Ich höre, also lerne ich

Via Pod­cast und MP3-Player ist das Lernen orts­un­ab­hän­gig. Zahl­rei­che Uni­ver­si­tä­ten bieten ihre Vor­le­sun­gen kos­ten­los zum Down­load an.

Es gibt Tätig­kei­ten, die den IQ nega­tiv beein­fluss können: Germany´s‑Next-Topmodel-Anschauen, Den-Kopf-gegen-die-Wand-Rammen oder Ins-Dis­count-Fit­ness-Center-Gehen. Zumin­dest in einem Fall weiß ich jetzt Abhilfe. Damit ich im Fit­ness-Studio nicht das Gefühl habe, meine Gehirn­zel­len bege­hen im Nebel aus Tes­to­ste­ron, Sagrotan und Bil­lig­deo rei­hen­weise Selbst­mord, höre ich beim Bein­pres­sen, Arm­drü­cken und Rumpf­beu­gen jetzt „Sozi­al­psy­cho­lo­gie“ von Pro­fes­sor Kelt­ner aus Berkeley­ auf meinem MP3-Player. 
Dank der Erfin­dung des Vor­le­sungs-Pod­casts kann sich jeder Mensch mit einem Inter­net­an­schluss Vor­le­sun­gen anhö­ren, für die andere Stu­den­ten viel Geld bezah­len, wenn es sich bei­spiels­weise um die Vor­le­sung an einer amerikanischen­ Elite-Uni han­delt. Das Ange­bot an kos­ten­lo­sen Vor­le­sun­gen bei iTunes ist bunt: Über­wie­gend US-Unis dar­un­ter Yale, Ber­ke­ley und Stan­ford stel­len Audio- und Video­da­teien ihrer Ver­an­stal­tun­gen ins Netz.
Einige deut­sche Hoch­schu­len ziehen nach. Bei iTunes oder auf diver­sen Pod­cast-Por­ta­len findet man Vor­le­sun­gen, ange­fan­gen bei Sport­ma­nage­ment über Poli­tik bis zu Infor­ma­tik. Das Pro­blem, wie bei allem, was mit Uni und Inter­net zu tun hat: Zehn Unis haben fünf­zehn ver­schie­dene Wege, Online-Vor­le­sun­gen bereit­zu­stel­len. Mal wird die Vor­le­sung an sich ins Netz gestellt, mal nur beglei­ten­des Mate­rial. Es gibt Vor­le­sun­gen, die man nur nach Anmel­dung und Zugangs­code her­un­ter­la­den kann, oder frei zugäng­li­che Vor­le­sun­gen auf den Uni-Home­pages, auf iTunes oder sogar im „Zwei­ten Leben“. Die Uni­ver­si­tät Ham­burg bei­spiels­weise lässt auf ihrem Second-Life-Campus das mus­kel­be­packte, ani­mierte Alter Ego eines ita­lie­ni­schen Gast­red­ners über Sport­event-Manage­ment referieren.
Die Pro­fes­sio­na­li­tät der Pod­casts geht eben­falls weit aus­ein­an­der. Einige sind ver­spielt (wie bei Second Life), andere schlicht (durch Ein­blen­den von Folien), viele holp­rig ( Ist das Mikro auch wirk­lich an? Ja? Aber da leuch­tet so ein grünes Lämp­chen ?c“). In ein paar ver­ein­zel­ten Fällen kann man Begleit­ma­te­rial wie Reader oder Lite­ra­tur­lis­ten an der glei­chen Stelle finden, in den meis­ten Fällen scheint der Pod­cast aller­dings für die­je­ni­gen Stu­den­ten gedacht zu sein, die die Ver­an­stal­tung offi­zi­ell bele­gen und somit bereits Zugang zu rele­van­ten Lehr­ma­te­ria­lien haben.
Ob sich die Online-Vor­le­sung als neue Lern­form eta­bliert, wird sich zeigen. Und auch, ob vom Vor­trag mehr hängen bleibt, wenn man ihn in der S‑Bahn, beim Sonnen im Park oder auf dem Lauf­band hört.
Wei­tere Informationen: