immer weni­ger junge Leute Elek­tro­tech­nik stu­die­ren. Ein Maga­zin­ar­ti­kel über Elek­tro­tech­ni­ker ist über­schrie­ben mit: „Vom Aus­ster­ben bedroht?“ Auch der Ver­band der Elek­tro­tech­nik schlägt Alarm: Stu­di­en­an­fän­ger gebe es kaum, eine Studie habe erge­ben, dass die Zahl wohl unter 8.000 liegen werde. Doch mehr als dop­pelt so viele Stel­len sind frei.

Aber nicht nur die Arbeits­markt­aus­sich­ten sind bes­tens, son­dern auch die Ein­stiegs­ge­häl­ter: Mit einem Ein­kom­men zwi­schen 38.000 und 47.000 Euro pro Jahr liegen Elek­tro­tech­ni­ker über dem Niveau vieler ande­rer Berufsgruppen.

Frauen gesucht

Wer sich das nicht ent­ge­hen lassen möchte, kann Elek­tro­tech­nik an Uni­ver­si­tä­ten oder an Fach­hoch­schu­len stu­die­ren. Die Regel­stu­di­en­zeit beträgt zehn Semes­ter an der Uni und acht Semes­ter an der Fach­hoch­schule, inklu­sive Pra­xis­se­mes­ter. Inzwi­schen ist das Stu­dium schon vie­ler­orts auf Bache­lor und Master umgestellt.

In Berlin kann man Elek­tro­tech­nik an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät, der Tech­ni­schen Fach­hoch­schule – ab April Beuth-Hoch­schule für Tech­nik Berlin – und der Fach­hoch­schule für Tech­nik und Wirt­schaft stu­die­ren. An der pri­va­ten Stein­beis-Hoch­schule gibt es außer­dem einen dualen Stu­di­en­gang in „Elec­tro­tech­ni­cal Systems“. 

Dort findet man über­all fast nur Männer. In inge­nieur­wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en­gän­gen liegt die Frau­en­quote bei gerade einmal acht Pro­zent. Des­halb wirbt der Ver­band der Elek­tro­tech­nik beson­ders um Frauen und hofft auf „mehr Frauen-Power“.