Geheime Verbindungen

Zwie­lich­ti­gen Bezie­hun­gen und Machen­schaf­ten im Poli­tik­be­trieb wollen sieben Pots­da­mer Infor­ma­tik­stu­den­ten auf die Schli­che kommen.

Ein Com­pu­ter­pro­gramm mit dem Namen „Gov­Wild” soll uner­war­tete Ver­bin­dun­gen zwi­schen Per­so­nen, Unter­neh­men und Par­teien auf­zei­gen. Hier kann man zum Bei­spiel her­aus­fin­den, dass der Ener­gie­kon­zern Eon regel­mä­ßig an Union, FDP und SPD spen­det, wäh­rend er in den USA Geld vom Public Buil­dings Ser­vice erhält.

Diese etwas merk­wür­dige Kom­bi­na­tion lässt bereits ver­mu­ten, dass sehr unter­schied­li­che Daten­quel­len zugrunde liegen und dass längst nicht alle rele­van­ten Infor­ma­tio­nen auf­ge­lis­tet werden. In Deutsch­land werden bei­spiels­weise Groß­spen­den an die Par­teien erfasst, staat­li­che Sub­ven­tio­nen aber nur im Agrar­be­reich. In den USA hin­ge­gen wird sehr detail­liert doku­men­tiert, welche Firma wie­viel Unter­stüt­zung von der Regie­rung erhält – aber wie der US-Wahl­kampf mit den Spen­den der Kon­zerne finan­ziert wird, bleibt im Dunkeln.

Das Pro­gramm hat den Anspruch, mög­lichst viele vor­han­de­nen Infor­ma­tio­nen zusam­men­zu­fas­sen und über­sicht­lich dar­zu­stel­len. Des­halb wurden bis­lang sieben öffent­li­che Daten­samm­lun­gen zusam­men­ge­fasst, die ins­ge­samt über zehn Giga­byte groß sind. Wer mit dieser Zahl nichts anfan­gen kann: Infor­ma­tio­nen gibt es über rund 200.000 Per­so­nen sowie über fast 250.000 Firmen und Regierungsstellen.

Für die Stu­den­ten war das nicht ganz leicht: Die Daten muss­ten nicht nur in das selbe Datei­for­mat gebracht, son­dern auch abge­gli­chen werden. Ganz wich­tig waren die Ein­deu­tig­kei­ten: Ist das Unter­neh­men Eon, das die deut­schen Par­teien beschenkt, das selbe Unter­neh­men, das in den USA staat­li­che Gel­der erhält? Zumin­dest bei den US-Poli­ti­kern hat das rela­tiv gut geklappt, berich­ten die Macher: In 95 Pro­zent der Fälle sei der oder die Kon­gress­ab­ge­ord­nete rich­tig erkannt worden.

Aus dem ehr­gei­zi­gen Stu­den­ten­pro­jekt ist inzwi­schen ein Vor­zei­ge­pro­jekt des Informatik­instituts gewor­den. Und es soll noch aus­ge­baut werden. So ist bei­spiels­weise geplant, Daten aus dem Han­dels­re­gis­ter in das Pro­gramm zu inte­grie­ren. Damit es den Stu­den­ten in ihrer Frei­zeit nicht über den Kopf wächst, bezahlt die Uni bis zum Ende des Jahres drei Stu­den­ten für ihre Arbeit. Für die Zeit danach werden noch Spon­so­ren gesucht.