Für die Tonne produziert?

Für diesen Reparaturversuch im Kreuzberger Repair Café benötigt man eine Lupe. Foto: Tobias Hausdorf

Zahl­lose Elek­tro­ge­räte werden jedes Jahr ver­schrot­tet, der Begriff Weg­werf­ge­sell­schaft bezieht sich schon lange nicht mehr nur auf Lebens­mit­tel. Doch es gibt Alternativen.

Es soll ja Stu­den­ten geben, die sich – vor allem in der Klau­su­ren­phase – mit Amphet­ami­nen wie Rita­lin auf­put­schen. Mir reicht da im Grunde meine hoch­do­sierte täg­li­che Dosis an Kof­fein, am liebs­ten in Form von Kaffee. Blöd nur, wenn eben diese Maschine ihren Geist auf­gibt, die mich mit meiner Droge ver­sor­gen soll. Und das pas­sen­der­weise auch noch kurz nach Ablauf der Garan­tie. Zufall? Ich bin mir nicht sicher und nach eini­gen Wut­aus­brü­chen, Ent­zugs­er­schei­nun­gen und Repa­ra­tur­ver­su­chen, die außer einer demo­lier­ten Rück­wand der Kaf­fee­ma­schine nicht viel zur Lösung des Pro­blems bei­tra­gen, trans­por­tiere ich meine mor­gend­li­che Auf­steh­hilfe nach Kreuz­berg ins Ate­lier von Elisa Gar­rote Gasch. Dort findet seit Januar 2013 einmal im Monat das Repair Café statt. Das Prin­zip des Repair Cafés, von denen es fast fünf­zig in Deutsch­land gibt, ist es, alte oder kaputte Gegen­stände zu repa­rie­ren oder ihnen einen neue Ver­wen­dung zu geben. Ehren­amt­li­che Tech­ni­ker und Frei­wil­lige helfen dann bei der Instand­set­zung von Dingen, die nor­ma­ler­weise in der Tonne landen oder im Keller ver­stau­ben. So weit die Theorie.

Mit meiner Anmel­dung per E‑Mail konnte ich einen der begehr­ten Plätze ergat­tern. Unge­fähr zwan­zig Anmel­dun­gen gibt es jedes Mal pro Termin. So viele, dass Elisa auf Grund begrenz­ter Zeit, Platz und einem Mangel an tech­nisch Ver­sier­ten einige auf den nächs­ten Monat ver­trös­ten muss. Ich stelle fest, dass Kaf­fee­ma­schi­nen ein belieb­tes Mit­bring­sel zum Repa­rie­ren sind. Ob das daran liegt, dass wir Deut­schen unse­ren Kaffee am liebs­ten zuhause kon­su­mie­ren und damit die Maschi­nen überbeanspruchen?Oder doch eher an der von den Her­stel­lern geplan­ten Obso­le­s­zenz, also die absicht­li­che Redu­zie­rung der Lebens­dauer von Pro­duk­ten? Denn fast aus­schließ­lich tech­ni­sche Geräte finden ihren Weg ins Kreuz­ber­ger Repair Café. Nach­dem ich es geschafft habe, an die ver­meint­li­che Wurzel des Pro­blems zu kommen und die von mir miss­han­delte Rück­wand vom Innen­le­ben meiner Maschine zu lösen, gönne ich mir erst einmal einen Kaffee plus Muffin. Denn hier wird nicht nur geschraubt und gelö­tet, es herrscht auch eine rich­tige Café-Atmo­sphäre. Selbst­ge­ba­cke­nes, das von den Hil­fe­su­chen­den mit­ge­bracht wird, ziert einen klei­nen Tisch im Ate­lier – alles auf frei­wil­li­ger Spen­den­ba­sis, wie das ganze Pro­jekt. Leider muss der Scho­komuf­fin dann auch mein Trost­muf­fin werden. Denn das Pro­blem meiner Maschine sitzt tief. Genauer gesagt an den Pla­ti­nen, die sich am Boden befin­den und an die man nicht her­an­kommt, ohne das Gerät voll­stän­dig zu zer­stö­ren. Zufall? Dieses Mal nicht, denke ich.

Repair Café
Jeden ersten Montag im Monat, 16–20 Uhr
Alex­an­dri­nen­straße 4, im Hinterhaus
10969 Berlin-Kreuzberg

Anmel­dung unter:
repaircafe@​kunst-​stoffe-​berlin.​de