Politikberatung. Die Ethikkommission nach Fukushima

Aka­de­mie­mit­glied Ortwin Renn hält den zwei­ten Vor­trag im Rahmen der Vor­le­sungs­reihe „Wis­sen­schaft­li­che Poli­tik­be­ra­tung” zu dem Thema „Poli­tik­be­ra­tung in Kri­sen­zei­ten: Die Ethik­kom­mis­sion nach Fukushima”.

Ange­sichts der Steue­rungs­pro­ble­ma­tik in plu­ra­lis­ti­schen Gesell­schaf­ten bedie­nen sich poli­ti­sche Akteure mehr denn je wis­sen­schaft­li­cher Bera­tungs­gre­mien, deren Auf­gabe es ist, Pro­bleme zu iden­ti­fi­zie­ren, Hin­ter­grund­wis­sen für Ent­schei­dungs­trä­ger auf­zu­ar­bei­ten, Lösungs­wege auf­zu­zei­gen oder Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven zu ent­wer­fen. Obwohl die meis­ten dieser Gre­mien zur Poli­tik­be­ra­tung mit Fach­leu­ten aus den Natur- und Tech­nik­wis­sen­schaf­ten besetzt sind, werden zuneh­mend auch Geis­tes- und Sozi­al­wis­sen­schaft­ler in solche Gre­mien beru­fen, sei es, weil die Themen sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Sach­ver­stand erfor­dern (etwa Bil­dungs­fra­gen) oder weil eine umfas­sende Bewer­tung von Poli­tik­op­tio­nen gefragt ist (Ethik­kom­mis­sion). Ein beson­ders pro­mi­nen­tes Bei­spiel für einen sol­chen Bewer­tungs­auf­trag ist der von Kanz­le­rin Angela Merkel ein­be­ru­fene Ethik­rat zur Bewer­tung der Ener­gie­ver­sor­gung nach dem Unfall von Fuku­shima. Der Vor­trag berich­tet aus der Arbeit der Ethik­kom­mis­sion, zeigt die Bedin­gun­gen für Erfolg wie auch Miss­erfolg auf und geht auf die Poten­ziale aber auch Gren­zen wis­sen­schaft­li­cher Poli­tik­be­ra­tung ein.

Ethikkommission nach Fukushima

Wis­sen­schaft­li­che Poli­tik­be­ra­tung wird von Poli­ti­kern, Öffent­lich­keit und Medien glei­cher­ma­ßen mit über­stei­ger­ten Erwar­tun­gen kon­fron­tiert wie mit unver­hält­nis­mä­ßi­ger Kritik über­zo­gen. Ebenso haben nicht wenige der bera­ten­den Wis­sen­schaft­ler unrea­lis­ti­sche Vor­stel­lun­gen darübe, wel­chen Ein­fluss sie haben soll­ten. Bei nüch­ter­ner Betrach­tung ist es des­we­gen kei­nes­wegs über­ra­schend, dass die all­seits über­zo­ge­nen Erwar­tun­gen häufig zu Kon­flik­ten, Ent­täu­schun­gen und wech­sel­sei­ti­gem Miss­trauen führen.
Was also kann wis­sen­schaft­li­che Poli­tik­be­ra­tung tat­säch­lich leis­ten? Was kann rea­lis­ti­scher­weise von ihr erwar­tet werden? Wann gelingt sie, und wann schlägt sie fehl? Die Vor­trags­reihe geht diesen und ande­ren Fragen nach.

Ort/ Zeit

6.03.2012, 18:00 Uhr 
Aka­de­mie­ge­bäude am Gen­dar­men­markt, Einstein-Saal
Jäger­strasse 2223, 10117 Berlin


Weitere Termine der Vortragsreihe

20.3. 2012
From nuclear winter to cli­mate change:
the poli­ti­cal uses of sci­en­tifi c dissent
Naomi Oreskes
Uni­ver­sity of Cali­for­nia, San Diego, USA

 

17.4.2012
Les­sons from 50 Years of Sci­ence Advice
to the US President
Robert Pielke jr.
Uni­ver­sity of Colo­rado, USA