HSoG: Regieren lernen
Ein Masterstudiengang an der Hertie School of Governance vermittelt den Merkels und Annans von Morgen die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten.
Wie wird man Bundeskanzler? Kann man Regieren lernen wie Medizin oder BWL? Die Hertie School of Governance in Berlin meint„Ja“ und bietet einen Masterstudiengang an, der Studierende aus aller Welt für Führungspositionen in Politik und Non-Profit-Organisationen qualifiziert. Die praxisnah ausgebildeten Absolventen sind begehrt.
Das ehemalige Staatsratsgebäude am Schlossplatz 1 ragt imposant in den morgendlichen Winterhimmel. Den denkmalgeschützten Ort umweht eine Aura politischen Schwergewichts, war er doch Dreh- und Angelpunkt politischer Entscheidungen in der DDR. Wo Honecker einst Strippen zog, sitzen seit 2005 in Lese- und Studiersälen die oft zitierten „High Potentials“, denen ein Angestelltendasein nicht erstrebenswert scheint. Sie wollen Karriere machen in öffentlichen Verwaltungen sowie privaten und gemeinnützigen Organisation wie der UNO, WHO oder Unicef.
Im Zeichen des Wandels
Was unsere Studenten verbindet, ist die Neigung zur Gemeinwohlorientierung und die Überzeugung, dass sich manches wandeln muss“, meint Gründungsdirektor Michael Zürn. Der komplett in englisch unterrichtete Master of Public Policy bereitet, so Zürn, die Studierenden auf die Herausforderungen einer wandelhaften, transnationalen Weltordnung vor, die den Gesetzmäßigkeiten der Globalisierung folgt. Neue politische Herausforderungen, wie Arbeitsmarktentwicklungen, Migrations- oder Umweltpolitik, verlangen innovative Lösungskonzepte, die über den Tellerrand hinausgehen. Dafür brauchen wir nicht nur Verwalter, sondern Problemlöser, die über Fach- und Landesgrenzen hinweg Aufgaben meistern können.“
Der Studienfokus liegt neben der akademischen Ausbildung in Kernmodulen wie Public Management auf der praxisnahen Umsetzung des theoretisch Erworbenen. Nach englisch-amerikanischem Modell soll durch Fallstudien wie die Einführung des Mautsystems Toll Collect das Credo des „Change Management“, das Organisieren von Veränderungsprozessen, verinnerlicht werden. Im Studium erworbene Fähigkeiten werden in vom „Career Service“ speziell auf den Einzelnen abgestimmten Praktika weltweit vertieft.
Optimistisch in die Zukunft
Die Masterarbeiten der Absolventen sind ganz unterschiedlichen Interessensgebieten gewidmet. So schrieb die aus Bulgarien stammende Diana Ognyanova in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission über die Mobilität von EU-Einwohnern und die Auswirkung auf Organspenden und ‑transplantationen. Viacheslav Shelegeiko aus Weißrussland erörterte die Chancen und Risiken westlicher Unternehmen in Russland mit Blick auf die unsichere Rechtssituation des Landes.
Was beeindruckt bei der dargebotenen Fachkompetenz, Berufs- und Auslandserfahrung, ist die Jugend der Studierenden sowie der Lehrenden. Kaum ein Dozent ist jenseits der 40, viele der Absolventen sind späte 70er- und frühe 80er-Jahrgänge. Als private Hochschule verlangt die Hertie School of Governance für das zweijährige Masterprogramm insgesamt 20.000 Euro Studiengebühren. Viele der Studenten erhalten jedoch Stipendien aus den Fördertöpfen der Hertie-Stiftung, die mit einem Vermögen von 830 Millionen Euro eine der größten Stiftungen Deutschlands ist.
Dass großer Bedarf an den Merkels und Annans von Morgen besteht, sieht Zürn an der Jobvermittlungsquote: „Alle Absolventen haben bisher einen Job gefunden.“