Bilanz ziehen

[Kino] A Single Man, Mit: Juli­anne Moore, Colin Firth, Mat­thew Goode; Regie: Tom Ford. Film­start: 8. April

Der Anzug sitzt per­fekt, die Kra­watte wird noch ein letz­tes Mal gerich­tet, gleich meh­rere Abschieds­briefe reiht George vor sich auf und legt die Klei­dungs­stü­cke zurecht, in denen er beer­digt werden will. Seit acht Mona­ten zehrt Lite­ra­tur­pro­fes­sor George Fal­co­ner (Colin Firth) an dem plötz­li­chen Tod seines Lebens­part­ners. Am Morgen des 30. Novem­ber 1962 trifft er eine Ent­schei­dung: Er wird sich im Laufe des Tages erschie­ßen. Er wird noch einmal zu seinem Semi­nar gehen, mit der Zunei­gung eines Stu­den­ten spie­len, einen Stri­cher finden, mit ihm tief­grün­dige Gesprä­che führen, mit seiner besten Freun­din und Nach­ba­rin tanzen und trin­ken und im End­ef­fekt das Leben viel­leicht sogar wieder zu lieben beginnen.

Ex-Gucci-Krea­tiv­di­rek­tor Tom Ford gibt mit diesem hoch­sti­li­sier­ten Thril­ler ein beklem­men­des Spiel­film­de­but. Als leicht distan­zier­ter Beob­ach­ter und Chro­nist folgt das Publi­kum dem Gedan­ken­strom des Prot­ago­nis­ten, Dia­loge werden in Bild­frag­mente zer­teilt; Ford zoomt auf Wim­pern, Lippen, Umge­bung und lässt den Zuschauer durch Fal­co­ners Augen sehen, ja fast fühlen. „A Single Man“ wird so zu einem ein­zig­ar­ti­gen Kino­er­leb­nis, das es in dieser Form noch nicht zu sehen gab und jeden Besu­cher nach­hal­tig berüh­ren wird.