Der Weg ins Ausland
Ein oder zwei Semester fern der Heimat zu studieren, lässt sich mit intensiver Planung gut realisieren.
„Auslandserfahrung erwünscht”, heißt es oft in Stellenausschreibungen. Aber ins Ausland geht man nicht nur für bessere Jobaussichten. Es ist auch ein persönliches und interkulturelles Erlebnis. Schon in der Vorbereitungsphase für ein Auslandssemester oder ‑praktikum ist der Lerneffekt ungemein groß.
Leider sind die Kosten für die Zeit fern der Heimat oft hoch. Aus eigener Tasche können es sich nur wenige leisten. Damit die Studenten, Graduierten und Wissenschaftler deutscher Hochschulen die Welt trotzdem bereisen, gibt es verschiedene Förderungsmöglichkeiten.
Zuerst: Informieren
Der erste Weg führt zum Akademischen Auslandsamt der eigenen Hochschule. Gerade in der Anfangsüberlegung sind die Vorstellungen vom Auslandsaufenthalt noch unkonkret, und bestimmte Hochschulen, die etwas Besonderes, Einzigartiges bieten, hat man noch nicht im Blick. Dann lohnt sich ein Besuch zur persönlichen Beratung besonders. Hier werden Erfahrungsberichte und Informationen gesammelt. Auch werden Auslandsaufenthalte über Austauschprogramme mit einer Partnerhochschule der eigenen Hochschule vermittelt. So findet man vielleicht ganz schnell ein passendes Ziel oder kann zumindest wichtige Fragen schon sehr früh klären.
Die Auslandsämter können seit Neuestem im Rahmen des „Promos”-Programms auch Gelder vom DAAD bekommen, um Stipendien für kurze Auslandsaufenthalte (Sprachkurse, Semesterstipendien, Praktika) zu vergeben.
Gefördert werden kann eigentlich fast jeder. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) betreibt online eine große Stipendiendatenbank mit detaillierten Informationen. Diese lohnt sich zu durchforsten, um mehr über Förderungsziele und ‑anforderungen der zahlreichen Programme zu erfahren. Pro Jahr vergibt der DAAD selbst etwa 25.000 Stipendien. Die Fördervorhaben reichen dabei von Praktika über Jahresstipendien bis hin zur Promotion im Ausland. Auch gibt es keine Altersbeschränkung. Wichtig ist nur die persönliche und fachliche Eignung des Stipendiaten.
Dann: Vorbereiten
Genau hier liegt der Flaschenhals: Die Fördergelder sind heiß begehrt. Wer glaubt, der DAAD sei lediglich ein Reiseveranstalter, der irrt. In den Stipendiaten wird reichlich Geld aus Steuermitteln investiert. Daher wird gründlich geprüft, ob der Bewerber einer Förderung würdig ist. Gute Studienleistungen und fundierte Motivation sind die wichtigsten Kriterien für eine erfolgreiche Bewerbung beim DAAD.
Jedes Programm hat eigene Vorraussetzungen. Man sollte aber beispielsweise die Unterrichtssprache des Gastlandes auf einem Mindestniveau beherrschen. Tut man das nicht, hilft nur ein Sprachkurs. Zeigen muss der Bewerber auch, dass er sich gründlich auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet hat. Er kennt also das Hochschulsystem seines Gastlandes, weiß über Zulassungsbeschränkungen an der Gasthochschule bescheid und ob dort erbrachte Studienleistungen in der Heimat anerkannt werden. Zu den wichtigen Informationen gehören auch eventuelle Studiengebühren und relevante Termine bzw. Fristen.
Gut vorbereitet ist der Bewerber erst nach gründlicher Recherche. Dann sind ihm Sonderregelungen des Gastlandes bekannt, ob spezielle Impfungen nötig sind und wie hoch die Lebenshaltungskosten geschätzt werden, weiß er auch. Er sollte auch die Geschichte, die wirtschaftliche und politische Lage sowie die Kultur des Landes kennen – nicht nur für das Gespräch mit der Auswahlkommission, zu dem er bei überzeugender Bewerbung eingeladen wird, sondern als praktische Vorbereitung für den eigenen Aufenthalt im Ausland.
Viele wichtige Tipps und Informationen für die Vorbereitung erhält man auf der Homepage des DAAD sowie bei der Kampagne „go out! — studieren weltweit”. Die Erfahrung ehemaliger Stipendiaten zeigt, dass man mit etwa 1,5 Jahren Planungszeit für ein Auslandssemester rechnen muss.
Endlich: Unterwegs
Wer die Auswahlkommision des DAAD von seinen Fachkenntnissen und seiner fundierten Motivation überzeugt hat, dem wird finanziell so mancher Stein aus dem Weg geräumt. Die Höhe der Lebensunterhaltskosten richtet sich nach dem Zielland. In Großbritannien wird der Aufenthalt mit 650 Euro, in den USA mit 800 Euro pro Monat gefördert. Eine Eigenbeteiligung lässt sich nicht immer vermeiden, dafür wird man bei Krankenversicherung, Visagebühren, Reisekosten, Studiengebühren unterstützt.
Der DAAD verschickt Studenten international. Allerdings ist es nicht das Ziel, dem Studenten eine spannende Urlaubsreise zu finanzieren. Vielmehr ist ein Auslandsaufenthalt eine akademische Zusatzqualifikation, die nicht zuletzt die künftige berufliche Karriere fördern soll. Also steht im Vordergrund das Studieren bzw. eine Studienarbeit – und darauf sollte man sich einstellen.
Für Auslandsaufenthalte innerhalb der EU ist das Erasmus-Programm eine gute Alternative. Es gibt zwar nicht so viel Geld, aber es fördert dafür auch kürzere Aufenthalte von drei Monaten. In der Praxis gilt die Regel: Je einfacher man es sich macht, desto weniger Förderung gibt es. Wer sich aber gut informiert und mit Überzeugung und Ehrgeiz seinen Auslandsaufenthalt vorbereitet, hat gute Chancen auf spannende Monate im Ausland, die gut gefördert werden – ob nun vom DAAD oder einem anderen Stipendienprogramm.