Durchstarten in Berlin

Rune (links) und David wollen ihr Start-Up Trunkbird in Berlin großmachen. © Kamila Zych

Eine Mit­fahr­ge­le­gen­heit für Pakete? Was sich nach einer Idee anhört, die sich ein Stu­dent spon­tan aus­ge­dacht hat, ist in Däne­mark bereits Rea­li­tät. Trunk­Bird ist ein 2014 gegrün­de­tes Start-Up aus Kopen­ha­gen, wel­ches kos­ten­lo­ses Reisen und Res­sour­cen sparen ver­bin­den möchte. Ein Kon­zept, wie gemacht für Ber­li­ner Studenten?

David ist seit knapp fünf Mona­ten bei Trunk­Bird und bezeich­net sich selbst als den Advi­sor des Teams. »Ich bin haupt­säch­lich für die deut­sche Web­seite von Trunk­Bird zustän­dig, über­setze Texte und unter­stütze beim Mar­ke­ting«, sagt er. Rune ist der PR-Beauf­tragte des Start-Ups, aber über­nimmt momen­tan alle mög­li­chen Auf­ga­ben – wie es bei einem Start-Up wohl üblich ist, wenn nur ein klei­nes Team zusam­men arbei­tet. Denn dieses besteht aus vier Grün­dern: Daniel, Mads Emil, Rune und Nikita. Aber die Jungs aus Kopen­ha­gen bekom­men Hilfe, zum Bei­spiel durch den Neu­zu­gang David und von einem großen IT-Team in der Ukraine. »Wenn ich sehr beein­dru­ckend klin­gen will, dann zähle ich auch noch unsere Inves­to­ren mit, alle Men­schen die uns hier in Deutsch­land unter­stüt­zen und in der Ukraine vor den Bild­schir­men sitzen«, meint Rune.

Vom Nesthocker zum Botenvogel

Die Idee von Trunk­Bird kam aus der Not heraus: Daniel hatte bei seinen Eltern in Jüt­land einige Sachen, die er für sein Stu­dium in Kopen­ha­gen brauchte. Das Pro­blem waren die zu große Ent­fer­nung, um mal kurz nach Hause zu fahren und die hohen Por­to­kos­ten für einen Ver­sand. Also star­tete Daniel kur­zer­hand einen Aufruf bei Face­book und hoffte darauf, jeman­den zu finden, der zufäl­lig genau diese Stre­cke fahren würde und seine Sachen mit­neh­men könnte.

Für ein biss­chen Tank­geld hat sich schnell jemand wil­li­ges gefun­den und Daniel dachte sich: »Warum nicht eine Platt­form erstel­len, die genau einen sol­chen Aus­tausch ermög­licht?«. So war Trunk­Bird gebo­ren, bezie­hungs­weise Bringrs, wie der Vor­läu­fer hieß. Der Name musste aus recht­li­chen Grün­den geän­dert werden, da er dem eines bekann­ten däni­schen Paket­diens­tes ähnelte. »Das Schöne an dem neuen Namen ist, dass er auf den per­sön­li­chen Kon­takt anspielt, den wir damit auch errei­chen«, sagt David. Trunk­Bird bedeu­tet wört­lich über­setzt »Kof­fer­raum-Vogel«.

»Die Vision ist klar: Wir wollen Leuten die Mög­lich­keit bieten kos­ten­los zu reisen. Des­halb ist es gerade für Stu­den­ten sehr attrak­tiv, da sie Rei­se­kos­ten sparen und neue Orte ent­de­cken, die sie so viel­leicht nie gese­hen hätten«, fasst Rune zusam­men. »Die zweite Ebene ist, dass man dadurch vor­han­dene Res­sour­cen besser nutzt. Heut­zu­tage ist bekannt, dass Autos, Flug­zeuge etc. immer weni­ger trans­por­tie­ren, als sie eigent­lich könn­ten. Bei­spiels­weise sieht man auf der Auto­bahn oft nur einen Men­schen im Auto fahren – das ist ein­fach dumm. Man hat den ver­füg­ba­ren Stau­raum, nur es gibt immer noch zu viele Kof­fer­räume, die wäh­rend sol­cher Fahr­ten regel­recht leer ›her­um­flie­gen‹.«

Es geht nach Berlin

Zu Beginn gab es viel mehr Auf­träge als Brin­ger, sodass das Team von Trunk­Bird selbst welche über­nom­men hat, auch um zu schauen, was funk­tio­niert und was nicht. Nach eini­ger Zeit fand das Kon­zept viele Anhän­ger, nicht nur in Kopen­ha­gen, son­dern in ganz Däne­mark und das Team ent­schied sich zu expan­die­ren. Nach kurzer Über­le­gung war klar, dass es nach Berlin geht. »Es mag jetzt etwas kit­schig klin­gen, aber ich habe mir immer gedacht ‚Wenn es in Deutsch­land funk­tio­niert und die Deut­schen es akzep­tie­ren, dann muss es gut sein‘«, begrün­det Rune die Entscheidung.

»Viel­leicht wäre es schlauer gewe­sen, wären wir noch etwas länger in Kopen­ha­gen geblie­ben und hätten das ganze Kon­zept per­fek­tio­niert. Jedoch waren wir sei­tens der Inves­to­ren mehr oder weni­ger gezwun­gen, uns schnell aus­zu­brei­ten, da sie Ergeb­nisse und vor allem einen Grund sehen woll­ten, in unser Pro­jekt zu inves­tie­ren. Ande­rer­seits waren auch wir neu­gie­rig, ob unsere Idee auch außer­halb Däne­marks funk­tio­nie­ren würde«, erzählt Rune.

Ziel dieses Kon­zept ist es, jungen Men­schen kos­ten­güns­ti­ges Reisen zu ermög­li­chen. »Manch­mal kann es güns­ti­ger sein, manch­mal auch nicht – es kommt auf den Gegen­stand an, wel­chen man ver­sen­den möchte; beson­ders Gewicht und Größe spie­len eine Rolle. Ein Vor­teil, den wir haben, ist, dass man dabei auch Men­schen ken­nen­lernt und immer in Kon­takt blei­ben kann. Bei den meis­ten Paket­diens­ten musst du dich mit einer vagen Zeit­an­gabe zufrie­den­ge­ben und ent­we­der kommt das Paket an oder eben nicht«, erklärt Rune. »Obwohl ich kein pro­fes­sio­nel­ler Paket­zu­stel­ler bin, weiß ich trotz­dem, was nett ist zu wissen und was nicht: Als ich Sachen über Trunk­Bird trans­por­tiert habe, habe ich immer eine kurze SMS geschrie­ben, wenn ich mich etwas ver­spä­ten würde und die Reak­tio­nen waren meist: ›Wow, wie cool ist das denn! Du schreibst mir, dass du dich verspätest‹.«

Trotz der hehren Visio­nen basiert Trunk­Bird nicht auf Dring­lich­keit und Pünkt­lich­keit. Wer also etwas schnell und ver­si­chert ver­schi­cken will, sollte wei­ter­hin auf die großen Paket­zu­stel­ler oder Cou­rier-Dienste setzen. Doch wer ein kos­ten­güns­ti­ges Aben­teuer möchte, kann sich auf www.trunkbird.com als Bote versuchen.