Berliner Gründerinnen

Jung­un­ter­neh­mer gibt es an jeder Uni. Eine Fun­pre­nuer-Idee will jetzt Auto­ma­ten für Schreib­wa­ren an den Insti­tu­ten etablieren.

Anna-Christina Laich und Anne Bettina Nonnaß sind Studentinnen der FU und im Rahmen des Funpreneur- Wettbewerbes Gesellschafterinnen der „PenUniPapers GbR“ (Foto: Albrecht Noack).

Wer kennt nicht Dago­bert Duck – ein gei­zi­ger und von jung auf ziel­stre­bi­ger Unter­neh­mer. Arbeits­ei­fer und Spür­sinn für Geschäfte mach­ten ihn zum reichs­ten Erpel Enten­hau­sens. Ob das der Wirk­lich­keit des Unter­neh­mer­tums ent­spricht, wollen zwei Jura­stu­den­tin­nen an der Freien Uni­ver­si­tät Berlin in einem Wett­be­werb her­aus­fin­den. Eif­ri­ges Debat­tie­ren, der Mut zur Her­aus­for­de­rung und Ideen­reich­tum prägen den Fun­pre­neur-Wett­be­werb. Pünkt­lich zu Semes­ter­be­ginn eröff­net Pro­fund, die Grün­dungs­för­de­rung der FU, die nächste Runde des Grün­der-Wett­be­wer­bes für Stu­den­ten aller Hoch­schu­len. Die Idee ist ein­fach. Den Stu­den­ten wird eine Platt­form zum Aus­pro­bie­ren und Rea­li­sie­ren ihres Unter­neh­mer­geis­tes gebo­ten – die Praxis wird durch Wirt­schafts­pa­ten und Dozen­ten unter­stützt. Ziel ist es, in nur acht Wochen eine Unter­neh­mens­idee real am Markt umzu­set­zen. Zu Beginn des Wett­be­werbs ent­wi­ckeln die Teil­neh­mer in einem Ideen­work­shop ihre ganz per­sön­li­che Geschäfts­idee und finden sich zu Teams zusam­men. Es wird ein Unter­neh­men auf Zeit gegrün­det – mit allem was dazu gehört.

Automatischer Kiosk

Eines der Teams in diesem Jahr ist der „Krims-O-mat“. Zwei Stu­den­tin­nen der FU haben es sich zum Ziel gemacht, einen spe­zi­ell mit Schreib­wa­ren­ar­ti­keln, wie Kle­be­zet­teln, Kar­tei­kar­ten oder Post-it, aber auch ande­ren All­tags­ar­ti­keln, wie Taschen­tü­chern, aus­ge­stat­te­ten Auto­ma­ten an ihrer Fakul­tät auf­zu­stel­len. Die Idee kam den beiden bereits vor dem Wett­be­werb – es fehlte aber der ent­schei­dende Anstoß zur Umset­zung. „Wir haben es uns in den Kopf gesetzt, den vor Kurzem geschlos­se­nen Kiosk an unse­rem Fach­be­reich zu erset­zen. Die Stu­den­ten ver­brin­gen viel Zeit beim Lernen in der Biblio­thek, und Schreib­wa­ren sind oft Man­gel­ware“, berich­tet Anna-Chris­tina Laich, eine der Gesell­schaf­te­rin­nen der stu­den­ti­schen „Pen­Uni­Pa­pers GbR“. Viele der Teil­neh­mer nehmen aber auch ohne kon­krete Idee oder festes Team am Wett­be­werb teil. „Wir haben uns zwar im Vor­feld bereits Gedan­ken über die Pro­jek­t­um­set­zung gemacht, aber die meis­ten Ideen haben erst im Work­shop eine klare Kontur ange­nom­men“, schil­dert Anne Bet­tina Nonnaß, zwei­tes Mit­glied im Team. Sie spricht vor allen den­je­ni­gen Mut zu, die ein prin­zi­pi­el­les Inter­esse an der Teil­nahme des Wett­be­wer­bes haben, aber noch nicht wissen, was sie unter­neh­me­risch umset­zen wollen. Kom­pakt­kurse in Pro­jekt­ma­nage­ment, Mar­ke­ting, PR und Recht ver­mit­teln einige theo­re­ti­sche Grund­la­gen, bevor der Start­schuss des Wett­be­werbs fällt. „Eine leben­dige Kultur, selbst­ge­stal­ten­des Denken und Han­deln auch fach­be­reichs­über­grei­fend zu eta­blie­ren“, das soll der Bei­trag des Wett­be­wer­bes sein, so Peter Lange, Kanz­ler der Freien Uni­ver­si­tät Berlin. Aus­ge­stat­tet mit fünf Euro Start­ka­pi­tal – viel­leicht die ein­zige Ähn­lich­keit zu Dago­berts hei­li­gem Zehner – gilt es ein Unter­neh­men auf­zu­bauen. Beglei­tet von einem Wirt­schafts­pa­ten, der selbst jung, aber bereits erfolg­reich ist, haben die Teams inner­halb von fünf Wochen Zeit, ihre Idee in die Rea­li­tät umzu­set­zen. Dabei gilt es, Spon­so­ren und Unter­stüt­zer für das Pro­jekt zu akquirieren.

Praxisbezug

Anna-Chris­tina ist vor allem davon begeis­tert, „wie wenig wir uns davon abbrin­gen lassen, von all den Schwie­rig­kei­ten und Stol­per­stein­chen, die der Weg mit sich führt.“ Natür­lich ist es nicht ein­fach, mit so wenig Start­ka­pi­tal einen erfor­der­li­chen Auto­ma­ten und die Befül­lung zu orga­ni­sie­ren, aber für sie ist der Glaube an die eigene Idee der Motor für ihre Moti­va­tion. Vom eige­nen Erfolg sind die beiden Jung-Unter­neh­me­rin­nen über­zeugt. Letzt­lich wird die Arbeit nach der inten­si­ven Phase der Ideen­rea­li­sie­rung in einem Geschäfts­be­richt dar­ge­stellt und auf der Abschluss­ver­an­stal­tung in den Räumen der IHK prä­sen­tiert. „Die Zeit ist knapp, aber wir haben schon einen Auto­ma­ten­ver­mie­ter und einen Geschäfts­part­ner aus der Wirt­schaft für uns gewon­nen und hoffen auf mehr inter­es­sante Kon­takte“, berich­tet Anne Bet­tina über den aktu­el­len Stand. Neben einer Stand­prä­sen­ta­tion aller Teams stel­len die zehn besten Mit­strei­ter ihre Kon­zepte vor Jury und Publi­kum vor. Im Anschluss werden die drei besten Unter­neh­men gekürt. Wie sich das Team des Krims-O-Maten schla­gen wird, bleibt somit bis zum 15. Dezem­ber eine noch offene Frage. Trotz­dem sind sich die Team­mit­glie­der einig, dass eine solch inten­sive Erfah­rung mit Pra­xis­re­le­vanz und Zukunfts­per­spek­tive eine schöne und prä­gende Kom­po­nente zu den manch­mal so pra­xis­fer­nen Vor­le­sun­gen des Uni­all­ta­ges ist.

Über Janine Noack (20 Artikel)
Janine studierte von 2009-2012 Geschichte, Politk und Soziologie an der HU Berlin und absolviert derzeit ihren Master in Modern European History an der Universität Cambridge.