Die Pille zum Erfolg

In der Phar­ma­in­dus­trie stehen für Fach­kräfte viele Türen offen.

Zu Prü­fungs­zei­ten greift der flei­ßige Stu­dent, der rau­chen­den Kopfes sein Dasein in den Biblio­the­ken fris­tet, gern mal zu Aspi­rin. Für ihn ist es nur ein prak­ti­sches Hilfs­mit­tel, der geneigte Phar­ma­zi­e­stu­dent aber weiß, welche Pro­zesse und che­mi­schen Ver­bin­dun­gen die unschein­bare weiße Tablette nötig machen. 
Foto: Bayer Health­Care AG

Laut Ver­band deut­scher Arz­nei­mit­tel­her­stel­ler arbei­ten in der Bun­des­re­pu­blik der­zeit rund 113.000 Per­so­nen in der Phar­ma­bran­che. Die Berufs­pro­file sind hier­bei viel­fäl­tig. Wäh­rend der Außen­dienst­mit­ar­bei­ter Kran­ken­häu­ser und Arzt­pra­xen auf­sucht, um den Ärzten neue Medi­ka­mente vor­zu­stel­len, ver­tre­ten PR-Mana­ger und Bera­ter die Inter­es­sen der Phar­ma­un­ter­neh­men vor Poli­tik und Medien. 

Auch Apo­the­ker haben meist ein Stu­dium der Phar­ma­zie absol­viert, viele wan­dern nach dem Apo­the­ken­prak­ti­kum, das der Stu­di­en­gang ver­langt, in eines der großen deut­schen Phar­ma­un­ter­neh­men ab. Bayer Sche­ring bei­spiels­weise sucht regel­mä­ßig neue Aus­zu­bil­dende für Labor­tä­tig­kei­ten, aber auch stra­te­gi­sche und ope­ra­tive Ent­wick­lungs­ar­beit sowie Manage­ment­tä­tig­kei­ten sind möglich. 
Skills und Kontakte 
Dabei muss es nicht zwangs­läu­fig ein Phar­ma­zi­e­stu­dium sein, das dem Absol­ven­ten in der Arz­nei­mit­tel­in­dus­trie zum Job ver­hilft. Gesucht werden ebenso Bio­lo­gen, Che­mi­ker und Inge­nieurs­wis­sen­schaft­ler. Ein großer Kon­zern braucht ein gutes Manage­ment. Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler und Juris­ten brin­gen durch ihr Stu­dium eben­falls gute Vor­aus­set­zun­gen mit, in der Bran­che erfolg­reich Fuß zu fassen. 
Wie mitt­ler­weile in jedem Berufs­zweig ver­langt, müssen beson­ders Phar­ma­ver­tre­ter und andere per­sön­lich agie­rende Ange­stellte die berühm­ten Soft Skills vor­wei­sen. Julia von Boetti­cher, eine der 16.000 Außen­dienst­mit­ar­bei­te­rin­nen für Medi­ka­mente in Deutsch­land, weiß: „Beim Ver­kau­fen mischen sich Fach­wis­sen mit Psy­cho­lo­gie und Kommunikation.“ 
Die Anfangs­schritte ins Berufs­le­ben soll­ten Stu­den­ten schon früh wagen. Ein Prak­ti­kum ver­mit­telt nicht nur einen ersten Ein­druck vom Berufs­all­tag, auch wich­tige Kon­takte im Unter­neh­men können geknüpft werden. So bietet Bayer Sche­ring flei­ßi­gen Prak­ti­kan­ten mit guten Noten die Mög­lich­keit, die Diplom- oder Dok­tor­ar­beit im eige­nen Hause anzu­fer­ti­gen. Die Vor­teile liegen auf der Hand: modernste Labore und Ein­rich­tung und der direkte Draht zum spä­te­ren poten­zi­el­len Arbeit­ge­ber. „Durch die abwechs­lungs­rei­chen Arbeits­the­men sam­melte ich erste Berufs­er­fah­rung und knüpfte viele inter­es­sante Kon­takte“, so Dr. Fran­ziska Rank, die ihre Dis­ser­ta­tion in der phar­ma­zeu­ti­schen Pro­duk­tion bei Bayer Sche­ring Pharma AG in Berlin anfer­tigte und heute zum festen Mit­ar­bei­ter­stamm des Unter­neh­mens gehört. 
Chan­cen für Globetrotter 
Foto: Bayer Health­Care AG
Wer schon eine oder zwei Fremd­spra­chen flie­ßend spricht, kann diese im Berufs­all­tag gut ein­set­zen und sich besser gegen Mit­be­wer­ber bei einem Bewer­bungs­ge­spräch durch­set­zen. Auch wäh­rend der Berufs­tä­tig­keit gibt es die Mög­lich­keit, seinen Zun­gen­schlag in Eng­lisch, Fran­zö­sisch oder Spa­nisch zu ver­bes­sern. Die meis­ten großen Phar­ma­un­ter­neh­men haben über­all auf der Welt Depen­dan­cen. So kommen auch Glo­be­trot­ter arbei­ten­der­weise auf ihre Kosten. Einmal bei einem Unter­neh­men ange­kom­men, tritt mit Sicher­heit keine Kar­riere-Sta­gna­tion ein. Neben guten Auf­stiegs­mög­lich­kei­ten können oft fir­men­ei­gene Semi­nare für die Ver­bes­se­rung der BWL-Kennt­nisse und der eige­nen Kar­riere besucht werden. 
Trotz Finanz- und Wirt­schafts­krise: Die Pro­gnose für die Ver­dienste in der Arz­nei­mit­tel­her­stel­len­den Indus­trie fällt posi­tiv aus. Von Jahr zu Jahr werden mehr Medi­ka­mente ver­braucht, Dritte-Welt-Länder benö­ti­gen güns­tige Alter­na­ti­ven zu teuren Arz­nei­mit­teln, und auch hier­zu­lande muss die Krebs­for­schung und ‑bekämp­fung vor­an­ge­trie­ben werden. Ein­stiegs­ge­häl­ter von 40.000 Euro sind durch­aus mög­lich, die Spit­zen­ver­dienste bei Füh­rungs­kräf­ten können bis zu 150.000 Euro im Jahr betra­gen. Dabei zahlen grö­ßere Unter­neh­men durch­schnitt­lich mehr. Erstaun­lich, dass in diesem fort­schritt­li­chen Indus­trie­zweig Frauen laut einer Kien­baum-Studie immer noch bis zu zehn Pro­zent weni­ger verdienen. 
Per­sön­li­che Inter­es­sens­kon­flikte bei einer Tätig­keit in der Indus­trie sind unbe­grün­det und ent­sprin­gen zumeist Vor­ur­tei­len. Die Kri­ti­ker der Bran­che ver­drän­gen oft, durch wessen For­schung viele Krank­hei­ten heute heil­bar sind und wie viele Schmer­zen und Leiden täg­lich gelin­dert werden.