Studieren in Berlin 27.3.

Tele­po­lis befragte Ulf Ban­sche­rus von der Abtei­lung Hoch­schul­for­schung des Insti­tuts für Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten an der HU Berlin zu den drin­gends­ten Fragen des Uni-Alltags.

Studieren in Berlin (Foto: Kürschner)

Hier sind die wich­tigs­ten Bau­stel­len zusammengefasst.

Notenorientiert studieren in Berlin

Der Hoch­schul­for­scher weist in dem Inter­view darauf hin, dass die große psy­chi­sche Belas­tung der vielen Prü­fun­gen das Kern­pro­blem seien.

Das Kern­pro­blem ist aber weni­ger die Struk­tur, son­dern viel­mehr die mas­sive Prü­fungs­last, die Tat­sa­che, dass zumeist jede ein­zelne Note von der ersten Prü­fung an in die End­note eingeht.

Wer am Anfang des Stu­di­ums viel­leicht noch nicht so den Durch­blick hatte, fühlt den Druck, in den kom­men­den Semes­tern eini­ges wieder gut­ma­chen zu müssen.

Mit Leistungsdruck studieren in Berlin

Heute soll alles mess­bar sein, auch die Stu­di­en­leis­tung. Dabei sind die Bil­dungs­ziele keine Ziele mehr, unter denen man die Her­aus­bil­dung einer Per­sön­lich­keit ver­ste­hen könnte, son­dern es geht eher um eine Beschäf­ti­gungs­fä­hig­keit, die sich Hoch­schu­len zum Ziel gesetzt haben: Wie bekom­men wir in mög­lichst weni­gen Semes­tern die Stu­den­ten fit für einen Beruf? Ulf Ban­sche­rus im Telepolis-Interview:

Die Ver­en­gung auf Employa­bi­lity halte ich für problematisch.

Denn dies sei laut Ban­sche­rus ein Schwer­punkt, mit den die Hoch­schu­len ein­fach nicht fertig würden.

Bis zur Promotion studieren?

Der Grund dafür ist ganz ein­fach, dass die Hoch­schu­len immer noch davon aus­ge­hen, dass ein Stu­dent die wis­sen­schaft­li­che Lauf­bahn ein­schla­gen möchte. Das ist in einem zu kurzen Bache­lor und in einem vier­se­mest­ri­gen Master gar nicht zu leisten.

Die Unter­neh­men wün­schen sich hin­ge­gen eine arbeits­markt­ori­en­tierte Aus­bil­dung an deut­schen Hochschulen.

Rund 95 Pro­zent der Stu­die­ren­den stre­ben auch gar keine wis­sen­schaft­li­che Lauf­bahn an. Viel­mehr wollen die meis­ten eine mehr oder minder qua­li­fi­zierte Vor­be­rei­tung auf die Berufstätigkeit.

Zumin­dest darin stim­men Stu­den­ten und Unter­neh­men überein.

Wissenschaftliche Laufbahn in Berlin?

Wirk­lich gla­mou­rös ist das Arbei­ten an der Uni auch nicht. Viele Mit­ar­bei­ter beschwe­ren sich dar­über, dass die Zeit, die sie früher zum For­schen hatte, heute für das Aus­fül­len von Anträ­gen und Pro­to­kol­len ver­wen­den müssen.

Dozen­ten haben häufig mehr Arbeit, weil sie Prü­fungs­pro­to­kolle in den Com­pu­ter ein­ge­ben müssen, eine Arbeit, die früher von Ver­wal­tungs­kräf­ten erle­digt wurde. Beim wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal ist ferner die unmit­tel­bare Ver­wal­tungs­tä­tig­keit für Dritt­mit­tel angestiegen.

So herrscht nicht nur unter Stu­den­ten Leis­tungs­druck, son­dern auch bei Profs, die Angst haben müssen, dass sie viel­leicht nicht genug Dritt­mit­tel ein­ge­wor­ben haben.

In Bachelor-Studiengang studieren in Berlin

Hat man keinen Mas­ter­ab­schluss, wissen die Unter­neh­men, die zu Beginn der Bolo­gna-Reform noch für ein kür­ze­res, prak­ti­sche­res Stu­dium votiert hatten, nicht, was sie mit den Bache­lor-Absol­ven­ten anfan­gen sollen.

Die meis­ten Arbeit­ge­ber wissen offen­sicht­lich noch nicht, was sie mit diesen Absol­ven­ten anfan­gen sollen. So werden Bache­lor­ab­sol­ven­ten häufig nicht ihren Qua­li­fi­ka­tio­nen ent­spre­chend ange­mes­sen beschäftigt.

Es herrscht also Druck auf der Seite der Stu­den­ten und auf Seiten des Hoch­schul­per­so­nals. Eine Lösung für alle ange­spro­che­nen Pro­bleme hat Ban­sche­rus auch nicht. Nur in bezug auf die Ziel­set­zung im Stu­dium, bringt er einen schon öfters auf den Tische gebrach­ten Vorschlag:

Man muss sehen, wie man Wis­sen­schaft und Berufs­vor­be­rei­tung auf eine intel­li­gente Weise ver­knüpft. Das könnte man leis­ten, indem man den Stu­die­ren­den nach dem Bache­lor etwa Mas­ter­stu­di­en­gänge mit stär­ker for­schungs­ori­en­tier­ter oder stär­ker arbeits­markt­be­zo­ge­ner Pro­fil­bil­dung zur Wahl anbietet.

Das ganze Inter­view findet ihr hier.