Knocking on StaBi’s door…

Unge­dul­dig scharrt die Menge mit den Füßen und wartet auf Ein­lass. Man­cher gibt noch ein “Wir sehen uns dann drin­nen” durchs Handy, andere kon­trol­lie­ren noch einmal ihr Outfit in den spie­geln­den Türen. Nein, es ist nicht Sams­tag­abend und wir befin­den uns nicht vor einem neuen Geheim­tipp-Club in Mitte.

Es ist Diens­tag­mor­gen und gerade mal fünf vor neun, und die Türen gehö­ren zur Staats­bi­blio­thek zu Berlin, besser bekannt als StaBi. Doch auch hier muss man anste­hen, Ein­tritt zahlen, sich einer Ein­gangs­kon­trolle unter­zie­hen und kommt manch­mal nicht mehr rein. Am Ein­gang geht es jedoch statt um ver­bo­tene Betäu­bungs­mit­tel ledig­lich um die Anzahl der mit­ge­brach­ten Bücher und even­tu­elle ille­gal ein­ge­führte Lebens­mit­tel, die man statt im Magen in den wert­vol­len Bänden der Biblio­thek ver­tei­len könnte. Auch hat ein sty­lis­hes Aus­se­hen bis­lang noch keinen Vor­teil beim Pas­sie­ren gebracht. 

Sel­bi­ges scheint für einige den­noch von immenser Bedeu­tung, hat die StaBi nicht nur eine Menge geball­tes Wissen und eine unver­gleich­li­che Lern­at­mo­sphäre zu bieten, son­dern auch ein gewis­ses Flirt­po­ten­tial. Z. B. für die Juris­ten und BWLer unter uns, die — wahl­weise mit fescher Cord­hose (männ­lich) oder stil­vol­lem Sei­den­tuch (weib­lich) aus­ge­rüs­tet — in der StaBi-“Lounge” (Cafe­te­ria) auf Part­ner­su­che zu gehen schei­nen. Dar­über hinaus ist natür­lich das gesamte Spek­trum stu­den­ti­scher Arten­viel­falt anzu­tref­fen: Vom homus mit­ti­cus (gerne Film- oder Medi­en­wis­sen­schaft­ler), der sich durch ange­sagte Frisur und tren­dige Turn­schuhe her­vor­tut, über den leicht intro­ver­tier­ten Theo­lo­gie­stu­den­ten, dem der Atem beim Anblick einer sel­te­nen rus­si­schen Bibel aus dem 15. Jh. stockt, bis zum ange­hen­den Medi­zi­ner, der sich durch irgend­wel­che Abhand­lun­gen über unap­pe­titt­li­che Geschlechts­krank­hei­ten kämpft. Den meis­ten steht eine wich­tige Prü­fung bevor, andere mühen sich bereits mit ihrer Abschluss­ar­beit ab, und manch­mal wartet ein­fach eine lang über­fäl­lige Semi­nar­ar­beit auf ihre Vollendung.

“Wir sehen uns dann drinnen”

Leider hat die StaBi bis­wei­len auch eine beson­ders Schlaf för­dernde Wir­kung. Eine unglaub­li­che Müdig­keit bemäch­tigt sich des wiss­be­gie­ri­gen Kör­pers und zwingt ihn zu einer kurzen Runde “Power-Nap­ping”, so dass man zeit­weise ganze Tisch­rei­hen mit den Köpfen auf statt in den Büchern sieht. 

Doch egal, ob der Tag erfolg­reich ver­lau­fen ist oder nicht, ob man mehr Zeit mit Flir­ten, Schla­fen oder bei der Recher­che ver­bracht hat, am nächs­ten Morgen sind sie alle wieder da, warten und wün­schen sich heim­lich, dass es doch end­lich Sams­tag­abend werden möge