Musik mit Theremin

Die Band „The Flat­ted Fifth Berlin“ sind erklärte Fans der gol­de­nen Jazz-Hits. Mit einem There­min ver­lei­hen sie den Songs einen neuen Klang.

Handbewegungen zwischen den beiden Antennen entlocken dem Theremin vibrierende Klänge. Mit den Händen singen (Foto: Janine Noack)

Bal­tha­sar bewegt nur seine Hände. Er steht vor dem There­min, ohne auch nur einen Kör­per­mus­kel zu bewe­gen, nicht mal ein Zwin­kern ist ihm zu ent­lo­cken. „Das There­min ist ein sehr emp­find­sa­mes Instru­ment“, erklärt der Che­mie­stu­dent. Es wirkt wie Zau­be­rei, wenn er seine recht Hand auf Hüft­höhe zu einer Faust ballt und seine linke Hand auf unge­fähr glei­cher Höhe in der Luft schwe­ben lässt. Kein ein­zi­ges Kör­per­teil berührt das Instru­ment. Alles was Bal­tha­sar benö­tigt, um einen Ton zu pro­du­zie­ren, sind seine Hände. Auf den ersten Blick sieht das There­min nicht aus wie ein Musik­in­stru­ment. Der wich­tigste Bestand­teil sind zwei Anten­nen. Eine befin­det sich gerade ste­hend auf der rech­ten Seite, die andere gebo­gen an der linken Seite des Ins­tu­men­ten­kör­pers. Beide Anten­nen tau­schen elek­tri­sche Schwin­gun­gen aus, die durch die Hände des Spie­lers durch­bro­chen werden. Die linke Hand steu­ert die Laut­stärke, die rechte regelt die Tön­höhe. „Die Funk­ti­ons­weise ist rela­tiv ein­fach“, sagt Bal­tha­sar. „Man braucht aber ein gutes Gehör.“

Gestörte Schwingungen

Er selbst spielt seit seinem vier­ten Lebens­jahr Kla­vier, hat auch das Cello schon aus­pro­biert und kann jeden Ton genau bestim­men. „Aber man muss auch die Tech­nik beherr­schen“, ergänzt Bal­tha­sar. Dafür hat er eine Leh­re­rin in Berlin. Das There­min kostet unge­fähr 250 Euro, aller­dings gibt es nur eine Hand­voll Her­stel­ler. Außer­dem muss man darauf achten, dass es rich­tig auf die Umge­bung ein­ge­stellt werden kann. „Ich habe mir erst ein bil­li­ge­res There­min ge-kauft, und ich konnte es ein­fach nicht in meinem Zimmer spie­len. Die Schwin­gun­gen waren durch irgend­et­was gestört“, erin­nert sich Bal­tha­sar. Das Instru­ment ist sehr sen­si­bel und kann durch andere elek­tri­sche Geräte gestört werden. Daher muss es auf den jewei­li­gen Spie­ler und die Umge­bung immer neu ein­ge­stimmt werden. Zehn Men­schen auf der Welt können sich ihren Lebens­un­ter­halt mit dem There­min ver­die­nen. Zwei davon wohnen in Berlin, eine ist Bal­tha­sars Leh­re­rin Bar­bara Buch­holz. Sie selbst wurde von der welt­bes­ten There­min­spie­le­rin Lydia Kavina aus Russ­land unter­rich­tet. „Viele kennen das Instru­ment nicht. Aber die, die es beherr­schen, sind gefragt – auch in Orches­tern“. Das There­min klingt melan­cho­lisch, fragil und unty­pisch, am ehes­ten ist es mit Cello oder Geige zu ver­glei­chen. Daher wurde es bereits in den 1940ern gern in Sci­ence-Fic­tion-Filmen ein­ge­setzt. „Das Instru­ment passt aber auch super in eine Live­band“, fügt Bal­tha­sar hinzu. Er selbst spielt in der Ber­li­ner Jazz­band „The Flat­ted Fifth Berlin“ Kla­vier und There­min. Die There­min­ein­la­gen sind fest in das Pro­gramm der jungen Band inte­griert und sind „eine Berei­che­rung für die Band“, fügt Linda Engel­brecht hinzu. Die Band­lei­te­rin erklärt, dass die Zuschauer begeis­tert von dem Instru­ment sind und das There­min als eine „super Auf­lo­cke­rung im Pro­gramm wahr­neh­men“. Trotz­dem setzt die Band das Instru­ment sehr spar­sam ein, „um den Über­ra­schung­ef­fekt“ zu behal­ten, sagt Linda.

www.the-flatted-fifth-berlin.de

Über Janine Noack (20 Artikel)
Janine studierte von 2009-2012 Geschichte, Politk und Soziologie an der HU Berlin und absolviert derzeit ihren Master in Modern European History an der Universität Cambridge.