Digitalisierung jemenitischer Handschriften

FU Berlin und Staats­bi­blio­thek zu Berlin ver­an­stal­ten inter­na­tio­na­len Workshop.

Ein inter­na­tio­na­ler Work­shop zur Digi­ta­li­sie­rung jemi­ni­ti­scher Hand­schrif­ten findet am 9. und 10.5. in Berlin statt. Ver­an­stal­ter sind die FU Berlin und die Staats­bi­blio­thek zu Berlin. Das Tref­fen ist Teil des von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft und der Natio­nal Endow­ment for the Huma­nities (DFG/NEH) ko-finan­zier­ten Pro­jek­tes “Yemen Manu­scripts Digi­tiz­a­tion Initi­ta­tive” (YMDI). Ver­tre­ten sind renom­mierte Ara­bi­s­tik- und Islam­wis­sen­schaft­ler, Biblio­the­kare sowie aus­ge­wie­sene Digi­ta­li­sie­rungs­fach­leute aus Europa, den USA und dem Jemen. Ziel ist, den pro­fes­sio­nel­len Aus­tausch zwi­schen Exper­ten zu för­dern, die sich in ihren wis­sen­schaft­li­chen, kon­ser­va­to­ri­schen oder ver­fah­rens­tech­ni­schen Tätig­kei­ten mit der Bewah­rung ara­bi­scher Manu­skripte beschäf­ti­gen. Die Ver­an­stal­tung ist bis auf den Don­ners­tag­nach­mit­tag öffent­lich, der Ein­tritt frei.

Beiträge zum aktuellen Zustand der Privatsammlungen im Jemen

Im Mit­tel­punkt des Work­shops stehen Bei­träge zum aktu­el­len Zustand der Pri­vat­samm­lun­gen im Jemen, zu dem lokal­spe­zi­fisch aus­ge­präg­ten Gedan­ken­gut in jeme­ni­ti­schen Hand­schrif­ten, zur digi­ta­len Erhal­tung wie auch Kata­lo­gi­sie­rung ara­bi­scher Manu­skripte sowie zur Bedeu­tung der Hand­schrif­ten in den soge­nann­ten Digi­tal Huma­nities, also den in elek­tro­ni­scher Form bewahr­ten Geis­tes­wis­sen­schaf­ten. Der Work­shop wird aus DFG/­NEH-Mit­teln bestrit­ten und zusätz­lich vom Euro­pean Rese­arch Coun­cil unterstützt.

Yemeni Manuscript Digitization Initiative

Die im Jahr 2010 gegrün­dete “Yemeni Manu­script Digi­tiz­a­tion Initia­tive” hat es sich zur Auf­gabe gemacht, gemein­sam mit der im Jemen ansäs­si­gen Imam Zayd ben Ali Cul­tu­ral Foun­da­tion die Bände der zahl­rei­chen, aber weit ver­streu­ten Pri­vat­samm­lun­gen zu digi­ta­li­sie­ren und zu kata­lo­gi­sie­ren. Sie sollen auf diese Weise einer inter­es­sier­ten Öffent­lich­keit über die Online-Kata­loge der Staats­bi­blio­thek zu Berlin und der Prince­ton Uni­ver­sity Library zugäng­lich gemacht werden. Die betei­lig­ten Wis­sen­schaft­ler nehmen sich damit des viru­len­ten Pro­blems der Bewah­rung des ein­zig­ar­ti­gen kul­tu­rel­len Erbes des Jemens an, das auf­grund der dort poli­tisch und wirt­schaft­lich unsi­che­ren Situa­tion heute mehr denn je bedroht ist. Tat­säch­lich gewin­nen Wis­sen­schaft und For­schung erst seit weni­gen Jahren Zugang zu den beträcht­li­chen Samm­lun­gen his­to­ri­scher Hand­schrif­ten in den ver­schie­de­nen pri­va­ten und öffent­li­chen Biblio­the­ken des Jemen. Die Bestände — vor­sich­tige Schät­zun­gen gehen von rund 50.000 zumeist ein­zig­ar­ti­gen Manu­skrip­ten aus — können es dabei durch­aus mit denen der großen, renom­mier­ten Biblio­the­ken wie der Ägyp­ti­schen Natio­nal­bi­blio­thek in Kairo, der Sül­ei­ma­niye Biblio­thek in Istan­bul oder der Majlis Biblio­thek in Tehe­ran aufnehmen.

Jemenitische Handschriften

Die Beson­der­heit der jeme­ni­ti­schen Hand­schrif­ten liegt in ihren Ent­ste­hungs­be­din­gun­gen, die sie zu einem welt­weit ein­ma­li­gen Zeug­nis ratio­na­lis­ti­scher Denk­tra­di­tio­nen im Islam machen. Ein Schatz jedoch, der droht, unwie­der­bring­lich ver­lo­ren zu gehen. Wäh­rend die Manu­skripte in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten stets von der öko­no­misch und poli­tisch unsi­che­ren Situa­tion im Jemen, von desas­trö­sen Lager­be­din­gun­gen und dem Aus­ver­kauf an Pri­vat­samm­ler bedroht war und bis heute ist, so hat sich jüngst die Lage auf­grund der bewuss­ten Zer­stö­rung durch extre­mis­ti­sche Grup­pie­run­gen weiter ver­schärft. Die Digi­ta­li­sie­rung der sel­te­nen Manu­skripte, wie sie die Initia­tive betreibt, könnte die letzte Ret­tung sein, um zumin­dest auf vir­tu­el­lem Wege ein Wissen für die Nach­welt zu bewah­ren, das über Jahr­hun­derte hinweg in Schrift­form auf­ge­ho­ben gewe­sen ist.