Der Weg ins Ausland

Ein oder zwei Semes­ter fern der Heimat zu stu­die­ren, lässt sich mit inten­si­ver Pla­nung gut realisieren.

Wichtige Informationen für ein Auslandssemester Tipps zum Studium im Ausland, Illustration Hannes Geipel

„Aus­lands­er­fah­rung erwünscht”, heißt es oft in Stel­len­aus­schrei­bun­gen. Aber ins Aus­land geht man nicht nur für bes­sere Job­aus­sich­ten. Es ist auch ein per­sön­li­ches und inter­kul­tu­rel­les Erleb­nis. Schon in der Vor­be­rei­tungs­phase für ein Aus­lands­se­mes­ter oder ‑prak­ti­kum ist der Lern­ef­fekt unge­mein groß.

Leider sind die Kosten für die Zeit fern der Heimat oft hoch. Aus eige­ner Tasche können es sich nur wenige leis­ten. Damit die Stu­den­ten, Gra­du­ier­ten und Wis­sen­schaft­ler deut­scher Hoch­schu­len die Welt trotz­dem berei­sen, gibt es ver­schie­dene Förderungsmöglichkeiten.

Zuerst: Informieren

Der erste Weg führt zum Aka­de­mi­schen Aus­lands­amt der eige­nen Hoch­schule. Gerade in der Anfangs­über­le­gung sind die Vor­stel­lun­gen vom Aus­lands­auf­ent­halt noch unkon­kret, und bestimmte Hoch­schu­len, die etwas Beson­de­res, Ein­zig­ar­ti­ges bieten, hat man noch nicht im Blick. Dann lohnt sich ein Besuch zur per­sön­li­chen Bera­tung beson­ders. Hier werden Erfah­rungs­be­richte und Infor­ma­tio­nen gesam­melt. Auch werden Aus­lands­auf­ent­halte über Aus­tausch­pro­gramme mit einer Part­ner­hoch­schule der eige­nen Hoch­schule ver­mit­telt. So findet man viel­leicht ganz schnell ein pas­sen­des Ziel oder kann zumin­dest wich­tige Fragen schon sehr früh klären.

Die Aus­lands­äm­ter können seit Neu­es­tem im Rahmen des „Promos”-Programms auch Gelder vom DAAD bekom­men, um Sti­pen­dien für kurze Aus­lands­auf­ent­halte (Sprach­kurse, Semes­ter­sti­pen­dien, Prak­tika) zu vergeben.

Geför­dert werden kann eigent­lich fast jeder. Der Deut­sche Aka­de­mi­sche Aus­tausch­dienst (DAAD) betreibt online eine große Sti­pen­di­en­da­ten­bank mit detail­lier­ten Infor­ma­tio­nen. Diese lohnt sich zu durch­fors­ten, um mehr über För­de­rungs­ziele und ‑anfor­de­run­gen der zahl­rei­chen Pro­gramme zu erfah­ren. Pro Jahr ver­gibt der DAAD selbst etwa 25.000 Sti­pen­dien. Die För­der­vor­ha­ben rei­chen dabei von Prak­tika über Jah­res­sti­pen­dien bis hin zur Pro­mo­tion im Aus­land. Auch gibt es keine Alters­be­schrän­kung. Wich­tig ist nur die per­sön­li­che und fach­li­che Eig­nung des Stipendiaten.

Dann: Vorbereiten

Genau hier liegt der Fla­schen­hals: Die För­der­gel­der sind heiß begehrt. Wer glaubt, der DAAD sei ledig­lich ein Rei­se­ver­an­stal­ter, der irrt. In den Sti­pen­dia­ten wird reich­lich Geld aus Steu­er­mit­teln inves­tiert. Daher wird gründ­lich geprüft, ob der Bewer­ber einer För­de­rung würdig ist. Gute Stu­di­en­leis­tun­gen und fun­dierte Moti­va­tion sind die wich­tigs­ten Kri­te­rien für eine erfolg­rei­che Bewer­bung beim DAAD.

Jedes Pro­gramm hat eigene Vorraus­set­zun­gen. Man sollte aber bei­spiels­weise die Unter­richts­spra­che des Gast­lan­des auf einem Min­dest­ni­veau beherr­schen. Tut man das nicht, hilft nur ein Sprach­kurs. Zeigen muss der Bewer­ber auch, dass er sich gründ­lich auf den Aus­lands­auf­ent­halt vor­be­rei­tet hat. Er kennt also das Hoch­schul­sys­tem seines Gast­lan­des, weiß über Zulas­sungs­be­schrän­kun­gen an der Gast­hoch­schule bescheid und ob dort erbrachte Stu­di­en­leis­tun­gen in der Heimat aner­kannt werden. Zu den wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen gehö­ren auch even­tu­elle Stu­di­en­ge­büh­ren und rele­vante Ter­mine bzw. Fristen.

