editorial Sommer 2007: Helden

Wer über Helden nach­denkt, kommt an der langen und detail­lier­ten Geschichte des Hel­den­tums nicht vorbei. Über die Jahr­hun­derte haben sich die Ansprü­che an Helden deut­lich gewandelt.

Anfangs stand sinn­lo­ser Wage­mut unter Ein­satz des eige­nen Lebens im Vor­der­grund; wer erin­nert sich nicht daran, wie Knurps der Put­zige mutig in den Kampf gegen den Tyran­no­sau­rus Rex zog. Mit dem Auf­kom­men der Zivi­li­sa­tion war es nötig, ein Ziel zu haben, für das man in sinn­lo­sem Wage­mut das eigene Leben ris­kie­ren konnte; noch immer schwel­gen wir in Erin­ne­rung an Hel­gund den Beträcht­li­chen, der auf der Suche nach dem ver­wun­sche­nen Schnür­sen­kel in einem Regen­guss umkam. Diese Hel­den­ge­nera­tion über­lebte – aus nahe­lie­gen­den Grün­den – nicht lange und machte einem eher vor­sich­ti­gen Ideal Platz. Frihdluft der Zau­de­rer plante seinen Kampf mit Surold dem Eif­ri­gen so lange, bis dieser wegen eines Leber­ka­tarrhs nicht mehr kampf­fä­hig war. Auch diesem Hel­den­ideal war man­gels Gla­mour keine lange Lebens­zeit beschie­den, die wahren Kämp­fer über­nah­men die Deu­tungs­ho­heit über das Hel­den­tum. Kaldor der Gereifte befreite seine geliebte Kalinde aus der Gefan­gen­schaft der wilden Raff nuren – nur mit einem Beil bewaff­net. Aber eines änderte sich nicht: Um ein echter Held zu sein, musste man tot sein. Erst in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit ist es auch Helden gestat­tet, nach ihrer Hel­den­tat wei­ter­zu­le­ben. Eine Hel­den­tat muss nicht mehr zwangs­läufi g mit Gewalt ein­her­ge­hen, die Ent­de­ckung eines neuen Buch­sta­bens oder das feh­ler­freie Absin­gen his­to­ri­schen Lied­gu­tes genü­gen voll­auf. Aus der Geschichte lernen, heißt siegen lernen.

Will­kom­men in der neuen Heldenzeit.