„Rudolf Arnheim-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs“ verliehen

Preis­trä­ge­rin Sonja M. Schultz hat ein Stan­dard­werk zur Geschichte des Nati­nal­so­zia­lis­mus im Film vorgelegt

HU Berlin (Foto: Heike Zappe, Referat Öffentlichkeitsarbeit)

Das Insti­tut für Kunst- und Bild­ge­schichte der HU Berlin hat im Rahmen der dies­jäh­ri­gen Absol­ven­ten­feier den neu geschaf­fe­nen „Rudolf Arn­heim-Preis für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs“ erst­mals ver­lie­hen. Erste Preis­trä­ge­rin ist Sonja M. Schultz, M.A., die im Vor­jahr mit einer Unter­su­chung über „Die poli­ti­sche Lein­wand. Natio­nal­so­zia­lis­mus und Holo­caust im Film, 1933–2010“ an der HU Berlin pro­mo­viert wurde.

 

Rudolf Arnheim-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Der Rudolf Arn­heim-Preis für den wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs wurde vom Verein zur För­de­rung des Insti­tuts für Kunst- und Bild­ge­schichte (IKB) gestif­tet und ist mit 1000 Euro dotiert. Aus­ge­zeich­net werden sollen her­vor­ra­gende wis­sen­schaft­li­che Leis­tun­gen auf dem Gebiet der Kunst- und Bild­ge­schichte. Der Namens­pa­tron Rudolf Arn­heim (1904–2007) steht dabei für eine Kunst- und Bild­wis­sen­schaft, die von der Unteil­bar­keit der Kultur aus­geht und daher keine engen sach­li­chen, fach­li­chen und metho­di­schen Gren­zen kennt. Arn­heim ist bereits Namens­ge­ber der Rudolf Arn­heim-Gast­pro­fes­sur, die seit 2002 am IKB ein­ge­rich­tet ist und gemein­sam mit dem Deut­schen Aka­de­mi­schen Aus­s­tausch­dienst (DAAD) und der Stif­tung Bran­den­bur­ger Tor getra­gen wird.

 

Rudolf Arnheim-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs an Sonja M. Schultz

Sonja M. Schultz, M.A. hat Kunst­ge­schichte und Thea­ter­wis­sen­schaft an der HU Berlin stu­diert, lebt in Berlin und arbei­tet als freie Film­wis­sen­schaft­le­rin und ‑jour­na­lis­tin.

„Die Unter­su­chung ist das Wagnis ein­ge­gan­gen, unter­glie­dert nach Deka­den einen reprä­sen­ta­ti­ven Über­blick über den Natio­nal­so­zia­lis­mus im Film zu geben, der alle Gat­tun­gen berück­sich­tigt. Dazu gehö­ren die faschis­ti­schen Pro­pa­gan­da­filme, die erdrü­ckend quä­len­den Doku­men­tar­filme von der Befrei­ung der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger, die Trüm­mer- und Kriegs­spiel­filme der 1950er Jahre, die kri­ti­schen Ver­su­che des jungen deut­schen Films, neue Bilder und Erzähl­mög­lich­kei­ten für die letzt­lich in Bil­dern nicht zu fas­sende Geschichte zu finden wie Alex­an­der Kluges ‚Abschied von ges­tern’. Dazu gehö­ren Claude Lanz­manns ‚Shoah’ ebenso wie ‚Schind­lers Liste’ von Ste­phen Spiel­berg, dazu gehö­ren auch Nazi­por­nos und Guido Knopp-Fern­seh­sen­dun­gen“, sagt Lau­da­to­rin PD Dr. Bet­tina Uppenkamp.

 

Rudolf Arnheim-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs für Standardwerk zur Geschichte des Nationalsozialismus im Film

Beide Gut­ach­ter der Dis­ser­ta­ti­ons­schrift waren sich nicht nur einig darin, dass diese Arbeit die best­mög­li­che Bewer­tung ver­dient hat, son­dern auch darin, dass Sonja Schultz ein Stan­dard­werk zur Geschichte des Natio­nal­so­zia­lis­mus im Film vor­ge­legt hat. Anlie­gen der Arbeit ist es, neben einem reprä­sen­ta­ti­ven und auch inter­na­tio­na­len Über­blick über den Natio­nal­so­zia­lis­mus im Film, aber vor allem ‚an all jene Werke zu erin­nern, die ohne den Anspruch einer ganz­heit­li­chen Dar­stel­lung indi­vi­du­elle Geschich­ten erzäh­len, eine auto­nome Hand­schrift tragen und das Recht des Films auf seine eige­nen Wirk­lich­keit als Kunst­werk bewah­ren, heißt es in der Lau­da­tio weiter.

 

Rudolf Arnheims Buch “Film als Kunst”

1932 erschien erst­mals Rudolf Arn­heims Buch ‚Film als Kunst’, bis heute ein Stan­dard­werk der form­ori­en­tier­ten Film­theo­rie. Arn­heims erste Publi­ka­tion nach seiner Ankunft im US-ame­ri­ka­ni­schen Exil war eine Bespre­chung von Charly Chap­lins ‚Der große Dik­ta­tor’. „Ich kann mir kaum eine wis­sen­schaft­li­che Arbeit vor­stel­len, die wür­di­ger wäre, mit einem Preis aus­ge­zeich­net zu werden, der seinen Namen trägt, als die Dis­ser­ta­tion von Sonja Schultz“, sagt Bet­tina Uppenkamp.

 

Nationalsozialismus im Film. Vom ‚Triumph des Willens’ bis ‚Inglourious basterds’

Die von Prof. Dr. Michael Diers und Prof. Dr. Horst Bre­de­kamp an der HU  Berlin betreute Dis­ser­ta­tion ist soeben unter dem Titel „Natio­nal­so­zia­lis­mus im Film. Vom ‚Tri­umph des Wil­lens’ bis ‚Ing­lou­rious bas­terds’ im Ber­li­ner Bertz + Fischer Verlag zum Preis von € 29.- erschie­nen; 560 Seiten, 316 Fotos, ISBN 978–3‑86505–314‑5