Kürschners Kaffeeklatsch 28.12. — 2.1.2012
Und diesmal zum Kaffeeklatsch: Wem wir 2012 huldigen können, warum 2011 zu viele Ausbildungsberufe zur Verfügung standen, Hochschulabsolventen vermeintlich zu glücklich sind und wo in Berlin die besten Silvesterpartys stattfinden.
Das Jahr 2011 neigt sich unweigerlich dem Ende zu. Was kommt im nächsten? Können wir uns auf etwas freuen? Natürlich! 2012 ist Alan-Turing-Jahr. In diesem Jahr wäre der Mathematiker und Logiker, der die Turingmaschine, die nebenbei gesagt ja eigentlich gar keine Maschine ist, 100 Jahre alt geworden. Das wird also auch DAS Jahr für die Philosophiestudenten unter uns, die sich grundsätzlich mit der Logik und der Analytischen Philosophie rumschlagen müssen. Im Turing-Jahr ist es ein Muss, das Ganze auch noch zu verstehen, um bei den Pausengesprächen mithalten zu können. Auf dem Schulhof war man schließlich auch irgendwann out, wenn man die Integralrechnung nicht verstehen wollte.
Dass Wissen und Können sich immer noch auszahlen, besagt eine Studie die kürzlich in der Zeitschrift “American Sociological Review” erschien. Demnach sind die unter uns besser Gebildeten im Durchschnitt weniger arbeitslos und haben eher Vollzeitarbeitsplätze. Dass sie mehr verdienen, höher gestellte Jobs und größere Aufstiegschancen haben und wohlhabender sind, steht außer Frage. Außerdem sollen sie laut Studie mehr soziale Verbindungen haben und länger und gesünder leben. Was kann man in dem euphorischen Moment des Glückes, der Bewusstwerdung, dass man zu diesem Menschenteil gehört, dem diese Gnade zukommt, was kann man dazu dann noch sagen? Was fragen? Ob sie in der Studie auch Geisteswissenschaftler befragt haben?
Ja, ja, als Geisti hat man es schwer den Berufseinstieg zu schaffen, aber auch als junger Mensch, der eine Berufsausbildung beginnen möchte, hat man es nicht leicht. Dabei ist es zum einen Teil der Fall, dass wenig Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Was aber immer stärker diskutiert wird, ist die Einsicht, dass viele Jugendliche gar nicht ausbildungsreif sind. Laut der Bundesanstalt für Arbeit mussten im September 2011 29.700 Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Auch ein Grund für die nicht gegebene Ausbildungsreife ist die Tatsache, dass die Unternehmen zu hohe Hürden setzen. Das diskutierte die Soziologin Heike Solga von der FU Berlin in einem taz-Interview.
Unternehmen können sich bei der steigenden Zahlen der Abiturienten ihre Auszubildenden sehr gut auswählen, weshalb gerade Hauptschüler das Nachsehen haben. Man kann nur hoffen, dass in naher Zukunft ambitionierten Eltern und leistungsfixierten Jugendlichen wie auch Staat und Wirtschaft bewusst wird, dass das Abitur als Reifeprüfung für ein Studium und andere höherqualifizierte Berufe wie Fluglotsen oder den höheren Verwaltungsdienst dienen sollte.
Zum Abschied für dieses Jahr hier ein paar Zukunftsaussichten, die auf spannende Erfindungen und Entwicklungen in den kommenden 200 Jahren hoffen lassen. In diesem Sinne euch einen guten Start ins neue Jahr und in die zweite Hälfte des Wintersemesters.