Studieren in Berlin 6.–12.3.

Stu­die­ren in Berlin — aber was? Laut Arbeits­markt­ana­lyse werden Aka­de­mi­ker gebraucht, aber für Geis­tes­wis­sen­schaft­ler gilt das nicht.

Akademiker -Nachfrage 2011 (Quelle: Adecco)

Es gab auch 2011 eine große Nach­frage nach Aka­de­mi­kern. Die Arbeits­lo­sen­quote lag bei Aka­de­mi­kern bei etwa 2,5 %, was als Voll­be­schäf­ti­gung gilt. Davon pro­fi­tie­ren momen­tan aller­dings nur bestimmte Spar­ten. Dank Demo­gra­fie lohnt sich das Stu­die­ren in Berlin aber grund­sätz­lich für alle.

Fach- und Führungskräfte gesucht

Der Adecco Stel­len­in­dex unter­sucht seit 1995 die Job­of­fer­ten in 40 Print­me­dien und beob­ach­tet durch die Aus­wahl der Zei­tun­gen das gesamte Bun­des­ge­biet flä­chen­de­ckend. Von Januar bis Novem­ber 2011 wurden lt. Adecco-Stel­len­in­dex 105.008 Fach- und Füh­rungs­kräfte gesucht, das waren 3,8 % mehr als im glei­chen Zeit­raum 2010. 68.189 der aus­ge­wer­te­ten Stel­len­an­ge­bote rich­te­ten sich an Per­so­nen mit einem Hoch­schul­ab­schluss, das waren 4,5 % mehr als im Vor­jahr. Die Ver­än­de­rungs­ra­ten des Früh­jahrs mit einem Plus von mehr als 15 % bei der Nach­frage nach Aka­de­mi­kern wurden damit aller­dings sehr deut­lich unter­schrit­ten. Die Arbeits­markt­chan­cen für Per­so­nen mit Hoch­schul­ab­schluss sind aller­dings – abhän­gig von Qua­li­fi­ka­tio­nen, Bran­chen und Funk­tio­nen recht unter­schied­lich verteilt.

MINT- Akademiker stark gefragt

MINT-Fächer in Berlin stu­die­ren lohnt sich. Die Ent­wick­lung, dass über­wie­gend Hoch­schul­ab­sol­ven­ten mit einem tech­ni­schen oder natur­wis­sen­schaft­li­chen Hin­ter­grund (Stich­wort: MINT-Fächer) gesucht werden, hat sich gegen­über der letz­ten Aus­wer­tung vom Früh­jahr 2011 noch weiter ver­stärkt. Im Ver­gleich zum Vor­jahr wurden bei den IT-Spe­zia­lis­ten 45,6 Pro­zent mehr Arbeits­kräfte gesucht.

Fertigungsindustrie: Fachkräfte gesucht

Stu­die­ren in Berlin lohnt sich gerade auch in den Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten. In den Fer­ti­gungs­in­dus­trien gibt es nach wie vor hohe Zuwachs­ra­ten bei der Nach­frage nach aka­de­mi­schen Fach- und Füh­rungs­kräf­ten. Vor allem Maschi­nen-und Fahr­zeug­bau, Fein­me­cha­nik, EBM-Indus­trie sowie Luft und Raum­fahrt haben weiter wach­sen­den Bedarf an Fach­kräf­ten, vor allem an Inge­nieu­ren und Technikern.

Schulen, Jugendeinrichtungen und die Theatergruppe: Öffentliche Dienstleister sparen

Deut­lich zurück­hal­ten­der als in den ver­gan­ge­nen Jahren sind öffent­li­che Dienst­leis­ter bei der Beset­zung ihrer Vakan­zen. Die klamme Situa­tion der Kom­mu­nen­wir­ken sich vor allem im Bereich sozia­ler Dienst­leis­tun­gen erheb­lich aus. So haben die Ange­bote für Sozi­al­päd­ago­gen zum Bei­spiel inner­halb von zwei Jahren um rund ein Vier­tel abge­nom­men. Viele Kom­mu­nen  müssen aus Spar­zwang auch im Bereich der Pflicht­auf­ga­ben, z.B. in den Etats für Jugend und Sozia­les, Strei­chun­gen vor­zu­neh­men. Die Nach­fra­ge­rück­gänge betref­fen neben dem Sozi­al­we­sen vor allem das Gesund­heits­we­sen und die Schulen.Nur für Medi­zi­ner lohnt sich das Stu­die­ren in Berlin nach wie vor:  Ärzte und Ärz­tin­nen werden gesucht, es besteht der­zeit kaum eine Chance, alle offe­nen Stel­len zu besetzen.

