Heimat für verkrachte Existenzen

[Kino] Soul Kit­chen, Mit: Moritz Bleib­treu, Birol Ünel, Phe­line Roggan, Adam Bous­dou­kos;
Regie: Fatih Akin; Film­start: 25. Dezember

Ein Restau­rant zu führen, ist sicher keine leichte Auf­gabe. „Soul Kitchen“-Besitzer Zinos kämpft nicht nur mit radi­ka­len Finanz­amt-Mit­ar­bei­te­rin­nen oder gie­ri­gen Immo­bi­li­en­haien. Er schwankt auch den ganzen Film über mit einem Band­schei­ben­vor­fall durch den Ham­bur­ger Vorort Wil­helms­burg. In seinem Laden essen die Stamm­gäste nicht nur, was er durch die Frit­teuse jagt, hier probt Kell­ner Lutz abends mit seiner Band, Bruder Illias erholt sich beim Pokern vom Klein­kri­mi­nel­len-Dasein, und Boots­bauer Sokra­tes braucht ein­fach nur Platz für seinen Kutter.

Eine kleine Heimat bietet der Restau­rant-Mikro­kos­mos für seine Akteure, und diesen Rück­zugs­ort gilt es zu schüt­zen. Haupt­geg­ner ist der schein­bar unsicht­bare Pro­zess, den man fast in jeder Groß­stadt erle­ben kann, wenn Kiez­stra­ßen zum teuren Szene-Strich werden.

In der geschick­ten Erzähl­weise Fatih Akins wirkt „Soul Kit­chen“ manch­mal fast wie ein Weih­nachts­mär­chen. Wenn es um Fami­lie, Freunde, Ver­trauen oder Loya­li­tät geht, blüht Akins Ensem­ble groß­ar­tig auf. Die Komö­die beschränkt sich nicht auf Gag-Feu­er­werk und Lokal-Roman­tik, son­dern steht für ein Lebens­ge­fühl, an dem man gern länger als die 99 Film­mi­nu­ten teil­ha­ben möchte. Zu Recht gab es dafür Aus­zeich­nun­gen auf dem Film­fest Ham­burg und Venedig.