AUFRUF ZUM UNGEHORSAM.: Demonstration vom Camp ins bat heute 14 Uhr

In einer Pres­se­mit­tei­lung rufen die Stu­den­ten der Hoch­schule für Schau­spiel­kunst Berlin zu einer Demo, heute, ab 14 Uhr, auf.

Den Protest ansingen Prostest an der HfS Ernst Busch in Berlin Mitte (Foto: PR)

Nach­dem der Bau des Zen­tral­stand­orts der Hoch­schule für Schau­spiel­kunst „Ernst Busch“ im Haupt­aus­schuss ges­tern eine vor­läu­fige Absage erfuhr, hiel­ten die Stu­den­ten Sams­tag und Sonn­tag Podi­ums­dis­kus­sio­nen mit Ver­tre­tern von Kultur und Poli­tik im Camp in der Zin­no­wit­zer Straße ab.

Schlimmes Trauerspiel

Clara Herr­mann (Haus­halts­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Grü­nen­frak­tion) sprach mit Blick auf die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durch­ge­drückte Ent­schei­dung über die Zukunft der Hoch­schule von einem „schlim­men Trau­er­spiel, das hof­fent­lich nie wieder auf­ge­führt wird“. Sie sei erschüt­tert von der erbärm­li­chen Argu­men­ta­tion in der Sit­zung des Haupt­aus­schus­ses. Die Abge­ord­nete der Links­frak­tion, Manuela Schmidt, sprach von einem „Schau­stück in Sachen Demokratie“.
Klaus Wowe­reit hatte den Zen­tral­stand­ort noch bis zuletzt zur Chef­sa­che erklärt. Als die Stu­den­ten ihn beim Thea­ter­tref­fen mit dem Sprech­chor „Wer regiert die Stadt?“ emp­fin­gen, ant­wor­tete er, dass er gegen die Ent­schei­dung des Par­la­ments (und damit seiner eige­nen Frak­tion) nichts tun könne.

Wowereit soll Stellung beziehen

Die Betei­lig­ten der Podi­ums­dis­kus­sion frag­ten, wie es angehe, dass der Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rer, Tors­ten Schnei­der, so viel Macht habe, dass er im Haupt­aus­schuss sowohl seinen Vor­schlag gegen den Willen des Senats durch­set­zen, als auch den Bür­ger­meis­ter so ein­schüch­tern könne, dass er das Ver­spre­chen der eige­nen Partei breche. Der Rektor der Hoch­schule, Wolf­gang Engler, for­derte: „Klaus Wowe­reit, regie­ren Sie und nicht die amok­lau­fen­den Wort­bre­cher Ihrer Frak­tion!“. Ulrich Khuon (Inten­dant des Deut­schen Thea­ters): „Das ist, als ob eine Abtei­lung in meinem Haus sagte: ‚Heute zeigen wir mal keine Vor­stel­lung, Uli‘ und ich sitz da und sag ‚Na gut‘“. Auch Jan Bosse (Haus­re­gis­seur am Maxim Gorki Thea­ter) for­derte Wowe­reit auf, end­lich Stel­lung zu bezie­hen. „Alles andere wäre eine Farce“.

Schneider macht sich bei Studenten der Hochschule für Schauspielkunst Berlin weiter unbeliebt

Ein Stu­den­ten­ver­tre­ter berich­tete von einer „pri­va­ten Audi­enz“ bei Tors­ten Schnei­der am Rande der Haupt­aus­schuss­sit­zung, bei der die Stu­den­ten von dem SPD-Poli­ti­ker mit süf­fi­san­ten Kom­men­ta­ren auf die Aus­sichts­lo­sig­keit ihres Pro­tests ver­höhnt worden seien. Thomas Oster­meier (Künst­le­ri­scher Leiter der Schau­bühne) dazu: „Schnei­ders Über­heb­lich­keit und sein Zynis­mus werden ihn nicht wei­ter­brin­gen. Tors­ten Schnei­der hat die Men­ta­li­tät eines Pro­vinz­po­li­ti­kers. Er scheint jeg­li­chen poli­ti­schen Auf­trag ver­lo­ren zu haben, betreibt Klün­gel­po­li­tik, ist wort­brü­chig und hat die Schule erbärm­lich im Stich gelassen“.

Keine Kostenüberschreitung von Seiten der Hochschule

Dass die Hoch­schule mit der Über­schrei­tung der Kos­ten­grenze das Schei­tern des Zen­tral­stand­ort-Pro­jekts selbst ver­schul­det habe, wiesen der­weil alle Betei­lig­ten der Podi­ums­dis­kus­sion ent­schie­den zurück. Tobias Ahlers vom Archi­tek­tur­büro Ortner & Ortner bemerkte, dass 6% Kos­ten­stei­ge­rung im Alltag eines Bau­pla­ners eine Punkt­lan­dung seien. Der kos­ten­güns­tige Ent­wurf sei sogar von den jeni­gen gelobt worden, die jetzt die geringe Über­schrei­tung als Grund für die Absage her­an­zö­gen. Clara Herr­mann bestä­tigte, dass bei ande­ren Bau­pro­jek­ten 20 bis 30% Kos­ten­über­schrei­tung die Regel seien. Diese würden von den Koali­ti­ons­frak­tio­nen regel­mä­ßig, ohne mit der Wimper zu zucken, durchgewinkt.

Kunsthochschulen schließen sich dem Ungehorsam an

Die Oppo­si­ti­ons­par­teien kün­dig­ten an, sich in den Pro­test der Stu­den­ten ein­zu­rei­hen. Auch große Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen wie die Aka­de­mie der Künste und die Ber­li­ner Fest­spiele unter­stüt­zen den Pro­test. Thomas Oster­meier und Mat­thias Bren­ner (Inten­dant des Neuen Thea­ters Halle) riefen die Stu­den­ten zum Unge­hor­sam auf und ver­spra­chen für wei­tere Demons­tra­tio­nen ihre Bühnen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Auch Ulrich Khuon, und Jan Bosse erklär­ten, jede Hilfe leis­ten zu wollen. Die Stu­den­ten geben bekannt, in den kom­men­den Wochen auch radi­kale Formen von Wider­stand zu mobilisieren.

Für heute, den 7.5.2012, 14 Uhr, kün­di­gen die Stu­den­ten einen großen Pro­test­marsch ab der Zin­no­wit­zer Straße an, dem sich diverse Kul­tur­schaf­fende der Stadt anschlie­ßen wollen.