Auf der Couch mit: Der Liedermacherin

Konstanze Renken erklärt, wieso Liedermacher keine Singer-Songwriter sind. © Kathrin Stopp

In unse­rer Serie spre­chen wir mit stu­den­ti­schen Künst­le­rin­nen und Künst­lern: Dies­mal mit der Musi­ke­rin Konni Renken, die eigent­lich Kon­stanze heißt, über die Ver­bin­dung von Musik und Spra­che und dar­über, warum Lie­der­ma­cher keine Singer-Song­wri­ter sind.

Wie soll ich dich im Interview nennen, Konstanze oder Konni?

Könn­test du bitte beides erwäh­nen? Wenn die Leute Konni hören, denken sie immer, ich hieße Kor­ne­lia. Das möchte ich nicht.

Welche Bedeutung hat Musik in deinem Leben?

Musik hat in meinem Leben eine rie­sen­große Bedeu­tung, weil sie mich immer beglei­tet. Egal ob man gerade fröh­lich ist oder melan­cho­lisch oder trau­rig – Musik ist ein­fach immer da und unter­stützt dieses Gefühl. Sie hilft mir, mich aus­zu­drü­cken. Und es ist schön zu hören, was andere damit machen.

Du hast gerade deinen Bachelor in Germanistik und vergleichender Literaturwissenschaft abgeschlossen. Hängen Literatur und Musik für dich zusammen?

Sie stehen auf jeden Fall mit­ein­an­der in Ver­bin­dung. Ich schreibe gerne und mache gerne Musik. Beides mit­ein­an­der zu kom­bi­nie­ren ist für mich die logi­sche Kon­se­quenz. Sowohl Spra­che als auch Musik haben einen eige­nen Rhyth­mus. Das kann man wun­der­bar mit­ein­an­der in Ein­klang brin­gen, um Stim­mun­gen zu übertragen.

Was inspiriert dich, eigene Lieder zu schreiben?

Das ist sehr unter­schied­lich. Manch­mal fällt mir ein­fach ein Aus­druck oder ein Wort­spiel ein. Das nehme ich dann als Basis und kon­stru­iere ein Lied darum herum. Manch­mal spiele ich auch mit der Gitarre rum und schreibe dann einen pas­sen­den Text dazu. Ich nehme auf, was um mich herum pas­siert und ver­su­che, daraus Lieder zu stricken.

Wie würdest du deine Musik beschreiben? Welchem Stil ordnest du dich zu?

Ich würde es in die Kate­go­rie »Lie­der­ma­che­rei« packen. Wobei das ein großer Begriff ist, bei dem man sofort an Namen wie Rein­hard Mey und Kon­stan­tin Wecker denkt. Mit denen will ich mich natür­lich nicht ver­glei­chen. Das Wort beschreibt eben, dass wir auf Deutsch schrei­ben und unsere Mut­ter­spra­che in einem akus­ti­schen Rahmen umset­zen. Und, dass wir keine Rie­sen­band im Nacken haben. Des­we­gen finde ich »Lie­der­ma­che­rin« auch einen schö­ne­ren Aus­druck als »Singer-Song­wri­ter«. Bei letz­te­rem denkt man sowieso erst einmal an eng­li­sche Texte. Das ist auch so ein schwam­mi­ger Begriff, weil jeder, der einmal eine Gitarre in der Hand hatte und ein Lied dazu gesun­gen hat, sich als Singer-Song­wri­ter bezeich­net. Das ist schon fast eine nega­tive Cha­rak­te­ri­sie­rung. Wenn jemand sagt: »Ich will jetzt Singer-Song­wri­ter sein«, dann heißt es gleich: »Ach ja, hab schon ver­stan­den. Ich muss nichts von dir hören…«

Muss ich als Liedermacherin auf Deutsch singen?

Nein. Man kann natür­lich auch ein Lied in einer ande­ren Spra­che singen. Ich würde nie­man­dem, der in einer ande­ren Spra­che singt, abspre­chen, dass er sich als Lie­der­ma­cher bezeich­net. Aber für mich selbst ist es das Haupt­kri­te­rium, dass ich auf Deutsch singe.

Du hast unter anderem ein Lied über den Konsumwahn in Berliner Einkaufszentren geschrieben. Inwiefern beeinflusst dich die Stadt?

Hier ist ein­fach immer viel los. Es ist an jeder Stra­ßen­ecke laut und bunt. Da bleibt es nicht aus, dass man Inspi­ra­tion mit nach Hause nimmt. Ich habe aber noch nie gedacht: »Oh, das ist jetzt aber typisch für Berlin. Daraus mache ich ein Lied!« Aber hier hat man wohl schon mehr Inspi­ra­tion als auf einem Bau­ern­hof. Wobei es dort bestimmt auch schöne Momente gibt, die man in Papier und Musik über­set­zen kann.

Berlin ist voll von kreativen Leuten. Ist es schwierig, hier als Musikerin Gehör zu finden?

Bisher habe ich es noch nicht so sehr ver­sucht. Ich habe noch nicht meine tau­send Bewer­bun­gen an irgend­wel­che Clubs geschrie­ben oder mich auf die Straße gestellt und die Leute zum Ste­hen­blei­ben ani­miert. Des­we­gen kann ich das nicht so ein­schät­zen. Aber ich weiß, dass es auf jeden Fall sehr schwer sein kann. Bevor ich hier­her gezo­gen bin, haben mir viele Musi­ker gera­ten, in eine klei­nere Stadt zu gehen, weil es da viel leich­ter ist Fuß zu fassen. Berlin ist schon ein Hai schbe­cken, wo alle ihre Sachen prä­sen­tie­ren wollen. Es ist jetzt nicht so, dass jemand kommt und sagt: »Hey, ich habe gehört, du machst Musik. Bitte spiel doch bei mir! Sonst gibt es nie­man­den, der bei mir auf­tre­ten möchte.« Aber Berlin ist da wahr­schein­lich noch gar kein Ver­gleich zu Paris oder New York…

Was wünschst du dir und deiner Musik für die Zukunft?

Dass ich noch viel mehr Zeit zum Lie­der­schrei­ben habe. Das ist in letz­ter Zeit etwas zu kurz gekom­men. Und dass sich Men­schen nden, die meine Musik gerne hören mögen. Ich wün­sche mir auch sehr, jeman­den zu finden, der mich auf der Gitarre beglei­tet, weil ich mich gerne noch viel stär­ker aufs Singen kon­zen­trie­ren möchte. Das liegt mir mehr. Meine Lieder würde ich dann immer noch selber schreiben.