Gut vor­be­rei­tet ist der Bewer­ber erst nach gründ­li­cher Recher­che. Dann sind ihm Son­der­re­ge­lun­gen des Gast­lan­des bekannt, ob spe­zielle Imp­fun­gen nötig sind und wie hoch die Lebens­hal­tungs­kos­ten geschätzt werden, weiß er auch. Er sollte auch die Geschichte, die wirt­schaft­li­che und poli­ti­sche Lage sowie die Kultur des Landes kennen – nicht nur für das Gespräch mit der Aus­wahl­kom­mis­sion, zu dem er bei über­zeu­gen­der Bewer­bung ein­ge­la­den wird, son­dern als prak­ti­sche Vor­be­rei­tung für den eige­nen Auf­ent­halt im Ausland.

Viele wich­tige Tipps und Infor­ma­tio­nen für die Vor­be­rei­tung erhält man auf der Home­page des DAAD sowie bei der Kam­pa­gne „go out! — stu­die­ren welt­weit”. Die Erfah­rung ehe­ma­li­ger Sti­pen­dia­ten zeigt, dass man mit etwa 1,5 Jahren Pla­nungs­zeit für ein Aus­lands­se­mes­ter rech­nen muss.

Endlich: Unterwegs

Wer die Aus­wahl­kom­mi­sion des DAAD von seinen Fach­kennt­nis­sen und seiner fun­dier­ten Moti­va­tion über­zeugt hat, dem wird finan­zi­ell so man­cher Stein aus dem Weg geräumt. Die Höhe der Lebensunterhaltskos­ten rich­tet sich nach dem Ziel­land. In Groß­bri­tan­nien wird der Auf­ent­halt mit 650 Euro, in den USA mit 800 Euro pro Monat geför­dert. Eine Eigen­be­tei­li­gung lässt sich nicht immer ver­mei­den, dafür wird man bei Kran­ken­ver­si­che­rung, Visa­ge­büh­ren, Rei­se­kos­ten, Stu­di­en­ge­büh­ren unterstützt.

Der DAAD ver­schickt Stu­den­ten inter­na­tio­nal. Aller­dings ist es nicht das Ziel, dem Stu­den­ten eine span­nende Urlaubs­reise zu finan­zie­ren. Viel­mehr ist ein Aus­lands­auf­ent­halt eine aka­de­mi­sche Zusatz­qua­li­fi­ka­tion, die nicht zuletzt die künf­tige beruf­li­che Kar­riere för­dern soll. Also steht im Vor­der­grund das Stu­die­ren bzw. eine Stu­di­en­ar­beit – und darauf sollte man sich einstellen.

Für Aus­lands­auf­ent­halte inner­halb der EU ist das Eras­mus-Pro­gramm eine gute Alter­na­tive. Es gibt zwar nicht so viel Geld, aber es för­dert dafür auch kür­zere Auf­ent­halte von drei Mona­ten. In der Praxis gilt die Regel: Je ein­fa­cher man es sich macht, desto weni­ger För­de­rung gibt es. Wer sich aber gut infor­miert und mit Über­zeu­gung und Ehr­geiz seinen Aus­lands­auf­ent­halt vor­be­rei­tet, hat gute Chan­cen auf span­nende Monate im Aus­land, die gut geför­dert werden – ob nun vom DAAD oder einem ande­ren Stipendienprogramm.

Deut­sche Aka­de­mi­sche Austauschdienst

„Go out“-Kampage

Sti­pen­di­en­da­ten­bank

Über Frank Döllinger (12 Artikel)
Das Schreiben war schon immer meine Leidenschaft, sowie eine Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik zu mir gehört. Nach einer Ausbildung in der Biotechnologie, bin ich nun auch dabei mein interdisziplinäres Fachwissen, um Kenntnisse in der Physik, Mathematik und Informatik zu erweitern. Als Student der "Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft" an der TU-Berlin versuche ich fächerübergreifendes Wissen mit redaktioneller Arbeit zu verknüpfen. Die Mitarbeit bei Stadtstudenten.de macht mir sehr viel Spaß - neben der vielen Erfahrungen die man hier macht.