Die Zukunft?

Kon­junk­tur­for­scher senken zuneh­mend ihre Pro­gno­sen für das kom­mende Jahr. Zum Teil werden die Vor­aus­sa­gen des ver­gan­ge­nen Som­mers um zwei Pro­zent­punkte zurück­ge­nom­men, wie etwa beim Münch­ner IFO-Insti­tut. Hier waren vor weni­gen Mona­ten noch 2,3 Pro­zent Wachs­tum für 2012 ange­kün­digt worden. Jüngst hat man diese Pro­gnose auf 0,4 Pro­zent zurück­ge­nom­men. Begrün­det wird dies vor allem mit der Schwä­che der Welt­wirt­schaft sowie der fort­dau­ern­den Schul­den­krise. Mehr als 0,6 Pro­zent Wachs­tum für das kom­mende Jahr erwar­tet auch die Deut­sche Bun­des­bank nicht. Auf­grund dieser eher düs­te­ren Pro­gno­sen, die bei anhal­ten­der Euro-Krise noch weiter nach unten kor­ri­giert werden könn­ten, so dass auch eine Rezes­sion nicht mehr aus­ge­schlos­sen erscheint wird sich im kom­men­den Jahr mit hoher Wahr­schein­lich­keit auch die Nach­frage nach Arbeits­kräf­ten verringern.

Demografie sei Dank für fast alle gleich gut

Dabei dürf­ten Aka­de­mi­ker, vor allem solche mit MINT-Qua­li­fi­ka­tio­nen noch am wenigs­ten von einem sol­chen Rück­gang betrof­fen sein. Aber auch alle ande­ren Arbeits­kräfte mit ande­ren Hoch­schul- oder sons­ti­gen qua­li­fi­zier­ten Berufs­ab­schlüs­sen können ange­sichts des großen Fach­kräf­te­man­gels wie auch der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung zuver­sicht­lich in die Zukunft bli­cken, zumin­dest soweit es um Arbeits­plätze in der Wirt­schaft geht.

Verlierer: Bildung und Soziales

Sozia­les Stu­die­ren in Berlin ist etwas für Idea­lis­ten. Die heute schon nur noch mühsam wahr­ge­nom­me­nen Auf­ga­ben im sozia­len Bereich und in der Bil­dung in kom­mu­na­len und regio­na­len Gebiets­kör­per­schaf­ten erfor­dern heute, gerade im Zei­chen einer dro­hen­den Sta­gna­tion oder sogar Rezes­sion große Anstren­gun­gen. So ver­wun­dert es nicht, dass laut Adecco-Sta­tis­tik im Ver­gleich zu 2010 im ver­gan­ge­nen Jahr die Nach­frage nach Geis­tes­wis­sen­schaft­lern um ca. 40,2 Pro­zent zurück­ge­gan­gen ist. Der soziale Friede sowie ein bes­se­res Bil­dungs­sys­tem sind die Fun­da­mente künf­ti­ger Kon­kur­renz­fä­hig­keit auf den inter­na­tio­na­len Märk­ten. Hier ist in den letz­ten Jahren – auch ange­sichts der Befunde der OECD – viel zu wenig gesche­hen; das könnte sich im Zei­chen der Krise bitter rächen.

Diese Ana­lyse stellte der freie wis­sen­schaft­li­che Autor Man­fred Bausch zur Ver­fü­gung. Nach­le­sen kann man sie auch noch einmal auf der Inter­net­prä­sent des Wis­sen­schafts­la­den Bonn. Wei­tere Sta­tis­ti­ken findet ihr auf www.personalbarometer-online.de.