Mutti im Seminar — Interview
Studium als Herausforderung. Wir sprachen mit Ariane.
Ariane, du hattest schon mal ein Studium begonnen, es jedoch abgebrochen, als du schwanger wurdest. Was war deine Motivation, wieder zu studieren?
Ich war verliebt und wollte einen Neuanfang. Im Arbeitsamt sagte man mir, ich sei für alles zu alt und zu lange aus dem Berufsalltag. Ich dachte mir: Wenn ich das Studium mit drei Kindern schaffe, habe ich bewiesen, dass ich belastbar bin und mehr kann als den Haushalt zu machen.
Wie sieht es mit deinem Privatleben aus, schaffst du es zeitlich, Familie und Studium unter ein Hut zu bringen?
Es ist ein Balanceakt, aber ich bin jetzt viel besser organisiert als mit 20. Vormittags gehe ich in die Uni, nachts und am Wochenende lerne ich. Konflikte gibt es, wenn Seminare und Vorlesungen am späten Nachmittag sind. Fast nichts beginnt um 8 Uhr.
Hast du einen guten Draht zu den Dozenten und Kommilitonen an der Uni?
Ich bin begeistert von meinen Dozenten und Kommilitonen. Viele Dozenten sind jünger als ich, die meisten Studenten sogar halb so alt wie ich. Damit hat aber niemand ein Problem, ich bin Studentin wie alle anderen auch.
Was war ein besonderer Moment im Studium für dich?
Im zweiten Semester habe ich die Online-Anmeldefrist verpasst, weil alle drei Kinder krank waren. Die Sekretärin im Prüfungsbüro sagte dann zu mir: Wenn Sie die Fristen nicht einhalten können, müssen Sie überlegen, ob Sie hier nicht fehl am Platz sind. Das war ein ganz schlimmer Moment.
Und hattest du auch positive Erfahrungen?
Ich studiere an der HU. Das alte Gebäude ist so schön, dass ich jeden Tag mit einem gewissen Stolz durch die Flure laufe. Die Veranstaltungen sind richtig gut, und ich bezahle fast nichts im Vergleich zu anderen Ländern. Mit 20 habe ich solche Sachen nicht zu schätzen gewusst.