Praxistest

In der Stu­di­Me­dien-Früh­jahrs­aka­de­mie lernen Nach­wuchs­jour­na­lis­ten Tricks und Tech­ni­ken von denen, die es schon geschafft haben.

Impressionen vom Workshop Medienakademie

Manuel Bewar­der legt zwei Stu­den­ten einen Zettel mit einem auf­ge­mal­ten Raster hin: „Ihr macht jetzt Kreuze und Kreise.“ Sofort begin­nen die beiden, Tic Tac Toe zu spie­len. Dann folgt die Auf­ga­ben­stel­lung an alle: „Schreibt auf, was gerade pas­siert ist.“ Es gibt große Augen und Gemur­mel, doch dann greift jeder eifrig zu Stift und Notiz­block. Wir sitzen an einem Sams­tag im April in einem Semi­nar­raum der HU. Wir, das sind 30 junge Ber­li­ner und Pots­da­mer, die für die Stu­den­ten­zei­tun­gen „UnAuf­ge­for­dert“, „Furios“ und „Spree“ schrei­ben. Manuel Bewar­der macht uns mit dieser Übung in seinem Work­shop „Sto­ry­tel­ling“ bewusst, wie wich­tig ein span­nen­der Ein­stieg für eine Repor­tage ist.

Ins­ge­samt drei [int­link id=“933” type=“post”]Workshops[/intlink] werden an diesem Tag im Rahmen der Stu­di­Me­dien-Früh­jahrs­aka­de­mie ange­bo­ten, die von der Jungen Presse Berlin orga­ni­siert wurde. Neben „Sto­ry­tel­ling“ gibt es Ein­bli­cke in „Schreib­stil“ und „The­men­fin­dung“. Die Work­shops leiten Men­schen, die den Sprung in den Jour­na­lis­ten­be­ruf bereits geschafft haben. So arbei­tet Manuel Bewar­der als Volon­tär für die „Welt“, und Til­mann Warne­cke, der uns ele­men­tare Regeln für einen bes­se­ren Schreib­stil näher­bringt, ist Redak­teur beim „Tages­spie­gel“. An prak­ti­schen Bei­spie­len aus Zei­tungs­ar­ti­keln ver­an­schau­licht er, dass „wid­rige Wit­te­rungs­be­din­gun­gen“ nichts ande­res sind als „schlech­tes Wetter“ und auch so genannt werden soll­ten. „Eine klare Spra­che benut­zen“, lautet die Parole. Wie man aus­sa­ge­kräf­tig zitiert und einen les­ba­ren Satz­bau ver­wen­det, wird eben­falls the­ma­ti­siert. Außer­dem gibt er Tipps zum Umgang mit Pres­se­mit­tei­lun­gen und Agen­tur­mel­dun­gen, die es immer kri­tisch zu hin­ter­fra­gen gilt. Grund­sätz­lich sollte ein Jour­na­list nur auf­schrei­ben, was er selbst ver­stan­den hat.

Die Pausen nutzen wir zum Erfah­rungs­aus­tausch und zum „netz­wer­ken“. Bei Kaffee und Kuchen drehen sich die Gesprä­che um Hoch­schul­me­dien, Stu­di­en­gänge und Prak­tika. Viele Teil­neh­mer beschäf­ti­gen die glei­chen Sorgen: Wie schaffe ich den Berufs­ein­stieg? Ist ein Mas­ter­stu­di­en­gang Jour­na­lis­tik ver­nünf­tig? Viel­leicht wäre der Besuch einer renom­mier­ten Jour­na­lis­ten­schule sinn­voll. Genü­gen mein All­ge­mein­wis­sen und meine Fähig­kei­ten für die Anfor­de­run­gen im Berufs­all­tag überhaupt?

„Ein­fach aus­pro­bie­ren und nicht schüch­tern sein“, emp­fiehlt Til­mann Warne­cke. Er selbst habe damals sein erstes Prak­ti­kum beim Uni-Radio der HU absol­viert und gemerkt, dass das eine tolle Mög­lich­keit ist, sich aus­zu­pro­bie­ren. „Je früher man anfängt, desto besser. Denn recher­chie­ren und schrei­ben lernt man am bes­ten in der Praxis.“ Wei­tere Prak­tika folg­ten, und beim „Tages­spie­gel“ ist Til­mann Warne­cke schließ­lich „kle­ben­ge­blie­ben“. Nach dem Stu­dium hat er dort vor­erst als freier Mit­ar­bei­ter gearbeitet.

Zum Abschluss der Frühjahrs­akademie refe­riert Sebas­tian Heiser­, Redak­teur für Lan­des­po­li­tik in der Berlin-Redak­tion der „taz“, über Recher­che­me­tho­den und das Aus­kunfts­recht. Diese ver­pflich­tet Behör­den, an Jour­na­lis­ten Infor­ma­tio­nen her­aus­zu­ge­ben, die von öffent­li­chem Inter­esse sind. Vor eini­ger Zeit hat sich Sebas­tian Heiser mit dem Prü­fungs­amt der FU beschäf­tigt, das für den Unter­neh­mens­be­ra­ter McK­in­sey an aus­ge­wählte Stu­den­ten der Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten Job­an­ge­bote ver­schickt hatte aber ungern dar­über spre­chen wollte. Anhand des Brief­wech­sels mit dem Pres­se­spre­cher der FU zeigt er die prak­ti­sche Bedeu­tung des Aus­kunfts­rechts im Laufe der lang­wie­ri­gen Auseinandersetzung.

„Es war ein gewinn­brin­gen­der Tag“, resü­miert Sara Schur­mann von der „UnAuf­ge­for­dert“ nach dem Besuch der Work­shops. Die 21-Jäh­rige absol­viert gerade ein Prak­ti­kum in der Online­re­dak­tion des „Tages­spie­gel“ und will nun mit dem neuen Wissen durch­star­ten: „Ich habe eini­ges dazu­ge­lernt und weiß jetzt besser, wie man die Recher­che und das Schrei­ben eines Arti­kels angeht.“

Wei­tere Informationen:

Die Stu­di­Me­dien-Früh­jahrs­aka­de­mie war ein Gemein­schafts­pro­jekt von:

Freun­des­kreis der UnAuf­ge­for­dert e. V.
FURIOS – Stu­den­ti­sches Cam­pus­ma­ga­zin an der FU Berlin
spree – Stu­den­ten Presse
Junge Presse Berlin e. V.

mit freund­li­cher Unter­stüt­zung von:
Ber­li­ner Pilsner

Infor­ma­tio­nen zu kom­men­den StudiMedienakademien:
www.jpb.de

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