Archiv der Jugendkulturen
Das 1998 gegründete Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. sammelt authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen und auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte und stellt sie der Öffentlichkeit in seiner Präsenzbibliothek kostenfrei zur Verfügung.
Darunter sind auch bereits mehr als 400 Diplom‑, Bachelor- und andere wissenschaftliche Arbeiten. Herausragende Arbeiten werden in der Verlagsreihe veröffentlicht. Wir sprachen mit Klaus Farin, dem Begründer des Archivs.
Warum soll es eine Buchreihe zum Thema Jugendkultur geben?
Es gibt so gut wie keine nachhaltige universitäre Forschung zu Jugendkulturen. Über viele Szenen „wissen” wir nur, was Popularmedien so berichten – und das ist nicht nur oft falsch, sondern auch noch medientypisch fokussiert auf das Extreme, Negative. Deshalb wollen wir mit unserer Buchreihe und dem ausgeschriebenen Honorar für Veröffentlichungen Studierende motivieren, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Welches Ziel verfolgt das Archiv der Jugendkulturen mit Büchern über die Punk-Szene oder Graffitisprayer mit Migrationshintergrund?
Graffiti und Punk sind zwei durchaus bedeutende Jugendkulturen, Graffiti ist zudem auch heftig umstritten. Deshalb wollen wir mit unseren Veröffentlichungen Differenziertheit in die Diskussion bringen. Typisch auch für viele unserer Veröffentlichungen: Hier reden nicht nur Experten über Jugendkulturen, sondern bei uns kommen Szene-Leute selbst zu Wort. Das Buch „Keine Zukunft war gestern. Punk in Deutschland” haben Punks komplett selbst geschrieben und gestaltet.
Aus welcher akademischen Ecke sollte man kommen, um ein Manuskript beim Archiv einreichen zu können? Eher Soziologie, Kulturwissenschaft oder Pädagogik?
Wir sind grundsätzlich an Arbeiten aus allen Fachbereichen interessiert. Das Thema „Rechtsrock” etwa könnte von Germanisten genauso behandelt werden wie von Musikwissenschaftlerinnen. Graffiti und Streetart sind für Ethnologen genauso interessant wie für Mediendesigner.
Was sind die Anforderungen an das Manuskript? Summa cum laude oder Praxisbezogenheit?
Mich interessieren Arbeiten, die ein Thema wirklich durchdringen, wo man spürt, dass der Autor oder die Autorin mit Leidenschaft dabei war und nicht nur, um eine Pflicht zu erfüllen. Mich interessieren eigene, originelle Forschungen und Denkansätze. Arbeiten, die ausschließlich auf Erkenntnissen von Sekundärmedien basieren, also bereits Bekanntes noch einmal zusammenfassen, interessieren mich weniger.
Infos: www.jugendkulturen.de
Ausgewählte Publikationen des Archivs:
KanakCultures: Kultur und Kreativität junger MigrantInnen. Projektgruppe JugendArt.
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Spunk: Eine Graphic Novel.
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