„Das sind doch keine Klischees!“
[Interview] Er ist 25 Jahre, Comedian und einer von uns. Der Student David Werker erobert die deutschen Comedy-Bühnen und tritt seit einem Jahr mit seinem Soloprogramm auf. Dieses hat er nun zu Papier gebracht und spricht uns Studenten mit seinem Buch aus der Seele. Wir unterhielten uns mit David über seinen Alltag zwischen Bühne und Hörsaal.
Ist dein Buch identisch mit deinem Bühnenprogramm?
Die beiden sind komplett verschieden! Das Buch ist nummeriert, das ist mein Programm nicht. Bei Auftritten gibt es außerdem immer nur einen Ausschnitt aus meinem Programm, daher variiert die Bühnenshow.
Das Buch greift alle Klischees über das Studentenleben auf …
Nein, das sind doch keine Klischees! Das, was ich im Buch schreibe, ist alles Realität.
Deine Wohnung ist tatsächlich so übel wie beschrieben?
Ja, sicher. Es gibt ja verschiedene Wohnungsarten, die heißen „Loft, Maisonette oder Appartement”. Meine heißt Loch.
Dort wohnst du jetzt noch, kannst du dir nichts Besseres leisten?
Ich wohne wirklich noch dort. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass ich besseres Essen bekomme. Wenn ich so viel unterwegs bin, gibt es jetzt auch mal Tiefkühlpizza.
Passt du dein Bühnenprogramm den Orten an, in denen du auftrittst?
Ja schon. In Siegen mach ich nicht so viele Witze darüber, dass man schöne schwarz-weiß Fotos mit dem Farbfilm machen kann. Die Beulen heilen danach immer so langsam.
Wie reagiert älteres Publikum, das mit Studenten nicht mehr viel am Hut hat, auf dich?
Sehr gut, die haben nicht mehr so viel Kraft, die Flaschen bis auf die Bühne zu werfen. Es gibt aber auch gute und liebe Zwischenrufe von den Älteren. Aber dann sag ich immer: Ja, Mutti, danke, ich hab dich auch lieb.
Wer sind deine Vorbilder?
Dieter Nuhr finde ich super. Auch Mario Barth reißt auf seine Art das Publikum mit. Sonst gibt es noch so viele, Atze Schröder, Axel Stein …
… das sind alles nur Männer!
Oh, das stimmt. Es gibt natürlich auch gute Frauen, wie Cindy aus Marzahn. Und Anke Engelke, obwohl ihre Stärke nicht die Bühne, sondern eher die Sketchshows sind.
Warum sind relativ wenige Frauen bekannte Comedians? Kann man über Männer allgemein mehr lachen?
Das kann schon sein. Das sieht man auch daran, dass, wenn ein nackter Mann auf der Bühne steht und sich zum Idioten macht, es alle automatisch lustig finden. Wenn es um eine Frau geht, dann dreht sich alles darum, wie sexy sie ist und warum sie das macht.
Mittlerweile versucht jeder, witzig zu sein und sich permanent via Web mitzuteilen. Werden dadurch nicht viele Themen schon verbrannt?
Ich finde, gerade dadurch hat man immer wieder neuen Stoff. Da sich jeder mit jedem Schwachsinn zu Wort meldet, kann man viel daraus ziehen. Wenn ein Typ postet, „Mann, ich kann nicht schlafen” und fünf Minuten später dann „Ah, ich kann immer noch nicht schlafen”, dann denk ich mir: „Idiot, mach doch einfach den PC aus, und geh ins Bett!”
Facebook, StudiVZ oder Twitter – jeden Tag hast du einen Eintrag. Kommt man heutzutage nicht mehr drum herum, sich selbst auf diesen Plattformen zu verkaufen?
Ich glaube nicht. Was Werbung angeht, muss man sich anpassen, um auf sich aufmerksam zu machen. Zumal Künstler aller Sparten dies mittlerweile nutzen.
Wie viele technische Geräte besitzt du dafür?
Gar keine, ehrlich! Ich versuche gerade, das Internet kennenzulernen und drucke es mal aus, aber das dauert noch, Papier und Farbpatrone sind schon alle.