Theremin — Mit den Händen singen

Zau­be­rei gibt es auch in der Musik. Wir haben her­aus­ge­fun­den, wie das Instru­ment “There­min” funk­tio­niert und warum es sich lohnt es näher kennenzulernen. 

Bal­tha­sar bewegt nur seine Hände. Er steht vor dem There­min ohne auch nur einen       Kör­per­mus­kel zu bewe­gen, nicht mal ein Zwin­kern ist ihm zu ent­lo­cken. „Das There­min ist ein sehr emp­find­sa­mes Instru­ment“, erklärt der Che­mie­stu­dent. Es wirkt wie Zau­be­rei, wenn er seine rechte Hand auf Brust­höhe zu einer Faust ballt und seine linke Hand auf unge­fähr glei­cher Höhe über dem There­min in der Luft schwe­ben lässt. Kein ein­zi­ges Kör­per­teil berührt das There­min. Alles was Bal­tha­sar benö­tigt um einen Ton zu pro­du­zie­ren sind seine Hände, genauer gesagt seine Finger.

Funktionsweise des Theremins

Auf den ersten Blick sieht das There­min nicht aus wie ein Musik­in­stru­ment, schon gar nicht wie eines, das bereits in den 1920iger Jahren gespielt wurde. Der wich­tigste Bestand­teil des There­mins sind zwei Anten­nen. Eine befin­det sich auf der rech­ten Seite gerade ste­hend  und die andere gebo­gen an der linken Seite des There­min- Ins­tu­men­ten­kör­pers. Beide Anten­nen tau­schen elek­tri­sche Schwin­gun­gen aus, die durch die Hände des Spie­lers durch­bro­chen werden. Die linke Hand steu­ert die Laut­stärke und die rechte regelt die  Tön­höhe. „Die Funk­ti­ons­weise ist rela­tiv ein­fach“, fügt Bal­tha­sar hinzu, „man braucht aber  ein gutes Gehör“. Da er schon seit seinem sechs­ten Lebens­jahr Kla­vier spielt und ebenso  das Cello beherrscht, hat Bal­tha­sar genug Erfah­rung um jeden Ton des There­mins genau bestim­men zu  können. „Aber man muss auch die Tech­nik beherr­schen“, ergänzt Bal­tha­sar. Dafür hat er eine There­min-Leh­re­rin in Berlin. Die Finger der rech­ten, zur Faust geball­ten Hand werden für die Ton­höhe nach­ein­an­der zur Antenne hin bewegt. Je näher die Finger der Anten­ne­des There­mins kommen, desto höher ist der Ton.

Kosten für Theremin

Das There­min kostet unge­fähr 440 Euro und ist damit recht leicht in der Anschaf­fung. Aller­dings gibt es nur eine hand­voll Her­stel­ler. Außer­dem muss man darauf achten, dass das There­min rich­tig auf die „Spiel­um­ge­bung“ ein­ge­stellt werden kann. „Ich habe mir erst ein bil­li­ge­res There­min gekauft, und ich konnte es ein­fach nicht im meinem Zimmer spie­len. Die Schwin­gun­gen waren durch irgend­et­was gestört.“ Das There­min ist sehr sen­si­bel und kann durch andere elek­tri­sche Geräte gestört werden. Aus diesem Grund muss das There­min auf den jewei­li­gen Spie­ler und die Umge­bung immer neu ein­ge­stimmt werden.

Warum ein Theremin?

Doch warum ent­schei­det man sich für ein so kom­pli­zier­tes Instru­ment? „Es war Neu­gierde auf etwas Neues“, erzählt Bal­tha­sar. Tat­säch­lich gibt es nur zehn Men­schen auf der Welt, die sich ihren Lebens­un­ter­halt mit dem Spie­len eines There­mins ver­die­nen. Zwei davon wohnen in Berlin, eine ist Bal­tha­sars There­min-Leh­re­rin Bar­bara Buch­holz. Sie selbst wurde von der welt­bes­ten There­min-Spie­le­rin Lydia Kavina aus Russ­land unter­rich­tet. „Viele kennen das Instru­ment nicht. Aber die, die es beherr­schen sind gefragt, auch in Orches­tern“. Kaum zu glau­ben, wenn man das There­min das erste Mal hört. Der Klang des There­mins wirkt melan­cho­lisch, fragil und unty­pisch, am ehes­ten noch mit einem Cello oder eine Geige zu ver­glei­chen. Aus diesem Grund wurde das There­min gern in Sci­ence Fic­tion Filmen ein­ge­setzt. Aber  auch in „Ed Wood“ (1994), „Mars Attacks“ (1997), „Char­lie und die Scho­lo­la­den­fa­brik“  (2005) und „The Macha­nist“ (2004) sind There­min­ein­la­gen zu finden.

Livemusik mit Theremin

„Das Instru­ment passt aber auch super in eine Live­band“, fügt Bal­tha­sar hinzu. Er selbst spielt in der Ber­li­ner Jazz­band „The Flat­ted Fifth Berlin“ Kla­vier und There­min. Die Ein­la­gen mit dem There­min sind fest in das Pro­gramm der jungen Band inte­griert und „sind eine Berei­che­rung für die Band“, fügt Linda Engel­brecht hinzu. Die Band­lei­te­rin erklärt, dass die Zuschauer sehr begeis­tert von dem There­min sind und das There­min als eine „super Auf­lo­cke­rung im Pro­gramm wahr­neh­men“. Trotz­dem setzt die Band das There­min sehr spar­sam ein „um den Über­ra­schung­ef­fekt“ zu behal­ten, sagt Linda.

Wer Lust hat die Band und das There­min einmal live zu erle­ben, sollte am besten auf der Web­site www.the-flatted-fifth-berlin.de nach­schauen, wann die nächs­ten Kon­zerte in Berlin stattfinden.

Face­book: http://www.facebook.com/pages/The-Flatted-Fifth-Berlin/244133655616120

Hör­probe — La Valse Des Oscillations

Über Janine Noack (20 Artikel)
Janine studierte von 2009-2012 Geschichte, Politk und Soziologie an der HU Berlin und absolviert derzeit ihren Master in Modern European History an der Universität Cambridge.

2 Kommentare zu Theremin — Mit den Händen singen

  1. Kerstin Lange // 11. Oktober 2011 um 17:02 //

    Sehr inter­es­san­ter Arti­kel! Ich werde sicher mal ein Kon­zert besuchen!

  2. Danke Janine,

    dass du diesen Arti­kel mög­lich gemacht hast!

    Ich hoffe, dass ganz viele Leute unsere Musik hören wollen — Das There­min ist immer mit dabei! Unsere Web­seite: http://www.the-flatted-fifth-berlin.de

    Liebe Grüße

    Linda

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