Ufologie und Freundschaftspflege
Studieren, was man wirklich möchte. Wer hat nicht schon mal davon geträumt? spree-Autor Tobias denkt über Studiengänge nach, die es geben sollte. Oder besser nicht?
„Wie wär’s, wenn wir auf die Wiese im Innenhof gehen? Und ich bestell’ für alle Kaffee!“, schlägt die junge Dozentin vor. Es ist 14 Uhr und der Kurs lümmelt in der Sonne und schlürft Cafeteria-Kaffee. Auf dem Rasen bilden sich kleine Grüppchen, alle unterhalten sich. Es ist mein Lieblingsseminar und heißt Kommunikation mit Freunden. Ziel der Übung ist es nicht nur, Gespräche zu führen, sondern aufmerksam zuzuhören. Einfach so und ohne Smartphone. Zwar sind nicht alle im Kurs meine Freunde, aber dafür ist es eben eine Übung.
Neuer Studiengang, neue Probleme
Ich studiere Freundschaftspflege, ein neuer Studiengang, der an der Humboldt Universität zu Berlin eingeführt wurde. Nicht ganz ohne Bedenken der Politik und kontroverse Diskussionen. Doch letztlich hat sich die Wissenschaft durchgesetzt: Neue Zeiten benötigen neue Fragen und Antworten.
Meine Seminare beschäftigen sich mit Themen wie postmoderner Freundschaft im 21. Jahrhundert, wo wir Freundschaftstypen im Facebook-Zeitalter analysieren und diskutieren oder angewandte Freundschaftspflege, worunter so ziemlich alles vom gemeinsamen Essen bis Entspannen fällt. Genau genommen ist Essen in der Mensa also Teil des Lehrplans. Anfangs fand ich das ungewohnt.
„Was, du hast jetzt Seminar?“, fragen meine Freunde zwischen zwei Happen ungläubig. „Ja, und auch noch eine richtige Vorlesung. Thema: Freundschaft zu Schillers Zeiten“, antworte ich und mir wird wieder einmal klar, wie ungern ich mit ihnen tauschen möchte.
Ich öffne die Tür zum Vorlesungssaal und die „Ode an die Freude“ dröhnt mir entgegen: „Wem der große Wurf gelungen/ eines Freundes Freund zu sein/ wer ein holdes Weib errungen/ mische seinen Jubel ein!“ Der Dozent, ein älterer Herr mit Lesebrille an einer Schnur, wippt im Takt. Vielleicht doch nicht die beste Veranstaltung, geht es mir durch den Kopf.
Von der Grenzwissenschaft zum Mainstream
Durch einen Freund habe ich von einem weiteren neuen Studiengang erfahren, der ebenfalls umstritten ist. Obwohl lange als Grenzwissenschaft verschrien, startet nämlich in diesem Wintersemester der Studiengang Ufologie an der Technischen Universität Berlin. Nach ersten Angaben sind die knapp hundert Studienplätze bereits vergeben. Fliegende Untertassen scheinen also nicht nur für Hobbywissenschaftler und meinen Kumpel interessant zu sein.
Laut Lehrplan werden neben der Geschichte der Ufo-Sichtung vor allem naturwissenschaftliche Grundlagen gelehrt. Astrophysik und Flugtechnik gehören ebenso zum Studienplan wie das Seminar Extraterrestrisch-kulturelle Kompetenz, das die Teilnehmer auf die Ankunft von Außerirdischen vorbereiten soll. „Das ist wirklich heikel. Die Ankömmlinge sollen ja weder verschreckt, noch zur Invasion eingeladen werden!“, erklärt mir mein Kumpel aufgeregt. Naheliegend ist auch der Einsatz von Drohnen in der Ufo-Forschung. So wird sich dem Phänomen wissenschaftlich und mit modernster Technik genähert.
Selbstredend werden Studierende ab dem Wintersemester 2014 auch unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern mit 500 Euro pro Monat gefördert. Denn was bringt den Studierenden von heute eine BAföG-Erhöhung ab 2016?