Studieren in Berlin: 21.2. ‑27.2.

Okku­pie­ren anstatt opti­mie­ren — Stu­die­ren in Berlin ist wohl doch ent­spann­ter als anderswo

Eine Tasse Kaffee Studieren in Berlin - immer mit der Ruhe (Foto: Kürschner).

Die Semes­ter­fe­rien in Berlin laufen an. Wäh­rend Stadt­stu­den­ten das Thema Stu­die­ren  aus ihrem Alltag strei­chen — strei­chen wollen für alle, die Haus­ar­bei­ten schrei­ben oder Prü­fun­gen nach­schrei­ben müssen — finden die Medien das Thema Stu­die­ren trotz­dem hoch inter­es­sant. Noch immer ein Streit­punkt: Sind Stu­den­ten heil­los über­for­dert oder machen sie sich selbst einen Druck, der gar nicht sein müsste?

Studieren in Berlin: Ein Geschichtsstudent packt aus

Ein Stu­dent aus Berlin packt diese Wochen im Tages­spie­gel aus. Das Stu­die­ren in Berlin ist gar nicht so anstren­gend wie Medien wie auch einige über­for­derte Stu­den­ten gern behaup­ten. Das Pro­blem, so der Autor Björn Ste­phan, sei eher das man­gelnde Orga­ni­sa­ti­ons­ge­schick von Stu­den­ten. Stu­dent Ste­phan befragte Burk­hard Seegers:

Burk­hard See­gers ist Leiter der Psy­cho­lo­gi­schen Bera­tungs­stelle beim Stu­den­ten­werk Berlin. Zu ihm kommen die Stu­den­ten, die ins Strau­cheln gera­ten sind. Die meis­ten sind Stu­di­en­an­fän­ger und haben Pro­bleme mit Zeit­ma­nage­ment und Selbst­or­ga­ni­sa­tion. Im Jahr 2011 sei die Zahl der Stu­den­ten, die sich psy­cho­lo­gisch bera­ten lassen, um 15 Pro­zent gestie­gen, sagt See­gers. Ten­denz steigend.

Klar, wer nichts peilt, wird auch die eine und ein­zige Haus­ar­beit nicht hin­be­kom­men. In der ver­gan­ge­nen Woche berich­te­ten wir über das Thema Hirn­do­ping. Mitt­ler­weile ist klar, dass das Thema der Rita­lin schlu­cken­den, geis­tig ver­arm­ten Stu­den­ten heißer gekocht als geges­sen wurde. So ist es wahr­schein­lich (mitt­ler­weile) auch bei dem Thema Stu­die­ren unter Leis­tungs­druck. Wäh­rend die Panik sowie Unwis­sen­heit in der Admi­nis­tra­tion an Hoch­schu­len in Berlin noch groß war, als die ersten Bache­lor­stu­di­en­gänge ein­ge­führt wurden, dürfte mitt­ler­weile eine Rou­tine ein­ge­kehrt sein — auf beiden Seiten. Ein wei­te­rer Faktor dürfte sein, dass Magis­ter­stu­den­ten die “neuen” Stu­den­ten gern von ihrem viel bes­se­ren, leich­te­ren wie auch ergie­bi­ge­ren Stu­dium erzähl­ten. Viel­leicht ist daraus eine Magis­ter­stu­dium-Utopie ent­stan­den, einen Stu­di­en­all­tag, den es so nie gab.

Studieren anderswo — es wird noch optimiert

An ande­rer Stelle dis­ku­tiert man noch den Ver­fall des Müßig­gangs. In der Zeit Campus findet man den Selbst­ver­such einer Autorin — kein Rita­lin-Selbst­ver­such, wie erfri­schend! — zur Leistungsoptimierung.

Die Uni ist ein Ort gewor­den, an dem man sich rundum opti­mie­ren kann. In Work­shops von Career Ser­vices und Stu­den­ten­wer­ken, in Kursen für »Berufs­feld­ori­en­tierte Kom­pe­ten­zen« und im Hoch­schul­sport scheint alles trai­nier­bar: von »Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stärke« über »Zeit­ma­nage­ment« oder »Team- und Kon­flikt­fä­hig­keit« bis hin zu Auf­tre­ten und Aus­strah­lung. Über­all liegen Flyer von Firmen, Prak­ti­kums­bör­sen und Messen.

Als gewief­ter Stu­dent in Berlin weicht man den Wer­be­stän­den vor der Mensa gekonnt aus. In den Plan­spiel-Kursen kann man Themen zu Haus­ar­bei­ten brain­stor­men. Es wun­dert also nicht, dass dieser stu­den­ti­sche Selbst­ver­such einmal nicht in Berlin, son­dern in Leip­zig, Köln und Mün­chen statt­fin­det. Letzt­end­lich ist die Autorin vom Opti­mie­ren ganz erschöpft und zwei­felt an ihrer eige­nen Per­sön­lich­keit. Wer einmal solch einen Kurs ern­stahft ver­folgt hat, weiß wovon sie spricht. Selb­st­op­ti­mie­rung im Sinne von alle-Soft-Skills-zur-Hand-haben, an den rich­ti­gen Stel­len das Rich­tige sagen und gut mit Mit­ar­bei­tern kom­mu­ni­zie­ren können, auch wenn man sie gerade im Mit­ar­bei­ter­ge­spräch kün­di­gen muss, ist vor allem Selbst­dis­zi­plin — Dis­zi­plin zum Sich-Selbst-Ver­leug­nen. Können wir drauf ver­zich­ten. Und in Berlin? Stu­die­ren in Berlin ist wesent­li­cher ent­spann­ter — hier wird nicht opti­miert son­dern okkupiert.