Ufologie und Freundschaftspflege

© Tobias Hausdorf

Stu­die­ren, was man wirk­lich möchte. Wer hat nicht schon mal davon geträumt? spree-Autor Tobias denkt über Stu­di­en­gänge nach, die es geben sollte. Oder besser nicht?

„Wie wär’s, wenn wir auf die Wiese im Innen­hof gehen? Und ich bestell’ für alle Kaffee!“, schlägt die junge Dozen­tin vor. Es ist 14 Uhr und der Kurs lüm­melt in der Sonne und schlürft Cafe­te­ria-Kaffee. Auf dem Rasen bilden sich kleine Grüpp­chen, alle unter­hal­ten sich. Es ist mein Lieb­lings­se­mi­nar und heißt Kom­mu­ni­ka­tion mit Freun­den. Ziel der Übung ist es nicht nur, Gesprä­che zu führen, son­dern auf­merk­sam zuzu­hö­ren. Ein­fach so und ohne Smart­phone. Zwar sind nicht alle im Kurs meine Freunde, aber dafür ist es eben eine Übung.

Neuer Studiengang, neue Probleme

Ich stu­diere Freund­schafts­pflege, ein neuer Stu­di­en­gang, der an der Hum­boldt Uni­ver­si­tät zu Berlin ein­ge­führt wurde. Nicht ganz ohne Beden­ken der Poli­tik und kon­tro­verse Dis­kus­sio­nen. Doch letzt­lich hat sich die Wis­sen­schaft durch­ge­setzt: Neue Zeiten benö­ti­gen neue Fragen und Antworten.

Meine Semi­nare beschäf­ti­gen sich mit Themen wie post­mo­der­ner Freund­schaft im 21. Jahr­hun­dert, wo wir Freund­schafts­ty­pen im Face­book-Zeit­al­ter ana­ly­sie­ren und dis­ku­tie­ren oder ange­wandte Freund­schafts­pflege, wor­un­ter so ziem­lich alles vom gemein­sa­men Essen bis Ent­span­nen fällt. Genau genom­men ist Essen in der Mensa also Teil des Lehr­plans. Anfangs fand ich das ungewohnt.

„Was, du hast jetzt Semi­nar?“, fragen meine Freunde zwi­schen zwei Happen ungläu­big. „Ja, und auch noch eine rich­tige Vor­le­sung. Thema: Freund­schaft zu Schil­lers Zeiten“, ant­worte ich und mir wird wieder einmal klar, wie ungern ich mit ihnen tau­schen möchte.

Ich öffne die Tür zum Vor­le­sungs­saal und die „Ode an die Freude“ dröhnt mir ent­ge­gen: „Wem der große Wurf gelungen/ eines Freun­des Freund zu sein/ wer ein holdes Weib errungen/ mische seinen Jubel ein!“ Der Dozent, ein älte­rer Herr mit Lese­brille an einer Schnur, wippt im Takt. Viel­leicht doch nicht die beste Ver­an­stal­tung, geht es mir durch den Kopf.

Freundschaftspflege: Der vielleicht beste Studiengang?

Freund­schafts­pflege: Der viel­leicht beste Studiengang?

Von der Grenzwissenschaft zum Mainstream

Durch einen Freund habe ich von einem wei­te­ren neuen Stu­di­en­gang erfah­ren, der eben­falls umstrit­ten ist. Obwohl lange als Grenz­wis­sen­schaft ver­schrien, star­tet näm­lich in diesem Win­ter­se­mes­ter der Stu­di­en­gang Ufo­lo­gie an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Berlin. Nach ersten Anga­ben sind die knapp hun­dert Stu­di­en­plätze bereits ver­ge­ben. Flie­gende Unter­tas­sen schei­nen also nicht nur für Hob­by­wis­sen­schaft­ler und meinen Kumpel inter­es­sant zu sein.

Laut Lehr­plan werden neben der Geschichte der Ufo-Sich­tung vor allem natur­wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen gelehrt. Astro­phy­sik und Flug­tech­nik gehö­ren ebenso zum Stu­di­en­plan wie das Semi­nar Extra­ter­res­trisch-kul­tu­relle Kom­pe­tenz, das die Teil­neh­mer auf die Ankunft von Außer­ir­di­schen vor­be­rei­ten soll. „Das ist wirk­lich heikel. Die Ankömm­linge sollen ja weder ver­schreckt, noch zur Inva­sion ein­ge­la­den werden!“, erklärt mir mein Kumpel auf­ge­regt. Nahe­lie­gend ist auch der Ein­satz von Droh­nen in der Ufo-For­schung. So wird sich dem Phä­no­men wis­sen­schaft­lich und mit moderns­ter Tech­nik genähert.

Selbst­re­dend werden Stu­die­rende ab dem Win­ter­se­mes­ter 2014 auch unab­hän­gig vom Ein­kom­men ihrer Eltern mit 500 Euro pro Monat geför­dert. Denn was bringt den Stu­die­ren­den von heute eine BAföG-Erhö­hung ab 2016?