Kopfüber auf die Erde

50 Sekunden freier Fall – unbeschreiblich.

Kinder krie­gen, ein Haus bauen, ein Baum pflan­zen und was noch? Einen Tan­dem­sprung machen.

»Was bringt dich eigent­lich dazu aus einem intak­ten Flug­zeug zu sprin­gen?« Die Frage von meinem Tand­em­pi­lo­ten Lutz geht mir durch den Kopf. Kurz bevor die Flug­zeug­tür auf­geht, wird mir doch flau im Magen. Einige Ver­rückte mit Wingsuits, also Flü­gel­an­zü­gen, stür­zen sich zuerst aus dem Flug­zeug, wie Falken in die Tiefe. 4000 Meter nach unten. Nun gibt es für mich kein zurück. Noch eine Vier­tel­stunde vorher bin ich sicher am Boden, auf dem Flug­platz in Fehr­bel­lin, circa eine Stunde mit dem Auto von Berlin ent­fernt. Der Flug­platz ist eine Wiese im Nord­wes­ten Bran­den­burgs, umge­ben von Raps­fel­dern. Als ich aus dem Auto Fall­schirm­sprin­ger über der Straße schwe­ben sehen kann, weiß ich, dass ich rich­tig bin.
Mein Herz schlägt höher und ich bin voller Eupho­rie. Wie wird das sein? Was für ein Gefühl? Und auch: Wird alles gut gehen und ich nach­her wieder gesund auf diesem Boden åwan­deln? Im Auf­klä­rungs­bo­gen steht etwas vom unwahr­schein­li­chen Fall, dass ein Schirm nicht öffnet. Das Risiko gehe ich ein und bestä­tige ich mit meiner Unter­schrift. Ein komi­sches Gefühl bleibt.

»Dein erster Sprung?«, fragt mich mein Tand­em­pi­lot Lutz, dessen Gesicht viel Sonne gese­hen hat. »Ja«, ant­worte ich. »Ist mein vier­ter. (kleine Pause) Für heute«, sagt er mit einem Zwin­kern. Irgend­wie beru­higt das, selbst als er mich später fragt, wofür ein bestimm­ter Kara­bi­ner über­haupt sei.

In der Halle berei­ten wir uns auf den Sprung vor. Als erstes ziehe ich mir den Sprung­an­zug über und bekomme das Gurt­zeug ange­legt. Am Boden machen wir Tro­cken­übun­gen für die drei Phasen Absprung, Fall und Lan­dung. Das sieht erst­mal komisch aus und ich kann mir kaum vor­stel­len, wie es in echt sein wird. Merke ich mir alles?

Das war es mit der Ein­füh­rung und mit wack­li­gen Knien gehen wir zur Start­bahn. Ein klei­ner Zaun umgrenzt diese. An der Pforte ein Schild: Pony­hof, 4km nach oben. Oh man, denke ich mir. Alle zum Scher­zen auf­ge­legt hier? Wir stei­gen ins Flug­zeug. Die kleine Maschine ist schnell mit acht wei­te­ren Ver­rück­ten gefüllt.

Kurz bevor die Flugzeugtür aufgeht, wird mir doch flau im Magen

Ja, was bringt mich eigent­lich dazu aus einem Flug­zeug zu sprin­gen? Die Flug­zeug­tür ist schon offen, wir sind das letzte Tandem, das springt und sitzen anein­an­der geket­tet an der Kante, bezie­hungs­weise bau­mele ich schon drau­ßen, wäh­rend Lutz, der Tand­em­pi­lot, noch sitzt. Blick nach unten, oh Gott. Aber zum Absprung soll der Kopf in den Nacken. Viel­leicht um genau diese Panik zu verhindern?

Zack, kein halten mehr, wir sind raus, ich fliege, kopf­über runter! Die Luft rauscht an mir vorbei. Unter mir ein Wol­ken­meer. Ein atem­be­rau­ben­der Aus­blick. Atmen? Durch die Nase. An die Hohl­kreuz­stel­lung denken und Arme aus­brei­ten. Wie Ikarus stürze ich nach unten und kann sogar einen Regen­bo­gen aus­ma­chen: Über den Wolken ist dieser ein Licht­ring. Wahn­sinn. Ich fliege durch die Wolken, sehe kurz nur weiß. Flop. Ein Ruck und der Fall­schirm geht auf – nicht das ich daran gezwei­felt hätte. Lang­sam pen­deln wir nach unten. Ich kann sogar den Raps rie­chen. In der Ferne erkenne ich die Aus­läu­fer Ber­lins. Bereit zur Lan­dung? Ich win­kele die Beine an, wie vorher geübt und lande sanft auf dem Hin­tern. Nur eine knappe Minute war der freie Fall. Danach noch ein paar Minu­ten mit Schirm schwe­ben. Ich kann es kaum glau­ben, es geht so schnell vorbei. Der Ein­druck brennt sich aber für immer ein. Zum Glücks­ge­fühl gesellt sich die Beru­hi­gung wieder sicher ange­kom­men zu sein. Am liebs­ten gleich noch einmal.

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