Auslandsstudium in China — Fremdes Fernost

Zwi­schen Kul­tur­schock, Welt­aus­stel­lung und Hima­laya: Das Reich der Mitte beher­bergt über eine Mil­li­arde Men­schen und bietet ein­zig­ar­tige Momente.

Beim Auslandsstudium in China kann man einiges erleben (Foto: Jan Schöpflin).

Ankunft in Peking

Allein durch den Flug in der Boeing 747 erfüllte ich mir einen Kind­heits­traum – ich lan­dete gut in Peking und war bereits vom gigan­ti­schen Flug­ha­fen beein­druckt. Er weckte die Hoff­nung in mir, der geplante BER in Schö­ne­feld könnte auch einmal so nett anzu­schauen sein.
Leider funk­tio­nierte mein Plan nicht, den Jetlag bereits im Flug­zeug vor­zu­beu­gen. Nach einer obli­ga­to­ri­schen Erkun­dungs­tour ver­brachte ich 18 Stun­den im Bett. Dann ging es raus ins Unbe­kannte. Eine Masse an Erleb­nis­sen pras­selte auf mich und meine Gruppe ein: Beim Trip ins Fäl­scher­pa­ra­dies von Xidan ver­darb ich mir an den selt­sa­men Gewür­zen den Magen. Einige Chi­ne­sen hatten noch nie Euro­päer gese­hen und ließen sich stän­dig mit uns foto­gra­fie­ren. Die Taxi­fah­rer spra­chen kein Wort Eng­lisch und zogen einen, wie ich später fest­ge­stellt habe, übers Ohr.

Willkommen in Hangzhou

Bei bestem Wetter erreichte ich dann meinen eigent­li­chen Bestim­mungs­ort, die Groß­stadt Hang­zhou. Wir bezo­gen unsere Bet­ten­burg und waren zunächst einmal scho­ckiert: Eine solch dicke Staub­schicht hatten wir noch nie gese­hen – als ersten Amts­akt besorg­ten wir Putz­mit­tel und Klein­mö­bel im Kauf­land-Ver­schnitt. In meiner ersten Vor­le­sung sollte mir „Chi­nese Cul­ture“ näher­ge­bracht werden. Die weni­gen Sachen, die ich bisher wusste, waren, dass sich die chi­ne­si­sche Toi­let­ten­kul­tur stark von der euro­päi­schen unter­schei­det und bei Tisch andere Benimm­re­geln herr­schen. Zum Bei­spiel spu­cken die Ein­hei­mi­schen Teile ihres Essens gern auf das Tablett zurück.

Beim Aus­lands­stu­dium in China kann man eini­ges erle­ben (Foto: Jan Schöpflin).

Auslandsstudium in China: Hongkong

Hong­kong stellte sich als die extremste Stadt heraus, die ich je ken­nen­ler­nen durfte. Spä­tes­tens hier wurde mir klar, warum „China“ und „Über­be­völ­ke­rung“ häufig in einem Atem­zug genannt werden. Die Stadt ist maßlos über­füllt und platzt aus allen Nähten. Zu dritt teil­ten wir uns ein Zimmer von fünf Qua­drat­me­tern. Trotz­dem: Die Sky­line von Hong­kong ist beein­dru­ckend. Schon hier wusste ich, dass ich zurück­kom­men möchte, um die wei­tere Ent­wick­lung der Stadt zu beob­ach­ten. Auf unse­rem wei­te­ren Trip stell­ten wir fest, dass Hong­kong die wohl teu­erste und west­lichste Stadt Chinas ist: Die Zei­tun­gen schie­nen offe­ner, der Ver­kehr gere­gel­ter (ja, hier wurde sogar geblinkt) und auf der Straße wurde lupen­rei­nes Eng­lisch gespro­chen und verstanden.

Student in China: Shanghai Noon

Ich hatte die Expo in Han­no­ver 2000 nicht besucht und da ich mich in China befand, fand ich es eine gute Idee, das hier nach­zu­ho­len. Shang­hai hatten wir schon zwei Mal wäh­rend unse­res Aus­tauschs besucht, einmal davon, um die Formel 1 zum großen Preis von Shang­hai zu sehen. Nun stell­ten wir uns den unglaub­li­chen Men­schen­mas­sen beim Besuch der Expo. „Anste­hen statt anse­hen“ war das Motto auf der Welt­aus­stel­lung in einer Stadt mit 20 Mil­lio­nen Ein­woh­nern und etli­chen Tou­ris­ten. Vor dem deut­schen Pavil­lon war­te­ten wir drei Stun­den, um ihn dann in 20 Minu­ten zu durch­que­ren. Auch das bel­gi­sche Zelt war schwer besetzt, viel­leicht hatten einige Chi­ne­sen die Flag­gen ver­wech­selt. Mir schien es, dass viele Chi­ne­sen ver­rückt nach Deutsch­land und deut­schen Pro­duk­ten waren. Shang­hai jeden­falls hatte im Laufe meines Auf­ent­halts eine unglaub­li­che Ent­wick­lung durch­ge­macht. Zu Beginn meiner Reise wagte ich nicht daran zu glau­ben, dass die Stadt die Bau­ar­bei­ten bis zur Expo noch schaf­fen würde.

Auslandssemester in China: 7 Tage in Tibet

Wir erreich­ten Lhasa nach einer 24-stün­di­gen Fahrt im Zug. Ich war sehr froh, nach dieser langen Reise in Tibet anzu­kom­men und von unse­rem Guide mit dem sehr klang­vol­len Namen LumBum emp­fan­gen zu werden. Schon am zwei­ten Tag stellte sich bei den meis­ten von uns auf 3.600 Metern über dem Mee­res­spie­gel die Höhen­krank­heit ein. Den­noch mach­ten wir uns auf, die bud­dhis­ti­schen Tempel mit­samt scharf­sin­ni­ger Kom­men­tare unse­res Guides zu besich­ti­gen. Uns ging es wei­ter­hin schlecht, so dass wir befürch­te­ten, den Abste­cher zum ersten Basis­la­ger des Mount Ever­est absa­gen zu müssen. Einige von uns mach­ten sich schließ­lich tat­säch­lich auf den Rück­weg – ich wollte mir diese Erfah­rung nicht nehmen lassen. Am Ende unse­rer Kräfte, nach einer weiten Fahrt und einem aus­ge­dehn­ten Marsch erreich­ten wir dann das erste Basis­la­ger. Hier ließ LumBum einige weise Worte fallen: „Ever­yone wants to see Qomo­langma and when they see it, they find out: It’s only a moun­tain.“ Doch weise Worte tref­fen nicht immer ins Schwarze, denn für mich war der Anblick überwältigend.

Jans aus­führ­li­che Schil­de­run­gen seiner Erleb­nisse in China findet ihr unter jannoschgoeschina.wordpress.com

Text: Fran­ziska Sten­zel, Jan Schöpflin
Fotos: Jan Schöpflin