Provokant
Das Editorial und Inhaltsverzeichnis der spree-Ausgabe #1/2011 mit dem Titelthema „Provokant“.
Ein verpeiltes Öko-Mädchen aus der Uni sitzt in der Prenzlberg-Tram und isst ihren Kräuterquark aus einem Plastikbecherchen. Ohne Löffel, aber mit dem rechten Zeigefinger. Die anderen Fahrgäste schauen fassungslos und irritiert. Aber wegschauen kann auch niemand.
Was Sex in der Öffentlichkeit, kurze Röcke, bunte Haare oder erhobene Mittelfinger nicht mehr vermögen, gelingt dieser Fingeresserin: Sie provoziert die Menschen um sie herum. Das fällt deshalb auf, weil wir kaum noch ernsthaft geschockt und provoziert werden. Der reflexhafte Ausruf „Wie kann man nur!“ ersetzt tatsächliches Geschocktsein. Liegt es an unserer Lebenserfahrung oder ist uns einfach alles egal?
Früher konnten wir uns noch stundenlang über Streberschüler aufregen, heute beneiden wir sie für ihren Durchblick. Auch die verbohrten Ökos sind nett geworden, irgendwie menschlich. Echte Provokation funktioniert nur dann, wenn Grenzen übertreten werden – aber gibt es die überhaupt noch? Die letzte wirklich klare Grenze fiel 1989, seitdem regt uns auch nichts mehr auf. Oder fühlt sich jetzt jemand provoziert? Ach, wirklich?
Euer spree-Team.
An dieser Stelle könnt Ihr das Heft digital durchblättern und noch ein Stück weiter unten findet Ihr das Inhaltsverzeichnis dieser Ausgabe.
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