In einem Zug durch die Nacht
Neu in Berlin und orientierungslos? Uni neu, Umfeld neu – Leben neu. Es gibt einige Locations, bei denen wir uns einig sind: „gefällt mir“.
Ahnungslos und hilflos stehst du in der Gegend und hoffst darauf, dass irgendwas passiert. Dass dich irgendjemand an die Hand nimmt. Wir treffen dich in der Warschauer Straße und starten von dort aus unseren Partyabend. An der Revaler Straße reihen sich Clubs wie an einer Perlenkette aneinander. Zum Vorglühen machen wir noch einen Schlenker in die Simon-Dach-Straße. Neben den lärmenden Touristenbars und den überfüllten Gehwegen findet man hier auch günstige Spätis mit einem breiten Angebot an alkoholischen Getränken. Denk dran, die Pulle muss leer sein, bevor wir die Clubs entern. Für fast jeden Musikgeschmack ist hier die passende Party am Start. RAW-Tempel, Cassiopeia und Rosis sind die Locations – um nur ein paar Namen zu nennen.
In der Partytram durch Mitte
Wenn wir hier alles abgegrast haben, setzen wir uns in die Partytram M10 und steigen an der Eberswalder wieder aus. Das große Backsteingebäude heißt zwar Kulturbrauerei, doch ist es eher ein kleines Partydorf aus mehreren Clubs. Ein nettes Feature bietet der Soda Club für die Damen. Bis 1 Uhr zahlen sie nichts, und obendrauf gibt’s einen Getränkegutschein geschenkt. Wenn sich das mal nicht lohnt! Es sind aber noch andere Clubs da. Etwas Ausgefallenes gefällig? Wie wäre es zum Beispiel mit Musik für Schwerhörige? Die gibt’s im Kesselhaus. Wer nicht schwerhörig ist, nimmt sich Ohrstöpsel mit, ohne die wird man es sonst. Wir trinken noch ein Bier, bevor wir Zu Mir Oder Zu Dir in der Lychener Straße gehen. Die Schönhauser Allee stadteinwärts gelangt man ins White Trash Fast Food – eines der bekanntesten Lokale Berlins. Abends gibt es amerikanische Küche zu happigen Preisen und neben Konzerten aller Musikrichtungen später dann Partys auf zwei Floors.
Subkultig in den Untergrund
Soll es lieber in die Subkultur gehen, dann wieder rein in die M10 und ab zur Bernauer Straße. Vereinsmäßig betrieben, hat die Brunnen 70 in der – richtig geraten – Brunnenstraße moderate Getränkepreise und eine sympathische „Tür“. Mit dem Zug geht es vertikal unter die Oberfläche in ein sich ständig wandelndes Geflecht aus Räumen, Gängen und Nischen. Bei keinem Besuch ist der Laden wiederzuerkennen. Während sich das Projekt Mediaspree weiter ausbreitet und alt eingesessene Clubs am Spreeufer zum Aussterben zwingt, sind Oasen wie der Reagge-Shuppen Yaam am Stralauer Platz noch zugänglich. Wie lange noch, ist fraglich. Nirgendwo ist Berlin so multikulti wie an diesem Ort. Jamaikanische Klänge und grüner Dunst schaukeln die Luft. Wem es in der Partyhalle zu heiß ist, der findet im Außenbereich eine Strandbar im Sommer und Feuertonnen im Winter. Wer will, kann jetzt einen Abstecher ins Berghain machen. 2009 zum besten Elekro- Club der Welt gekürt, zieht er ein wildbuntes Publikum aus der ganzen Welt an. Nichtsdestotrotz sind der Sound und das Equipment majestätisch, ebenso die Warteschlange vor dem Eingang. Überlege dir gut, ob du die passenden Schuhe trägst, bevor du dich anstellst. Die Auslese durch Türsteher Sven Marquardt ist berüchtigt.
Absturz in der Russendisko
Ihr wollt noch nicht nach Hause? Keine Panik, das Kaffe Burger in der Torstraße findet ihr selten geschlossen vor. Die lustige Absturzkneipe ist perfekt, um seine Restlibido zu verheizen. Der Schmuddel-Style zieht ein breites Klientel an und macht den Club zu einem Treffpunkt mit ausgelassener Stimmung. So mancher Single versucht dort sein Glück – wir gehen dort hin, um den Abend ausklingen zu lassen. Realistisch gesehen wären wir jetzt pleite, denn über solch ein astronomisches Budget, das für Eintritt und Getränke drauf geht, verfügen wir armen Unterhaltsschmarotzer und BAföG-Empfänger leider nicht. Es bleibt wohl doch bei einem Spaziergang mit Bierchen durch den Kiez. Dabei fällt es auch viel leichter, sich auf den Studienalltag zu konzentrieren.
Frank Döllinger, Bettina Jungwirth