Mit wenig viel erleben

[LOW BUDGET] Abge­brannt? Pleite? Keine Knete? Kein Moos? Leere Taschen? Die Haupt­stadt ist zwar arm, aber sexy und hat allen viel zu bieten.

Mit Freude durchs Leben.

Illus­tra­tion von Hannes Geipel

Berlin ist schön, denn hier ist stän­dig was los. Selbst für die magere stu­den­ti­sche Börse hat Berlin eini­ges zu bieten, man muss nur die Augen offen halten. Ein Inter­net­zu­gang hilft bei der Recher­che nach Schnäpp­chen. Der ist für jeden Stu­den­ten kos­ten­los in der Uni zu haben.

Im Sommer lie­fern die vielen Open Airs eine gute Alter­na­tive zu den Clubs, die sich mit den Ein­tritts­prei­sen gegen­sei­tig über­bie­ten. Jeden
Sonn­tag finden auf dem über­lau­fe­nen Brach­land, Mau­er­park genannt, zahl­rei­che Musik­ver­an­stal­tun­gen statt. Doch nicht nur dort gibt’s Tanz­lust im Freien. Man trifft auch in ande­ren Parks oder auf unbe­bau­ten Flä­chen, zum Bei­spiel an der Micha­el­kirch­brü­cke, häufig auf (Hobby-)DJs, Ein­zel­mu­si­ker oder Bands. Die Vor­teile: Man zahlt keinen Ein­tritt, und die Getränke kann man sich güns­tig beim nächs­ten Späti oder Super­markt holen.

Wenn das Wetter mal nicht so will, gibt es auch indoor güns­ti­ges Enter­tain­ment, vor allem im sport­li­chen Bereich. Ob Kicker, Tisch­ten­nis oder Bil­lard – es gibt für alles eine Low-Budget-Vari­ante. Zu emp­feh­len ist das „Dr. Pong“ an der Ebers­wal­der Straße (Tisch­ten­nis, chi­ne­sisch, viele nette Mit­spie­ler) oder die Kicker­bar „zat­o­pek“, wo es Sterni für 1,50 Euro gibt und der Kicker kos­ten­los ist. Es lohnt sich auch immer, nach Happy-Hour-Ange­bo­ten Aus­schau zu halten. So kann man zu bestimm­ten Stun­den ver­schie­dene Cock­tails für 3 oder 4 Euro schlür­fen. Für die Mädels gibt es zudem oft bril­lante Ange­bote mit Ein­tritt frei plus Geträn­ke­gut­schein. Die Jungs schauen dabei leider in die Röhre.

Man darf das Ber­li­ner Low-Budget-Ange­bot jedoch nicht nur auf Party  redu­zie­ren, denn auch im kul­tu­rel­len und sport­li­chen Bereich hat die Stadt viele güns­tige  Ein­spar­mög­lich­kei­ten. Wer sich die Ein­tritts­karte zu einem Spiel von Hertha nicht leis­ten kann, kann den Meis­ter­spie­lern kos­ten­los beim öffent­lich Trai­ning zuse­hen, wenn sich die Auf­stei­ger auf die nächste Partie in der ersten Liga vor­be­rei­ten. Auch die meis­ten Museen bieten Zeiten an, zu denen der Besuch frei ist. Die staat­li­chen Museen sind don­ners­tags  wäh­rend der letz­ten vier Stun­den vor Schlie­ßung kos­ten­los geöff­net, das Deut­sche Gug­gen­heim kann mon­tags unent­gelt­lich besucht werden. Hör­ge­nuss für umsonst gibt es jeden Diens­tag­mit­tag in der Phil­har­mo­nie, doch auch bei Kon­zer­ten von Ber­li­ner Stu­den­ten oder zufäl­lig auf der Straße kann man sich an schö­nen Dar­bie­tun­gen erfreuen.

Ber­lins kuli­na­ri­scher Sektor ser­viert viel­fäl­tige Aus­wahl im gesam­ten Preis­spek­trum. Neben Mensa, Döner und Selber Kochen sind die VoKüs eine güns­tige Abwechs­lung. Wo und wann die nächste statt­fin­det, steht im Inter­net, z.B. bei Stress­fak­tor. Oft wird zu dem Essen ein Film gezeigt oder eine andere Ver­an­stal­tung  durchgeführt.

Für alle, die den Durch­blick ver­lo­ren haben: Schö­nen Aus­blick gibt’s nicht nur teuer vom Fern­seh­turm oder mit vor­he­ri­ger Anmel­dung von der Reich­tags­kup­pel. Wer den Auf­stieg meis­tert, wird sich über den viel­sei­ti­gen Rund­blick vom Teu­fels­berg  oder Kreuz­berg freuen. Die Orte sind auch für roman­ti­sche Pick­nicks geeig­net, wenn man das Date nicht zum Candle-Light-Dinner im Sterne-Restau­rant aus­füh­ren kann. Die pas­sende Frisur zum Ren­dez­vous gibt’s kos­ten­los bei Fri­seur­schu­len, und das Outfit  kann auf dem Floh­markt güns­tig mit schi­cken Acces­soires auf­ge­peppt werden. Damit danach nichts schief geht, bekommt die gering ver­die­nende Frau in Berlin die Pille durch
das Gesund­heits­amt (z. B. in der Urban­straße oder am Leo­pold­platz) kos­ten­los. Ein­fach mit Rezept und eini­gen Nach­wei­sen über Geld, Person und Woh­nung hin­ge­hen und viel Geld sparen. Also nicht den Kopf in den Sand ste­cken, son­dern raus­ge­hen und die Augen offen halten. Mensch findet immer etwas zum Unter­neh­men oder Mitnehmen.