„This Aint California“: Skater auf DDR-Beton

Film­kri­tik: „This ain’t Cali­for­nia“ Regie: Marten Per­siel; Start: 16. August.

„This Aint Cali­for­nia“ ist kein typi­scher Doku­men­tar­film, son­dern die bunte Nach­er­zäh­lung einer wahren Geschichte. Es kommen keine hoch­tra­ben­den Exper­ten zu Wort, die irgend­eine Jugend­be­we­gung in ihren his­to­ri­schen Kon­text ein­ord­nen. Die Kom­men­ta­to­ren des Films reden über eine Epi­sode in der DDR-Geschichte, an der sie selbst mit­ge­schrie­ben haben. Neben allen inti­men Erin­ne­run­gen aus dieser für den Zuschauer authen­tisch erzähl­ten Geschichte wirft Regis­seur Marten Per­siel auch einen Blick auf die poli­ti­sche Dimen­sion des Ska­tens in der DDR.
Zu Beginn noch miss­trau­isch beäugt, dann vom Staat geför­dert, wird die Szene um den Skatet Dennis „Panik“ Panicek am Ende doch noch mit der Stasi kon­fron­tiert. Hier ein bril­lan­ter Coup, immer wieder den ehe­ma­li­gen SED-Sport­funk­tio­när zu Wort kommen zu lassen, der für die Beob­ach­tung der soge­nann­ten „Roll­brett­fah­rer“ zustän­dig war. So hin­ter­las­sen Ori­gi­nal-Super-8-Auf­nah­men, his­to­ri­sches Mate­rial und Schwarz-Weiß-Ani­ma­tio­nen nicht nur eine Atmo­sphäre der Frei­heit und unge­zü­gel­ten Liebe. Zwar war Skaten für die Prot­ago­nis­ten keine Art des poli­ti­schen Pro­tests, son­dern ein Weg, um ein wenig Kind­lich­keit in das täg­li­che Grau zu pin­seln. Doch im Staats­ap­pa­rat sah man das nicht so, die stän­dige Über­wa­chung zeigt auch über zwei Jahr­zehnte nach dem Mau­er­fall: Die DDR war wirk­lich kein Kali­for­nien – trotz der wilden Bilder.

Über Jan Lindenau (25 Artikel)
kann sich nicht daran erinnern, jemals gesagt zu haben, dass er „irgendwas mit Medien machen will“. Ist trotzdem irgendwie Chefredakteur der spree geworden. Große Leidenschaft für Sprache, Literatur, Russland - und ja, Medien.