Ein Film voller Wut

Film-Rezen­sion: „Inside Job“. Regie: Charles Fer­gu­son; Mit: Matt Damon

Inside Job Filmstill Foto: Verleih

Er ist wütend. Wütend auf die Ver­ant­wort­li­chen der Finanz­krise. Als Regis­seur Charles Fer­gu­son im Februar den Aca­demy Award für den besten Doku­men­tar­film erhielt, ließ er in seiner Dan­kes­rede durch­schei­nen, dass gerade diese Wut der Antrieb hinter „Inside Job“ war. Auch drei Jahre nach der größ­ten Finanz­krise aller Zeiten wurde keiner der Haupt­schul­di­gen ver­haf­tet. Das Unver­ständ­nis dafür zieht sich wie ein roter Faden durch Fer­gu­sons Film. Erzäh­ler Matt Damon zeich­net für jeden ver­ständ­lich die Ursa­chen und Aus­wir­kun­gen der Krise nach, groß­ar­tige Auf­nah­men packen sie in Bilder, belast­bare Daten lie­fern Dia­gramme. Gerade diese sorgen dafür, dass man schnell den Ver­gleich zu Al Gores „Eine unbe­queme Wahr­heit“ zieht: In beiden Filmen stei­gen stän­dig irgend­wel­che Kurven steil nach oben, egal, ob es nun um den CO2-Aus­stoss, die Arbeits­lo­sig­keit oder das Ein­kom­men von Ban­kern geht. Als Zuschauer muss man sich ange­sichts sol­cher Ent­wick­lun­gen fas­sungs­los an den Kopf greifen.

Her­aus­ra­gend wird „Inside Job“ jedoch erst durch die zahl­rei­chen Inter­views. Fer­gu­son setzt Wis­sen­schaft­ler, Poli­ti­ker, Mana­ger auf den heißen Stuhl, um zu erfah­ren, was in den Köpfen der Ver­ant­wort­li­chen vor­geht. Das Ergeb­nis ist erschre­ckend: Die meis­ten sind sich nach wie vor keiner Schuld bewusst, das­selbe Spiel wird ein­fach wei­ter­ge­spielt. Man ver­steht die Wut von Fer­gu­son. Und hofft gerade des­we­gen, dass er keine Fort­set­zung zu „Inside Job” drehen muss.

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Über Jan Lindenau (25 Artikel)
kann sich nicht daran erinnern, jemals gesagt zu haben, dass er „irgendwas mit Medien machen will“. Ist trotzdem irgendwie Chefredakteur der spree geworden. Große Leidenschaft für Sprache, Literatur, Russland - und ja, Medien.