Zwischen Theorie und Praxis

[Kolumne]Marketingbegeisterte Stu­den­ten aus Ber­li­ner Hoch­schu­len nehmen „Jetzt erst recht” unter die Marketing-Lupe.

Da sind sie wieder: meine Win­ter­stie­fel! Sie kamen uner­war­te­ter­weise in den letz­ten August­ta­gen häufig zum Ein­satz. Es war aber auch kalt, windig und reg­ne­risch! Aber es fühlt sich komisch an, in dieser noch offiziellen­ Som­mer­zeit meine Füße bereits in meine Win­ter­stie­fel zu hüllen.

 

Als Mar­ke­ting-Stu­den­tin weiß ich, dass es auf die rich­tige Kom­mu­ni­ka­tion ankommt. Vor­schlag: Ich trage keine Win­ter­stie­fel, son­dern Spät­som­mer­stie­fel. Zu diesen Spät­som­mer­stie­feln passen mein Spät­som­mer­man­tel und meine Spät­som­mer­hand­schuhe. Ich werde im Sep­tem­ber auch defi­ni­tiv kein Win­ter­ge­bäck kaufen. Die Leb­ku­chen, die ich neu­lich im Super­markt mit­ge­nom­men habe, sind ein Herbst­ge­bäck. Das stand dort ganz offi­zi­ell aus­ge­schrie­ben. Ich habe also nichts falsch gemacht. Doch vor wem recht­fer­tige ich mich eigent­lich? Wieso ist es so schlimm, im Sommer Win­ter­ge­bäck zu naschen, wenn es doch schmeckt? Warum sollte ich im Sommer keine Win­ter­stie­fel tragen, wenn das Wetter so sibi­risch ist? Genau hier denke ich mir: Jetzt erst recht!

Jetzt schme­cken mir die Leb­ku­chen. Ich habe immer­hin acht Monate keine geges­sen! In der Weih­nachts­zeit selbst mag man sie kaum noch, weil man mit sämt­li­chen nach Zimt schme­cken­den „Lecke­reien” über­schüt­tet, ja sogar bela­gert wird. Mög­li­cher­weise ist es genau das, was unse­rer mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft noch gefehlt hat: das Abschaf­fen von Sai­son­pro­duk­ten. Eis­creme für alle auf Deutsch­lands Weih­nachts­märk­ten! Das ganze Jahr über Fer­rero Küss­chen! Mög­li­cher­weise ist es auch voll­kom­me­ner Unsinn. Wenn morgen die Sonne scheint, sehe ich die ganze Situa­tion ver­mut­lich wieder ganz anders. Bis dahin mach ich mir noch eine Tüte Leb­ku­chen­her­zen auf. Jetzt erst recht!