Die richtige Studienwahl – Zwischen Vernunft und Leidenschaft

Abitu­ri­en­ten stel­len sich jedes Jahr die Frage nach dem rich­ti­gen Stu­di­en­fach. Aus unzäh­li­gen Mög­lich­kei­ten müssen sie abwä­gen. Wel­ches Fach inter­es­siert? Gibt es genug Jobs in dem Bereich? Lässt sich damit Geld ver­die­nen? Was aber, wenn die innere Stimme ein brot­lo­ses Stu­di­en­fach favorisiert?

Die Suche nach dem Optimum

Die meis­ten von uns sind den Groß­teil ihres Lebens auf der Suche nach dem Per­fek­ten, den Hun­dert Pro­zent, dem Opti­mum. Das Leben sei schließ­lich dazu da, sich zu ver­wirk­li­chen und es nach den eige­nen Vor­stel­lun­gen zu gestal­ten. Ent­schei­dun­gen wie Partner‑, Berufs- oder Stu­di­en­wahl sollen mög­lichst gut zu unse­ren Werten, Inter­es­sen und Fähig­kei­ten passen.

Mit dem Studienabschluss zum großen Geld?

Die Ent­schei­dung für ein Stu­di­en­fach ist hier­bei eine der wohl schwie­rigs­ten. Die Fächer­aus­wahl ist so groß wie nie. Das Für und Wider für ein bestimm­tes Fach ist viel­fäl­tig. Sicher gibt es Berufe, die Geld und Lei­den­schaft ver­bin­den. Wer sich für tech­ni­sche und natur­wis­sen­schaft­li­che Fächer inter­es­siert, hat es hier­bei leichter.
Geis­tes­wis­sen­schaft­ler hin­ge­gen suchen sich Fächer aus, die sie halb­wegs inter­es­sie­ren und nicht gänz­lich in die Armut führen.
Denn für sie sind Fest­an­stel­lun­gen Man­gel­ware. Bei Fächern wie Jura, BWL oder Psy­cho­lo­gie wie­derum stehen uns die Türen offen und eine Spe­zia­li­sie­rung kommt später.
Was die Ent­schei­dung schwer macht ist, zwi­schen Inter­es­sen und Fähig­kei­ten sowie Chan­cen am Arbeits­markt und Gehalts­aus­sich­ten abzu­wä­gen. Was bietet mir das Fach? In wel­chen Berei­chen kann ich arbei­ten? Wie sieht der Berufs­all­tag später einmal aus? Es wird klar, die Ent­schei­dung für ein Stu­di­en­fach bedeu­tet mehr, als die Ent­schei­dung für eine Mate­rie. Es ist meist die Ent­schei­dung für ein Lebens­kon­zept. „Sicher­heit“ bedeu­tet: hohe Chan­cen auf einen Arbeits­platz nach dem Stu­dium, ein regel­mä­ßi­ges und hohes Ein­kom­men in einer kri­sen­si­che­ren Bran­che. Spä­tes­tens nach den finan­zi­ell eher mage­ren Stu­den­ten­jah­ren wissen die meis­ten von uns, wie gut es sich anfüh­len kann, wenn man Geld hat. Jeder weiß, wie wert­voll ein fester Arbeits­platz sein kann, bli­cken wir zu unse­ren euro­päi­schen Nach­bar­län­dern, wo die Jugend­ar­beits­lo­sig­keit rapide steigt.

Sicherheit ist toll, Leidenschaft besser?

Lei­den­schaft ist das, was sich mit unse­ren tiefs­ten Inter­es­sen deckt. Die Rea­li­tät zeigt, dass sich mit Stu­di­en­fä­chern in künst­le­ri­schen Berei­chen wie dem Schau­spiel, der Musik, der Kunst aber auch dem Jour­na­lis­mus selten gut Geld ver­die­nen lässt. Das­selbe gilt für Rand­fä­cher wie Archäo­lo­gie, Phi­lo­so­phie oder Afri­ka­nis­tik. Wer sich die Lei­den­schaft nicht durch rou­ti­nier­ten Alltag ver­der­ben lassen will, arbei­tet frei­be­ruf­lich. Damit wären wir dann bei der Unsi­cher­heit, die alles andere ist als die große Frei­heit, die wir uns erhofft haben.

Die Wahl des Stu­di­en­fa­ches ist min­des­tens so kom­plex, wie die Inter­es­sen und Lei­den­schaf­ten eines jeden von uns. Was ist mir per­sön­lich wich­tig? Will ich frei und selbst­be­stimmt leben und dafür das harte Brot als Frei­be­ruf­ler in Kauf nehmen? Oder wähle ich doch lieber die Sicher­heit und gehe das Risiko ein, dass mich mein Job irgend­wann langweilt?

Das Beste von Beidem

Es ist mög­lich, ein Fach zu stu­die­ren, wel­ches einem zwar nicht zu hun­dert Pro­zent gefällt, aber dafür den eige­nen Gehalts­vor­stel­lun­gen ent­spricht. Der Mit­tel­weg, der Kom­pro­miss – das gibt es auch. Was man liebt zu tun, kann als Hobby bestehen blei­ben. Man kann als Musi­ker auf pri­va­ten Feiern spie­len, Arti­kel für die ein oder andere Zei­tung schrei­ben oder Kla­mot­ten für Bekannte desi­gnen. Die Chan­cen, sich zu ver­wirk­li­chen, sind heut­zu­tage größer denn je. Es scheint, als sei nichts unmög­lich. Das Aller­wich­tigste dabei ist, mit den Kon­se­quen­zen leben zu können und auch zu akzep­tie­ren, dass etwas viel­leicht nicht opti­mal ist. Aber das ist auch in Ord­nung, denn es müssen im Leben stän­dig solche Ent­schei­dun­gen getrof­fen werden. Wenigs­ten das ist sicher.