Lernvorteile mit Pillen

Zuge­ben würde es wohl keiner. Aber die Dun­kel­zif­fer scheint hoch zu sein. Stu­den­ten ver­su­chen, dem stetig stei­gen­den Lei­tungs­druck mit Mit­tel­chen zur bes­se­ren Kon­zen­tra­tion und Stei­ge­rung der Leis­tungs­fä­hig­keit zu begegnen.

Schlechter Rat ist teuer (Foto: Albrecht Noack).

Laut einer Ana­lyse der Tech­ni­ker Kran­ken­kasse (TK) sind zehn Pro­zent der Medi­ka­mente, die Stu­den­ten ver­schrie­ben bekom­men, Anti­de­pres­siva. Beim soge­nann­ten Hirn­do­ping kommen vor allem Medi­ka­mente zum Ein­satz, die eigent­lich bei ernst­haf­ten Krank­hei­ten ver­schrie­ben werden. Dazu gehö­ren Sti­mu­lan­zien, Anti­de­men­tiva oder Beta-Rezep­tor-Blo­cker. Nehmen Stu­den­ten solche Wirk­stoffe ein, können sie sich bes­ten­falls mehr Lern­stoff merken, länger kon­zen­trie­ren oder brau­chen weni­ger Schlaf. Die Neben­wir­kun­gen können töd­lich sein oder zu schwe­ren Depres­sio­nen und Hal­lu­zi­na­tio­nen führen.

In der TK-Studie gaben von 3.300 befrag­ten Stu­den­ten mehr als ein Drit­tel an, dass sie unter Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen und Glie­der­schmer­zen leiden, rund ein Vier­tel litt unter Schlaf­stö­run­gen. Eine Unter­su­chung der Johan­nes Guten­berg-Uni­ver­si­tät Mainz ergab 2010, dass von den befrag­ten 1.035 Schü­lern und 512 Stu­die­ren­den rund vier Pro­zent min­des­tens einmal mit lega­len oder ille­ga­len Mit­teln nach­ge­hol­fen haben. Der größte Teil, näm­lich über die Hälfte, setzt aber auf Kof­fein. Unter­su­chungs­lei­ter Klaus Lieb warnt vor Sub­stan­zen zum „phar­ma­ko­lo­gi­schen Neu­ro­en­han­ce­ment“. Von Ent­war­nung mag Lieb nicht spre­chen, die Debatte zum Thema Hirn­do­ping ist für ihn über­fäl­lig. „Ins­be­son­dere wenn man bedenkt, dass mehr als 80 Pro­zent der befrag­ten Schü­ler und Stu­die­ren­den einer leis­tungs­stei­gern­den und frei ver­füg­ba­ren Pille ohne Neben­wir­kun­gen posi­tiv gegen­über stehen.“

Über Christiane Kürschner (89 Artikel)
2004 bis 2010 Studium (Philosophie, Deutsche Philologie, AVL) an der FU, HU und Uni Bern. 2007 bis 2010 Fachjournalistikstudium. PR-Volontariat bis Juni 2011. Seit Juli 2011 freie Autorin und Texterin. Ihre Leidenschaften: Bücher, Fotografie und Essen- und in allem viel Farben. www.frollein-wortstark.de
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