Die Leistung zählt
Wie sieht die Karriere bei einer Bank aus? Wir sprachen mit einer Person, die es wissen muss.
Miriam Eger arbeitet im Personalbereich der Deutschen Bank im Team „Graduate Recruitment“, das Praktikanten und Hochschulabsolventen für das Traineeprogramm einstellt.
Von Ende 2001 bis 2005 verzeichnete der Verband der deutschen Banken einen Beschäftigungsrückgang um elf Prozent. Wie schätzen Sie die Berufsaussichten für Bewerber im Bankengeschäft ein?
Insbesondere für den akademischen Nachwuchs bietet das Bankengeschäft sehr viele Möglichkeiten, wenn man bereit ist, sich in einem verändernden Marktumfeld weiter zu entwickeln. Unsere Rekrutierungszahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Dabei stehen für uns die Fachkarriere und die Führungskarriere gleichbedeutend nebeneinander. Unsere Weiterbildungsangebote unterstützen die Mitarbeiter sowohl in ihrer persönlichen wie auch fachlichen Entwicklung.
Welche Absolventen sind bei Ihnen besonders beliebt bzw. haben gute Chancen auf eine Anstellung?
Das Profil eines interessanten Hochschulabsolventen setzt sich aus mehreren Mosaiksteinen zusammen: Gewählte Studienrichtung und Studienschwerpunkt, Studienergebnisse, Praxiserfahrung, eventuell auch Auslandserfahrung sowie außeruniversitäres Engagement.
Wie sah Ihr eigener Ausbildungsweg aus?
Abitur, Ausbildung zur Industriekauffrau, Studium der Internationalen Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Personal und PR inklusive einem Auslandssemester in Finnland; parallel zum Studium mehrere Praktika und vor dem Berufseinstieg ein sechsmonatiges Praktikum in Madrid. Seit August 2000 arbeite ich für die Deutsche Bank.
Welche Möglichkeiten und Posten haben Geisteswissenschaftler gegen die „harten“ Fachrichtungen?
Der Personalbereich ist zum Beispiel ein klassischer Bereich, in dem viele Geisteswissenschaftler arbeiten. In den analytischen Bankbereichen sind BWL oder VWL als Nebenfach von Vorteil, um sich auf diesem Gebiet theoretische Grundlagen anzueignen. Vielfach kann man auch über ein Praktikum während des Studiums einen ersten Einblick in das Bankgeschäft erhalten.
Könnten sich auch Bewerber anderer Fachrichtungen bei Ihnen bewerben, zum Beispiel Kommunikationswissenschaftler oder Naturwissenschaftler?
Selbstverständlich sind auch solche Profile für uns interessant. Der Kommunikationswissenschaftler könnte beispielsweise im vertriebsnahen Bereich an den Kundenbindungsmaßnahmen mitarbeiten, der Naturwissenschaftler wird gleich in mehreren Bank-Disziplinen gesucht, deren Tätigkeiten sich durch eine analytische Herangehensweise auszeichnet. Ein Beispiel ist das Risikomanagement.
Welche Ausbildungsform schafft ihrer Meinung nach die besseren Bewerber für Ihr Unternehmen?
Im berufsbegleitenden Studium steht der Praxisbezug im Fokus. Dies begrüßen wir sehr und fördern daher auch Mitarbeiter der Deutschen Bank, die ein Studium absolvieren. Diese Studenten zeichnen sich durch ein aktuelles Wissen aus der Praxis aus, was vielfach der Kritikpunkt der Arbeitgeber beim sogenannten „klassischen Ausbildungsweg“ war. Die Auszubildenden haben sich zum Teil rein auf ihre Kenntnisse aus der Berufsausbildung verlassen und im Studium keine weitere Praxiserfahrung mehr gesammelt.
Wie sieht der klassische Arbeitstag eines Bankers aus?
Ein Private Banking Berater beispielsweise hat einen vielfältigen Arbeitstag. Er betreut einen eigenen Kundenstamm und hat für diesen Tag bereits mehrere Kundengespräche vereinbart, die er vorab gut vorbereitet. Für eine Kundenveranstaltung zum Thema Altersvorsorge arbeitet er in einem Projektteam an der Vermarktung, der inhaltlichen Gestaltung und am Briefing der Referenten. Am Nachmittag trifft sich außerdem das Team zum wöchentlichen Jour Fixe.
Was wird sich in Zukunft an dem Berufsprofil „Banker“ ändern?
Die Kunden- und Serviceorientierung spielt künftig eine noch entscheidendere Rolle. Nicht nur der externe Kunde, sondern auch der „interne Kunde“ steht hierbei im Fokus: Vielfach arbeitet man mit Kollegen aus anderen Fachbereichen zusammen, um dem Kunden eine optimale Beratung und exzellente Produkte anbieten zu können. Dies bedingt eine Fähigkeit zu interdisziplinärem Arbeiten und die Offenheit gegenüber neuen Ideen und Veränderungen.
Die Gleichberechtigung ist in aller Munde. Halten Sie das Bankgewerbe für einen Arbeitsplatz, der Frauen und Männern gleichberechtigte Aufstiegschancen bietet?
Wichtig sind für uns die Leistung des oder der Einzelnen und die Motivation, die der Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin mitbringt, um sich in einer globalen Organisation wie der Deutschen Bank weiterzuentwickeln.