Praktikum in den Niederlanden

Als Deutsch­leh­re­rin in den Nie­der­lan­den: Anna schnup­perte in einem Prak­ti­kum in den Alltag einer Dozentin.

(Foto: Christiane Kürschner)

Über die bekannte Waal­brü­cke schaut man auf die Sil­hou­ette der ältes­ten Stadt der Nie­der­lande. Heute leben in Nij­me­gen, auf Deutsch Nim­we­gen, rund 160.000 Ein­woh­ner. Anna (27) machte die ent­zü­ckende Stadt von Mitte August bis Mitte Okto­ber zu ihrem Zuhause. Sie stu­diert Deutsch als Fremd­spra­che (DaF) an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät (TU) Berlin und wollte prak­ti­sche Erfah­run­gen sam­meln. Über die Mög­lich­kei­ten von Prak­tika im Aus­land infor­mierte sie sich im Netz und bekam Tipps von Kom­mi­li­to­nen. „Eine Kom­mi­li­to­nin hat mir eine kon­krete Home­page genannt, über die ich dann auch Erfolg hatte“, erzählt die gebür­tige Lübeckerin.

Klares Ziel

Dass sie in den Nie­der­lan­den unter­rich­tet, war schnell klar. Vor ihrem DaF-Mas­ter­stu­dium stu­dierte sie Ger­ma­nis­tik und lernte an der Freien Uni­ver­si­tät neben­her Nie­der­län­disch. Anschlie­ßend begann Anna den Master-Stu­di­en­gang „Euro­päi­sche Spra­chen“ mit Schwer­punkt Nie­der­län­disch. Sie merkte jedoch schnell, dass der Pra­xis­be­zug fehlt und wech­selte an die TU. Die Bewer­bung für das Prak­ti­kum ging ganz schnell. „Ich habe der ent­spre­chen­den Kon­takt­per­son meine Daten und eine Online- Bewer­bung geschickt und dann nahm alles seinen Lauf“, erzählt sie.

Im Okto­ber bezog sie dann ihr Zimmer in einer typisch hol­län­di­schen WG. Fünf Stu­den­ten bewoh­nen ein klei­nes Rei­hen­haus am Rand Nij­me­gens. Der Ver­mie­ter kas­siert hier pro Zimmer ab. Nur durch Kon­takte hatte sie das Glück, etwas zu finden, Plätze sind rar. Viele Stu­den­ten wohnen auf dem Land und fahren jeden Tag mit dem Zug zur Uni.

Dozentin spielen

In den fol­gen­den Wochen unter­rich­tete Anna die Erst­se­mes­ter der deut­schen Spra­che und Kultur an der Rad­boud Uni­ver­sit­eit Nij­me­gen. „Die konn­ten schon recht gut Deutsch“, sagt Anna jetzt. Das hänge vor allem damit zusam­men, dass die Schü­ler oft schon in der Schule Deutsch lernen würden. „Ich habe selbst Deutsch­un­ter­richt gege­ben, habe die Stun­den vor­be­rei­tet und durch­ge­führt, ande­ren Dozen­ten zuge­ar­bei­tet, Texte kor­ri­giert und Exkur­sio­nen, zum Bei­spiel nach Müns­ter, mit orga­ni­siert“, so Anna zu ihren Arbeits­ab­läu­fen. „ Arbeits­be­ginn war meist gegen 9 Uhr, aber das hing immer vom Stun­den­plan ab und wie viel ich noch vor­zu­be­rei­ten hatte“, erzählt sie. Ihre Vor­be­rei­tun­gen für den Unter­richt konnte sie selbst­stän­dig machen, und so fand dies auch mal mit einer Tasse Kakao in der WG statt. Anstren­gend sei vor allem das Kor­rek­tur­le­sen gewe­sen. Deutsch spre­chen könn­ten die Stu­den­ten sehr wohl, mit dem kor­rek­ten Schrei­ben sah es anders aus. Des­halb werden in den Nie­der­lan­den auch ver­stärkt gute DaF-Lehrer gesucht, der Arbeits­markt sieht für Anna also gut aus. „Aber ich möchte auch nicht ewig im Aus­land arbei­ten“, sagt sie. Einen Auf­ent­halt wert ist Hol­land für Anna auch wei­ter­hin. „Die Nie­der­län­der sind freund­lich und tole­rant, sie meckern nicht so viel oder sind unge­dul­dig.“ Außer­dem emp­fand sie die Betreu­ung und Orga­ni­sa­tion durch die Uni als sehr posi­tiv. „Man hatte für alles einen kom­pe­ten­ten Ansprech­part­ner und wurde nicht wie in Deutsch­land immer an den nächs­ten ver­wie­sen“, sagt sie.

Pommes mit allen Regenbogenfarben

Worauf man sich ein­stel­len müsse, sind jedoch die höhe­ren Lebens­kos­ten, vor allem die Miet­kos­ten. Und das Leben an sich? Es sei ein Para­dies für Freunde von Frit­tier­tem, sagt sie und lacht. Tat­säch­lich gibt es an jeder Ecke einen Pommes-Laden mit zwei Dut­zend mög­li­chen Saucen: Von Pica­lilly, Jop­pie­sauce oder friet spe­ciaal, es ist mit Über­ra­schun­gen zu rech­nen. An einem ihrer letz­ten Abende in Nij­me­gen stand Anna zum ersten Mal auf der Waal-Brücke, im Hin­ter­grund tobte die Kirmes, die die Nie­der­län­der so lieben. „Dat was heel leuk“, und klang fast wie eine Einheimische.

DaF studieren in Berlin

http://www.goethe.de/ges/spa/dos/daf/stu/aus/deindex.htm

http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we04/germanistik/studium/studiengaenge/master/master_daf/

http://www2.hu-berlin.de/daf/studiengaenge/master/index.php

http://www.daf.tu-berlin.de/

 

Praktikum im Ausland

GLS Spra­chen­zen­trum

http://www.gls-sprachenzentrum.de/208_auslandspraktikum.html

DAAD-För­de­rung

http://www.daad.de/ausland/praktika/00656.de.html

Eras­mus-Pro­gramm für Prak­tika im Ausland

http://ec.europa.eu/education/lifelong-learning-programme/doc80_de.htm

 

 

 

Über Christiane Kürschner (89 Artikel)
2004 bis 2010 Studium (Philosophie, Deutsche Philologie, AVL) an der FU, HU und Uni Bern. 2007 bis 2010 Fachjournalistikstudium. PR-Volontariat bis Juni 2011. Seit Juli 2011 freie Autorin und Texterin. Ihre Leidenschaften: Bücher, Fotografie und Essen- und in allem viel Farben. www.frollein-wortstark.de
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