Studenten starten Start-Up für Gesundheit
Fünf Studenten gründeten ein Gesundheitsportal. Seit 2010 ist das Gesundheitsportal „Patient360°” online. Hier findet man rundum Informationen zur Gesundheit und Gesundheitspolitik. Hinter dem Projekt stehen engagierte Hochschulabsolventen, die eine Informationsbarriere beseitigen möchten.
„Es sah irgendwie mau aus”, sagt Juliane. Ziemlich schlecht sei die Gesundheitsberatung im Internet gewesen, als die Gründer des Internetportals „Patient360°” ihre Ideen austüftelten. Aus dem Mangel wollten sie eine Geschäftsidee
machen. Juliane ist für die Kommunikation zuständig. „Wir wollen komplizierte medizinische Inhalte für den Patienten verständlich übersetzen”, erklärt Juliane, „das unterscheidet uns von anderen Anbietern, wir schaffen den Ausgleich.” Ein Jahr lang haben sie an der Unternehmensidee getüftelt und an der Webseite gearbeitet.
Jetzt sind sie online
Die 26-jährige Berlinerin kann in der Redaktionsarbeit das umsetzen, was sie in ihrem Studium gelernt hat. Sie studierte an der „medienakademie” in Berlin „Angewandte Medienwirtschaft mit Schwerpunkt TV-Journalismus”. „Natürlich musste ich mich für Patient360° auf neue Themengebiete einstellen, aber das meiste habe ich aus dem Studium mitgenommen”, erzählt sie, „ich finde es völlig natürlich, dass man sich für jeden neuen Job weiterbildet und in manchen Bereichen sogar Neuland betritt.”
Die Idee zu diesem Projekt kam aus der Erfahrung. Geschäftsführer Saul ist gelernter Physiotherapeut. In seiner Praxis fiel ihm auf, dass kaum einer seiner Patienten sich mit der eigenen Gesundheit auskennt. „Die Gründe dafür sind weitreichend”, so Juliane, „von Desinteresse bis hin zu mangelnder Bezahlung seitens der Krankenkassen.” Die Idee, dem Unwissen Abhilfe zu leisten, war geboren. Das Team fand sich schnell zusammen: Saul, Madeleine, Peter, Juliane und Dana.
Unabhängigkeit
Als Portal für Arzneiwerbung wollen sie sich nicht verstanden wissen. Sie finanzieren sich zwar über die Werbung, aber sind vorsichtig. „Wir wollen nicht jede Firma auf die Seite lassen, auch wenn das dann Geldeinbußen für uns bedeutet”, erklärt Juliane, „die Qualität steht einfach im Vordergrund.” Deshalb ist die Arbeit auch ein Vollzeitjob. Es werden täglich neue, aktuelle Themen recherchiert, Pressemitteilungen ausgewertet und Diskussionsforen betreut. „Frei nach dem Motto Gemeinsam tut es weniger weh! soll in der Community der Austausch zwischen Gleichgesinnten, Angehörigen und Leistungserbringern stattfinden”, so Juliane.
Im Lokalbereich der Webseite gibt es die Möglichkeit, die eigene Apotheke, den Therapeuten oder andere Leistungserbringer zu empfehlen und mit anderen Community-Mitgliedern zu teilen.
Virtuell vernetzt
Der Firmensitz ist in Fulda, ein Mal in der Woche trifft sich das Team dort, um einen ganzen Tag über die Entwicklungen zu sprechen. Die restliche Zeit sind alle per Skype in Kontakt, „fast wie in einem Großraumbüro”, sagt Juliane, die mittlerweile in Erfurt wohnt.
In Fulda sitzt Madeleine am Rechner. Die BWL-Studentin ist in dem Unternehmen für das Controlling und Marketing zuständig. Für sie ist ihre Arbeit die praktische Anwendung ihrer Studieninhalte. „Ich kann in Vorlesungen oft auf Situationen in unserem Unternehmen zurückgreifen. Besonders in den Vorlesungen zum Thema Projektmanagement fiel es mir leichter, die Prozesse zu verstehen – ich hatte immer ein Beispiel im Kopf”, erinnert sie sich. Ihren Vorteil gegenüber nicht-selbstständigen Studenten sieht sie pragmatisch. „Viele meiner Kommilitonen arbeiten während des Studiums, ich tue das auch, aber eben in meinem eigenen Unternehmen.”
Zukunftsaussichten
Das Portal soll immer anwenderfreundlicher werden. Den Nutzern sollen Serviceangebote und die Möglichkeit der Community angeboten werden. Auch eine Online-Apotheke ist in Planung. „Da wird noch viel Arbeit vor uns liegen. Wir wünschen uns eine riesengroße Community, die sich gegenseitig berät und durch den Gesundheitsdschungel führt”, so Juliane. Ob damit nun das große Geld verdient wird, stünde an zweiter Stelle, sagt sie. Die Idee zählt.