Bildungspläne

[Bil­dungs­po­li­tik] Mehr Geld für die Bil­dung – so sieht es der Koali­ti­ons­ver­trag vor. Davon pro­fi­tie­ren aber vor allem die, die es bereits haben.

Deutsch­land hat gewählt. Die nächs­ten vier Jahre haben Union und FDP das Sagen – und Annette Scha­van, wenn es um Bil­dung geht. Die CDU-Poli­ti­ke­rin bleibt auch unter Schwarz-Gelb Bil­dungs­mi­nis­te­rin. Eine wich­tige Auf­gabe: Der Koali­ti­ons­ver­trag widmet der Bil­dungs­po­li­tik das ganze zweite Kapi­tel. Wir schau­ten genauer hin.

Bil­dungs­fi­nan­zie­rung

Ver­trag: „Wir erhö­hen die Aus­ga­ben des Bundes für Bil­dung und For­schung bis 2013 um ins­ge­samt 12 Mrd. Euro.“

Bedeu­tung: Jedes Jahr gehen drei Mil­li­ar­den mehr in die Bil­dung. Damit soll der Bil­dungs­an­teil am Brut­to­in­lands­pro­dukt (Gesamt­wirt­schafts­leis­tung) von neun auf zehn Pro­zent erhöht werden. In Zeiten der Wirt­schafts­krise ein gutes Zei­chen. Unklar ist aller­dings, wohin genau das Geld fließt.

Sti­pen­dien

Ver­trag: „Wir wollen den Anteil der Sti­pen­dia­ten mit­tel­fris­tig von heute zwei auf zehn Pro­zent der Stu­die­ren­den erhö­hen. Die Sti­pen­dien sollen aus­schließ­lich nach Bega­bung ein­kom­mens­un­ab­hän­gig ver­ge­ben werden.“

Bedeu­tung: 300 Euro soll das Sti­pen­dium betra­gen. Der Bund betei­ligt sich aller­dings nur mit einem Vier­tel. Ein wei­te­res Vier­tel sollen die Länder zahlen, den Rest die Wirt­schaft. Ob die mit­zie­hen, ist frag­lich. Von Sti­pen­dien pro­fi­tie­ren vor allem Stu­die­rende, die aus Aka­de­mi­ker­fa­mi­lien kommen. Die Mehr­heit bleibt von dem Geld­se­gen ausgeschlossen.

Bücher­geld

Ver­trag: „Das bis­he­rige Bücher­geld der Begab­ten­för­de­rungs­werke wird auf 300 Euro ange­ho­ben und bleibt von der BAföG-Anrech­nung befreit.“

Bedeu­tung: Das geplante Sti­pen­dium besteht aus zwei Teilen. Abhän­gig vom Ver­mö­gen der Eltern und vom eige­nen Ein­kom­men wird ein Grund­be­trag von bis zu 585 Euro gezahlt. Dieser ent­spricht dem Bafög, muss aller­dings nicht zurück­ge­zahlt werden. Hinzu kommt das soge­nannte Bücher­geld, das allen Stipendia­ten zusteht, unab­hän­gig von ihrer Bedürf­tig­keit. Bis­lang beträgt es 80 Euro und soll somit knapp ver­vier­facht werden. Nicht erhöht wird aller­dings der Grund­be­trag, von dem vor allem Sti­pen­dia­ten aus ärme­ren Fami­lien profitieren.

Bafög und Bildungskredite

Ver­trag: „Wir wollen das Bafög sichern und wei­ter­ent­wi­ckeln. Die Mög­lich­keit, Bil­dungs­kre­dite über das 30. Lebens­jahr hinaus zu ver­läss­li­chen Kon­di­tio­nen zu erhal­ten, werden wir ausbauen.“

Bedeu­tung: Auch über 30-Jäh­rige sollen sich ver­schul­den können – zumin­dest wenn es ihrem Stu­dium dient. Was mit dem Bafög pas­siert, ist unklar. Es wird an Bedeu­tung ver­lie­ren – schließ­lich ist es bald kein Pro­blem mehr, an Kre­dite zu kommen.

Stu­di­en­an­fän­ger

Ver­trag: „Wir setzen uns zum Ziel, die Stu­di­en­an­fän­ger­quote weiter zu steigern.“

Bedeu­tung: Deutsch­land soll sich bilden. Eine Öff­nung für alle sozia­len Schich­ten könnte zu mehr Chan­cen­gleich­heit führen. Aber passt das mit Stu­di­en­ge­büh­ren zusam­men? Mehr Studis an den Unis können auch über­füllte Hör­säle bedeu­ten – wenn das Geld nur in Sti­pen­dien gesteckt wird und nicht direkt an die Hoch­schu­len fließt.

Auto­no­mie der Länder

Ver­trag: „Wir unter­stüt­zen die Länder in dem Ziel, Frei­heit und Auto­no­mie der Hoch­schu­len zu stär­ken. Des­halb werden wir das Hoch­schul­rah­men­ge­setz (HRG) aufheben.“

Bedeu­tung: Die Länder und vor allem die Hoch­schu­len selbst können mehr über Bil­dungs­po­li­tik ent­schei­den. Das bietet neue Chan­cen, birgt aber auch Gefah­ren. So könn­ten einige Unis sehr hohe Stu­di­en­ge­büh­ren ein­füh­ren. Bis­lang sorgt das bun­des­weite Rah­men­ge­setz dafür, dass die Stu­di­en­si­tua­tion sich von Land zu Land nicht allzu sehr unterscheidet.