Studieren in Berlin 14.2. ‑20.2.
Diesmal zum Thema Hirndoping: Warum dieses Thema für Studenten in Berlin kein Thema ist und auch nie war.
Hirndoping ist zumindest in Deutschland ein Thema von gestern, bzw. hätte es nie ein Thema sein müssen.
Studieren ohne Hirndoping
Das Online-Panel HISBUS befragte von Dezember 2010 bis Januar 2011 knapp 8.000 Studenten nach ihren Hirndoping-Erfahrungen. Schlau war es, den “Freizeitkonsum” und ärztlich verschriebenen Konsum auszuschließen. Nur rund 5 Prozent der Teilnehmer gaben an, jemals Mittel eingenommen zu haben, um die eigene Leistung zu steigern oder gezielt ruhiger zu werden. Wenn man beachtet, dass unter diese Mitteln auch Cannabis fällt, sind 5 Prozent schon erstaunlich. Was diese Befragung auch zeigte war, dass die Studenten solche Mittel vor allem einnehmen, um sich zu beruhigen, weil sie z.B. Prüfungsamt oder Lampenfieber haben. Die Ritalin-Dealer stehen wohl doch nicht an jeder Ecke. Auch die weiteren Ergebnisse sind ernüchternd.
Das Thema “Hirndoping” ist in Berlin und dem restlichen Deutschland nach diesen Ergebnissen kein Thema und wurden in den Medien wohl bisher brisanter dargestellt als sie je waren. Manchmal machen wir Europäer den Menschen aus den USA (“Prozac”) eben doch nicht alles nach.
Hirndoping: Yoga oder Ritalin?
Ob das Putschen mit Medikamenten überhaupt etwas bringt, ist die eine Frage. Ob man einen Erfolg in Sachen Konzentration oder Leistungssteigerung auch auf natürlichen Weg erreichen kann, ohne ethische Konsequenzen, die andere. In der vergangenen Woche wurde Dr. Roland Kipke für seine Dissertation mit dem Titel „Besser werden – Eine ethische Untersuchung zu Selbstformung und Neuro-Enhancement“ mit dem Georg-Forster-Preis ausgezeichnet. Kipke geht in seiner Untersuchung von der Frage aus, in welchem Verhältnis die neuen Möglichkeiten des Neuro-Enhancement (Hirndoping) zu klassischen Methoden der Selbstformung stehen, also zu mentaler Arbeit an sich selbst wie z. B. autogenem Training oder Konzentrationsübungen. Er kommt in seiner Arbeit zu dem Schluss, dass die Selbstformung, also die mentale Arbeit an sich selbst, für den besseren Weg. Natürlich. Aber, und das ist spannend, gerade wegen den vermeintlichen Nachteilen dieser Disziplin, ihrer Langsamkeit und Anstrengung. So aber müsse man an sich selbst arbeiten, lerne sich und seine eigenen Stärken und Schwächen besser kennen, und habe letztendlich das beglückende Erlebnis, sich aus eigener Kraft verändern zu können.
Hat man als Student Lampenfieber, macht es also mehr Sinn, sich damit auseinanderzusetzen, warum man es hat und wie man sich am besten entspannt — so wie mindestens 95 Prozent der deutschen Studenten.