Mit Mut und Ideen

Mit dem „Sof­a­tu­tor“ hat HU-Stu­dent Ste­phan Bayer ein erfolg­rei­ches Unter­neh­men gegründet.

Sofatutor Mit seinem Sofatutor.de-Team verändert Stephan Mayer (Mitte), wie man lernt. – Foto: Janine Noack

Berlin ist eine Stadt voll krea­ti­ver Ideen und Mög­lich­kei­ten. Aller­or­ten werden span­nende Ideen zu Start-ups. Ste­phan Bayer, Stu­dent der HU Berlin, arbei­tete 2007 die Idee für die Inter­net-Lern­platt­form Sofatutor.de aus, heute ist er Geschäfts­füh­rer des jungen Unternehmens.

Wie bist du auf die Idee für eine digitale Plattform für Lernvideos gekommen?

Die Idee kam durch mein BWL-Stu­dium. Ich sollte für eine Klau­sur lernen, Wirt­schafts­ma­the­ma­tik, und wollte aber eigent­lich meine neue HD-Kamera aus­pro­bie­ren. Da dachte ich ein­fach, ich könnte doch ein Video über eine Mathe­ma­tik­pro­ble­ma­tik drehen. Daraus hat sich die Grund­idee ent­wi­ckelt. Den Link zu meinem ersten Video habe ich bei You­Tube hoch­ge­la­den und an meine Freunde ver­schickt, die das ganz cool fanden. Ich habe noch ein paar Filme gedreht und online gestellt, aber schnell bemerkt, dass es schwie­rig ist, die Filme in eine Rei­hen­folge zu brin­gen, wenn man nur mit You­Tube arbei­tet. Die Vision war – und ist –, Filme und Lern­vi­deos zusam­men­zu­brin­gen, zu kate­go­ri­sie­ren und sinn­voll zu organisieren.

Diese Idee habt ihr dann verfolgt?

Wir haben schnell gemerkt, dass wir das Ganze wirt­schaft­lich orga­ni­sie­ren müssen. Die Filme gab es nicht irgendwo auf der Straße, die muss­ten alle noch gedreht werden.

Wo habt ihr Unterstützung für die Umsetzung bekommen?

Nach der Idee habe ich bald jeman­den gefun­den, der das tech­ni­sche Kon­zept umge­setzt hat. Zu zweit woll­ten wir das Ganze als Pro­dukt star­ten. Wir wurden dabei durch das Grün­dersti­pen­dium „eXist“ auf­ge­fan­gen, das vom Euro­päi­schen Wirt­schafts­fond und dem Bun­des­mi­nis­te­rium für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie geför­dert wird. An der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät haben wir Kon­takt zu der „Hum­boldt Inno­va­tion“ auf­ge­nom­men, die nach neuen Grün­dern suchen und diese för­dern. Wir haben uns für das Sti­pen­dium bewor­ben und eine För­de­rung von 100.000 Euro erhalten.

Wie habt ihr das Geld eingesetzt?

Mit diesem Geld konn­ten wir ein ordent­li­ches Kon­zept auf­bauen. Für den Start eines Unter­neh­mens hat es aller­dings nicht gereicht. Mit dem Kon­zept haben wir weiter nach Inves­to­ren gesucht. Solche „Busi­ness Angels“ machen meist kleine Investitio­nen und streuen sie auf meh­rere Pro­jekte. Einen wei­te­ren staat­li­chen För­de­rer haben wir mit dem Beuth-Sti­pen­dium gefunden.

Im drit­ten Schritt konn­ten wir auf den Markt gehen und ers­te Abon­nen­ten­zah­len auf­wei­sen und somit neue Inves­to­ren an Land ziehen. Aktu­ell haben wir 16.000 Abon­nen­ten, Ten­denz steigend.

Ist die Plattform kostenfrei?

Nein, und das hat gute Gründe. Wir wollen qua­li­ta­tiv hoch­wer­tige Lern­vi­deos anbie­ten und die Abon­nen­ten bei ihrem Lern­pro­zess profes­sio­nell beglei­ten. Wir sehen, dass Lernen nur lang­fris­tig Sinn macht, darum ren­tiert sich ein Abon­ne­ment auf jeden Fall und ist bil­li­ger als nor­ma­ler Nach­hil­fe­un­ter­richt. Außer­dem kann sich jeder auf der Platt­form her­um­trei­ben und jeden Film 30 Sekun­den kos­ten­frei sehen und sich selbst von der Art und Weise der Videos ein Bild machen.

Sofatutor hat gerade den „Digita“-Preis gewonnen. Was ist das Besondere im Gegensatz zu anderen Plattformen?

Die Kon­kur­renz ist rela­tiv begrenzt, wenn man von uni­ver­si­täts­in­ter­nen Platt­for­men wie Moodle absieht. Es gibt zwar auch andere Platt­for­men, die Lern­vi­deos anbie­ten, die sind aber nicht sor­tiert und kate­go­ri­siert. Ich glaube, was die Leute über­zeugt hat, ist unsere Qualität.

Wie sichert ihr die Qualität der Videos?

Wir haben ein sehr gutes Moni­to­ring-Kon­zept. Wenn jemand ein Video schickt oder es in unse­rem Studio pro­du­ziert, wird es sofort an zwei Exper­ten wei­ter­ge­lei­tet, die das Video auf seine Rich­tig­keit und Ver­ständ­lich­keit prüfen. Diese Exper­ten arbei­ten täg­lich in ihren Kom­pe­tenz­be­rei­chen und haben die not­wen­dige Erfah­rung. Sof­a­tu­tor schult seine Pro­du­zen­ten eben­falls selbst und bietet Wei­ter­bil­dun­gen an. Damit kann jeder schritt­weise besser werden. Sowohl die Lehrer, als auch die Exper­ten ver­die­nen bei uns Geld. Damit wird es pro­fes­sio­nel­ler. Idea­lis­mus gehört natür­lich trotz­dem immer dazu.

Was ist euer Plan für die Zukunft?

Wir hoffen, dass wir langfris­tig Nach­hil­fe­un­ter­richt erset­zen können. Das ist das erste Mal, dass ich es öffent­lich sage: In Zukunft wird es mög­lich sein, bei uns in die Mathe­ma­tik­sprech­stunde zu gehen. Das bedeu­tet, dass man Fach­leu­ten Fragen stel­len kann, die Videos hin­ter­fra­gen kann und es immer jeman­den gibt, der den Schü­lern zur Seite steht. Es wird mit Mathe­ma­ti­kern star­ten, da Mathe­ma­tik das Pro­blem­feld Nummer 1 ist.

Würdest du empfehlen eine Gründeridee schon während des Studiums umzusetzen?

Grund­sätz­lich ist es ein­fa­cher, ohne die Extra­be­las­tung Stu­dium ein sol­ches Pro­jekt zu star­ten. Wenn man aber eine Idee hat, sollte man nicht ewig warten, son­dern in die Offen­sive gehen, es lohnt sich auf jeden Fall.

Über Janine Noack (20 Artikel)
Janine studierte von 2009-2012 Geschichte, Politk und Soziologie an der HU Berlin und absolviert derzeit ihren Master in Modern European History an der Universität Cambridge.