Bildung in Europa wird noch mobiler

Mit einem neu geplan­ten Euro­päi­schen För­der­pro­gramm für Bil­dung, Jugend und Sport könn­ten künf­tig bis zu 5 Mil­lio­nen Men­schen einen Teil ihres Bil­dungs­wegs im Aus­land absolvieren.

Wichtige Informationen für ein Auslandssemester Tipps zum Studium im Ausland, Illustration Hannes Geipel

Der gemein­same Stand­punkt des EU-Minis­ter­rats zum neuen EU- Pro­gramm für Bil­dung, Jugend und Sport greift Deutsch­lands Vor­schläge auf / Scha­van: “Wir bauen Brü­cken zwi­schen unse­ren Ländern”

Förderprogramm: Studieren im Ausland

Mit einem neu geplan­ten Euro­päi­schen För­der­pro­gramm für Bil­dung, Jugend und Sport könn­ten künf­tig bis zu 5 Mil­lio­nen Men­schen — fast dop­pelt so viele wie bisher — einen Teil ihres Bil­dungs­wegs im Aus­land absol­vie­ren. Bun­des­bil­dungs­mi­nis­te­rin Scha­van begrüßt den heute ver­ab­schie­de­ten Stand­punkt des EU-Bil­dungs­mi­nis­ter­rats zum künf­ti­gen EU-För­der­pro­gramm für den Zeit­raum 2014–2020. Deutsch­land hat sich im Minis­ter­rat erfolg­reich dafür ein­ge­setzt, dass die pass­ge­naue Anspra­che der ver­schie­de­nen Ziel­grup­pen in den gemein­sa­men Stand­punkt ein­geht. Dieser zen­trale Erfolgs­fak­tor drohte in der zukünf­ti­gen Aus­ge­stal­tung des EU-Pro­gramms ver­lo­ren zu gehen, denn die EU-Kom­mis­sion hat vor­ge­schla­gen, ab 2014 ein über­grei­fen­des För­der­pro­gramm unter dem Titel “Eras­mus für alle” auf­zu­le­gen, in dem alle bis­he­ri­gen Pro­gramme auf­ge­hen sollen.

Mobilität fördern: Studieren im Ausland

“Mobi­li­tät in Europa trägt wesent­lich zum Zusam­men­wach­sen der euro­päi­schen Gesell­schaf­ten bei. Das bis­he­rige Eras­mus-Pro­gramm bei­spiels­weise ermög­lichte rund 2,5 Mil­lio­nen Stu­die­ren­den — davon 400.000 aus Deutsch­land — einen Aus­lands­auf­ent­halt. Damit dient das Pro­gramm nicht nur der per­sön­li­chen Ent­wick­lung der Bürger Euro­pas. Wir bauen Brü­cken zwi­schen unse­ren Bil­dungs­sys­te­men”, sagte Scha­van heute in Brüs­sel anläss­lich der Tagung des Bil­dungs­mi­nis­ter­rats. Zum heute ver­ab­schie­de­ten gemein­sa­men Stand­punkt des Minis­ter­ra­tes sagte sie: “Wir können nicht alle Bil­dungs­be­rei­che und die jugend­po­li­ti­schen Maß­nah­men über einen Kamm sche­ren. Aus­lands­auf­ent­halte inner­halb eines Aus­bil­dungs­ver­hält­nis­ses unter­schei­den sich fun­da­men­tal vom Aus­lands­se­mes­ter im Stu­dium oder von einer jugend­po­li­ti­schen Initia­tive. Das muss das euro­päi­sche För­der­pro­gramm berücksichtigen.”

Austausch: Studieren im Ausland

Aus diesem Grund hat sich Deutsch­land gemein­sam mit Frank­reich dafür ein­ge­setzt, dass die ver­schie­de­nen Ziel­grup­pen indi­vi­du­ell in den Blick genom­men werden. Damit ist es gelun­gen, ein ent­schei­den­des Erfolgs­kri­te­rium der aktu­el­len För­der­pro­gramme auch für die Zukunft zu sichern. Dazu gehört auch die umfas­sende Berück­sich­ti­gung des in Deutsch­land bedeu­ten­den dualen Aus­bil­dungs­sys­tems. “Es ist gelun­gen den beson­de­ren Stel­len­wert des Aus­tauschs in der beruf­li­chen Bil­dung und des deut­schen Aus­bil­dungs­sys­tems auf euro­päi­scher Ebene zu ver­mit­teln”, sagte Scha­van. “Wir wollen zukünf­tig deut­lich mehr Aus­zu­bil­dende in euro­päi­sche Länder schi­cken und von dort bei uns auf­neh­men.” Um zu ver­mei­den, dass die ein­zel­nen Ziel­grup­pen mit­ein­an­der um För­der­gel­der kon­kur­rie­ren müssen, hat Deutsch­land erreicht, dass jede Ziel­gruppe ein bestimm­tes Min­dest­bud­get erhal­ten wird. Zudem wird die beruf­li­che Bil­dung auch in der Zusam­men­ar­beit mit außer­eu­ro­päi­schen Län­dern gestärkt. Die Euro­päi­sche Kom­mis­sion hatte zuvor vor­ge­schla­gen, diese Zusam­men­ar­beit auf den Hoch­schul­be­reich zu konzentrieren.

Studieren im Ausland

Die Bun­des­re­gie­rung hat am Ende auch ver­hin­dert, dass Brüs­sel über­mä­ßige Vor­ga­ben zur Ver­wal­tung des Pro­gramms in den Mit­glied­staa­ten durch­setzt. “Wir wissen aus unse­rer Erfah­rung selbst am besten, wie wir unsere jungen Men­schen errei­chen und sie bei der Antrag­stel­lung und Vor­be­rei­tung beglei­ten können.” Deutsch­land ver­fügt mit dem Deut­schen aka­de­mi­schen Aus­tausch­dienst (DAAD), dem Bun­des­in­sti­tut für Berufs­bil­dung (BIBB) und dem Päd­ago­gi­schen Aus­tausch­dienst über eine dif­fe­ren­zierte, nut­zer­nahe Umset­zungs­struk­tur. Diese Ein­rich­tun­gen sind Exper­ten auf ihrem jewei­li­gen Gebiet und nur sie können die not­wen­dige Qua­li­tät bei der Umset­zung sicherstellen.

Studieren im Ausland: deutsch-französische Initiative

Als Reak­tion auf eine deutsch-fran­zö­si­sche Initia­tive wird das Pro­gramm schließ­lich auch beto­nen, dass neben der Ver­mitt­lung von Wissen und Fer­tig­kei­ten über­grei­fen­des Ziel auch die Ver­mitt­lung der gemein­sa­men euro­päi­schen Werte sein muss. “Gerade in der aktu­el­len Situa­tion, in der wir viel­fach das Wide­r­erstar­ken natio­na­ler Ego­is­men erle­ben, war mir dies ein wich­ti­ges Anlie­gen”, sagte Schavan.

Die end­gül­tige Beschluss­fas­sung über das För­der­pro­gramm erfolgt nach Stel­lung­nahme des Euro­päi­schen Par­la­ments, die für Herbst 2012 erwar­tet wird.