Aya Ben Ron: A VOYAGE TO CYTHERA

Neue Aus­stel­lung im Ber­li­ner Medi­zin­his­to­ri­schen Museum der Cha­rité Berlin.

Das Ber­li­ner Medi­zin­his­to­ri­sche Museum der Cha­rité zeigt in der ReiheInter­ven­tio­nen die Aus­stel­lung A VOYAGE TO CYTHERA von Aya Ben Ron.

Aya Ben Ron

Das Aus­stel­lungs­pro­jekt der 1967 in Haifa gebo­re­nen Künst­le­rin zielt auf eine radi­kale Inter­ven­tion in die Samm­lung des Ber­li­ner Medi­zin­his­to­ri­schen Muse­ums der Cha­rité ab: Gefasst von einer Sound­in­stal­la­tion sowie Texten und Gedich­ten der Künst­le­rin wird eine Serie groß­for­ma­ti­ger Arbei­ten und Video­in­stal­la­tio­nen in die Dau­er­aus­stel­lung des Muse­ums inte­griert. Darin setzt sich die Künst­le­rin im Spe­zi­el­len mit Grenz­erfah­run­gen von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten im Kran­ken­haus, aber vor allem auch mit Status und Würde der im Museum aus­ge­stell­ten Prä­pa­rate auseinander.

Wahrnehmung und Darstellung des Körpers in Kunst und Medizin

Thema des nach dem Gedicht von Charles Bau­de­laire benann­ten Pro­jekts sind Wahr­neh­mung und Dar­stel­lung des Kör­pers in Kunst und Medi­zin, wobei Ben Ron die kate­go­ri­sche Grenze zwi­schen den Dis­zi­pli­nen bewusst ver­wischt und über­win­det. Das Patho­lo­gi­sche wird in Ben Rons Werk den­noch nicht ästhe­ti­siert, und auch einer emo­tio­na­len Deu­tung ver­wei­gern sich die gra­phisch redu­zier­ten Arbei­ten trotz der inhalt­li­chen All­ge­gen­wär­tig­keit von Tod und Schmerz. Mit emo­tio­na­ler Distanz, aber auch mit einem wört­lich zu neh­men­den Gal­gen­hu­mor hin­ter­fragt Aya Ben Ron den medi­zi­ni­schen Alltag in sozi­al­ge­schicht­li­chem Kontext.

Aya Ben Ron an Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité am Campus Charité Mitte

Aya Ben Rons Werk nimmt den Betrach­ter mit auf eine Reise, die in Anleh­nung an die Reise Bau­de­lai­res auf Dar­stel­lun­gen des mensch­li­chen Kör­pers in der west­li­chen Kultur fokus­siert ist, im Beson­de­ren auf die Dar­stel­lung von Orga­nen. Ben Ron ver­knüpft Kör­per­dar­stel­lun­gen in der Kunst mit der Wahr­neh­mung des mensch­li­chen Kör­pers in der moder­nen Medi­zin. Aus wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­tive ist der Körper eine bio­lo­gi­sche Maschine mit einem Gehirn als Betriebs­sys­tem und einem Herzen als Pro­zes­sor. Der in Bau­de­lai­res Gedicht erwähnte Galgen trennt den Körper vom Gehirn und befreit somit den Geist. Wäh­rend Bau­de­laire, dem Weg der Schön­heit fol­gend, zu einer Reise auf­bricht, an deren Ende er den eige­nen Tod erkennt, nimmt uns Ben Ron mit auf den ent­ge­gen­ge­setz­ten Kurs: Sie wählt ver­schie­denste Expo­nate aus — eine Reihe von For­schungs­ob­jek­ten, bestehend aus in Schau­käs­ten des Muse­ums ein­ge­schlos­se­nen Kör­per­tei­len. Es sind die Tes­ta­mente jener Per­so­nen, die ein oder meh­rere Organe ver­lo­ren haben, die nun in Form­alde­hyd kon­ser­viert dem Muse­ums­pu­bli­kum prä­sen­tiert werden.

Ausstellung in Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité am Campus Charité Mitte

So bahnt Aya Ben Ron einen Weg durch die Samm­lung des Muse­ums, den ihr als Kran­ken­schwes­ter geklei­de­tes Abbild anführt. Die Route ist mit großer Sorg­falt ent­wor­fen: In Gedicht­form ver­mit­telt die Künst­le­rin die Geschich­ten der fein säu­ber­lich in Glä­sern, Schach­teln und Rahmen auf­be­rei­te­ten Aus­stel­lungs­stü­cke. Sie stellt damit jene Erin­ne­run­gen wieder her, die ver­lo­ren gingen, als die Organe von ihren Kör­pern getrennt und im Museum aus­ge­stellt wurden. In ihrer inter­dis­zi­pli­nä­ren Her­an­ge­hens­weise bedient sich Aya Ben Ron der unter­schied­lichs­ten Medien: In Skulp­tu­ren, Video­ar­bei­ten, Zeich­nun­gen, Pho­to­gra­phien, Texten und orts­spe­zi­fi­schen Instal­la­tio­nen setzt sich die Künst­le­rin inten­siv und höchst sen­si­bel mit der moder­nen Medi­zin sowie ihren Aus­wir­kun­gen auf unsere Gesell­schaft und den Ein­zel­nen auseinander.

Ort/ Zeit

Die Aus­stel­lung A VOYAGE TO CYTHERA ist vom 29.4. bis 9.9. 2012 im Ber­li­ner Medi­zin­his­to­ri­schen Museum der Cha­rité am Campus Cha­rité Mitte, Cha­ri­té­platz 1 in 10117 Berlin zu sehen. Die Eröff­nungs­ver­an­stal­tung findet am Sams­tag, dem 28. April 2012 von 19 bis 21 Uhr in Anwe­sen­heit der Künst­le­rin in der Hör­saal­ruine des Ber­li­ner Medi­zin­his­to­ri­schen Muse­ums statt.