Digital lernen — Mit oder ohne?

Warum man mit media­ler Unter­stüt­zung besser lernt, Zettel und Stift für Stu­den­ten aber trotz­dem unver­zicht­bar sind.

Unsere Gesell­schaft ist gespal­ten. Die einen leben im digi­ta­len Zeit­al­ter, die ande­ren haben von „Netz und Maus“ nur eine vage Ahnung. Wie Stu­den­ten den Com­pu­ter opti­mal in ihren Alltag ein­brin­gen, woll­ten wir von Dr. Heike Schaum­burg wissen. Sie lehrt als päd­ago­gi­sche Psy­cho­lo­gin am Insti­tut für Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten der HU und forscht unter ande­rem zum Ein­satz neuer Medien an Schulen.

Heike Schaum­burg

Welche Kompetenzen werden beim Einsatz von Computer und Co. geschult?

Als Anwen­der lerne ich, mit Pro­gram­men umzu­ge­hen, Infor­ma­tio­nen zu bewer­ten und auf­zu­be­rei­ten, um zum Bei­spiel Hand-outs oder Prä­sen­ta­tio­nen zu gestal­ten. Außer­dem kann das Arbei­ten und Lernen am Com­pu­ter dabei unter­stüt­zen, Lern­in­halte besser zu ver­an­schau­li­chen und sich akti­ver mit dem Lern­stoff aus­ein­an­der­zu­set­zen. Je nach Stu­di­en­rich­tung können unter­schied­li­che Wege gefun­den werden. In der Medi­zin werden zum Bei­spiel 3D-Gra­fi­ken genutzt, um ein bes­se­res Ver­ständ­nis für den Aufbau von Orga­nen und Kör­per­tei­len zu bekom­men. In den Geis­tes­wis­sen­schaf­ten ist durch digi­tale Archive der Zugang zu Lite­ra­tur und Bild­ma­te­rial verbessert.

Computer sind zum Studieren also unverzichtbar?

Häufig geht es auch ohne Com­pu­ter besser. Stu­den­ten soll­ten nicht darauf ver­zich­ten, sich in Lern­grup­pen zu tref­fen, Refe­rate gemein­sam aus­zu­ar­bei­ten und sich von Mensch zu Mensch aus­zu­tau­schen. Das schult soziale Kom­pe­ten­zen, die beim eMail-Schrei­ben zu kurz kommen. Län­gere Texte sollte man nicht am Bild­schirm lesen, denn das strengt auf Dauer sehr an.

Wie ist der Rechner im Uni-Alltag am sinnvollsten einsetzbar?

Es ist sinn­voll, den Com­pu­ter zum Recher­chie­ren und zur Infor­ma­ti­ons­auf­be­rei­tung zu nutzen. So kommt eine gewisse Ord­nung in die Unter­la­gen. Mit einem Biblio­gra­phie­pro­gramm oder sinn­vol­ler Datei­struk­tur kann man schnell und effek­tiv auf wich­tige Daten zugrei­fen. Natür­lich sollte man, vor­aus­ge­setzt es gibt ent­spre­chende Ange­bote, die Lern­platt­for­men der Uni­ver­si­tä­ten nutzen, um schnell an Vor­le­sungs­skripte zu kommen oder sich über ein Dis­kus­si­ons­fo­rum mit ande­ren Stu­den­ten auszutauschen.

Ist es praktisch, den Laptop in Veranstaltungen zu verwenden?

In Vor­le­sun­gen oder Semi­na­ren mit dem Laptop zu arbei­ten, ist nur dann ange­bracht, wenn man das Zehn-Finger-Schrei­ben beherrscht, sich also kom­plett auf die Vor­le­sung konzen­trieren kann. Außer­dem hat es einen Lern­ef­fekt, wenn man Mit­schrif­ten noch einmal sauber und ver­ständ­lich abschreibt, denn man setzt sich dabei erneut mit dem Stoff auseinander.

Was sollten die Universitäten an ihrem medialen Angebot verbessern?

Das Poten­zial ist noch nicht aus­ge­schöpft. Lern­platt­for­men sind zwar vor­han­den, was eine große Erleich­te­rung für das Bereit­stel­len von Infor­ma­tio­nen ist. Aller­dings werden viele der Mög­lich­kei­ten oft nicht hin­rei­chend genutzt. Auch die Aus­stat­tung mit W‑Lan ist ein posi­ti­ves Zei­chen. Aus­bau­bar ist aber in eini­gen Fächern der Zugang zu For­schungs­li­te­ra­tur im Netz.

Wie wird sich der Stellenwert des Computers an Universitäten entwickeln?

Ich denke, dass das Note­book irgend­wann durch ein mobi­les Gerät ersetzt wird, das keine Fest­platte hat. So muss ich nicht stän­dig meine ganzen Daten mit mir her­um­tra­gen. Vor­stell­bar wäre auch ein Gerät, das man auf Han­dy­größe zusam­men­fal­ten und wie einen Laptop benut­zen kann. Die Zukunft der Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung und Daten­si­che­rung liegt auf jeden Fall im Netz.

Über Christiane Kürschner (89 Artikel)
2004 bis 2010 Studium (Philosophie, Deutsche Philologie, AVL) an der FU, HU und Uni Bern. 2007 bis 2010 Fachjournalistikstudium. PR-Volontariat bis Juni 2011. Seit Juli 2011 freie Autorin und Texterin. Ihre Leidenschaften: Bücher, Fotografie und Essen- und in allem viel Farben. www.frollein-wortstark.de
Kontakt: Webseite