Zündende Idee, Businessplan und Finanzierung
Die Technische Universität bündelt in der Gründungsinitiative die Kompetenzen des „Venture Campus“, „Human Venture“ und „Entrepreneurial Research Teams“, um Gründungen aus der Hochschule heraus zu unterstützen.
Studienbegleitend können so die Kenntnisse erworben werden, die für eine Selbstständigkeit notwendig sind. Wir sprachen mit Gülşen Fidan (28) und Franka Birke (29) vom Venture Campus.
bus: Was benötigen Gründer?
Gülşen Fidan: Jeder Gründer benötigt eine zündende Idee, einen ausgefeilten Businessplan und ausreichend Start-up-Finanzierung.
Franka Birke: Die Gründungsvorbereitung kostet viel Zeit und Nerven, im Rahmen des Venture Campus vor allem in den Semesterferien, wenn der Businessplan erstellt wird.
Was zeichnet einen guten Businessplan aus?
Franka Birke: Er muss plausibel sein und kompakt. Man schreibt weder einen Aufsatz noch einen Werbeprospekt, sondern stellt seine Idee sachlich vor, so dass jeder Laie den Text versteht. Oft operiert man mit Zahlen, beispielsweise bei Markt- und Finanzanalysen. Man sollte dabei immer Quellen angeben. Ganz wichtig ist auch die Vorstellung der Teammitglieder.
Gülşen Fidan: Dieser Teil sollte besonders folgende Fragen beantworten: Hat das Team die nötige fachliche und persönliche Kompetenz? Welche praktische Erfahrung besitzt es? Was ist die Motivation der einzelnen Teammitglieder?
Für wen schreibt man einen Businessplan?
Gülşen Fidan: Für Kapitalgeber und strategische Partner stellt er eine Visitenkarte für das Projekt dar. Aber man schreibt diesen Plan auch für sich selbst zur eigenen Orientierung – als Strategiepapier. Eigentlich sollte man die Bezeichnung „Businessplanung” wählen, weil es einen Prozess darstellt. Der Businessplan ist niemals abgeschlossen, sondern entwickelt sich immer weiter.
Wie geht man an die Finanzplanung?
Gülşen Fidan: Zunächst berechnet man, wieviel Kapital notwendig ist und überlegt sich, woher man es bekommt: Hat man es selbst, nimmt man ein Darlehen auf oder hat man Chancen auf Förderung? Für Darlehen oder Zuschüsse wendet man sich an die KfW, die zahlreiche Gründungsprogramme anbietet. Die KfW erreicht man jedoch nur über die Hausbank, die man erst überzeugen muss. Für die neuen Bundesländer und Berlin bietet die KfW sehr günstige Konditionen an.
Franka Birke: Viele Tabellen stehen online zur Verfügung, die automatische Berechnungen enthalten und eine gute Basis für die eigene Finanzplanung darstellen. Unsere Teilnehmer verlieren schnell die Angst vor den Zahlen und finden das Ausfüllen der Tabellen am Ende gar nicht so schwer.
Wie läuft eine gute Gründung ab?
Gülşen Fidan: Zuerst kommt die Idee, die man gründlich evaluieren, hinterfragen und testen muss. Dann erstellt man den Businessplan und kümmert sich um die Finanzierung. Wenn die steht, wird gegründet und dann: Bloß nicht zu zaghaft sein!
Franka Birke: Die Finanzierung muss gewährleistet sein. Die Banken sind da sehr zurückhaltend geworden. Wir versuchen, einen realistischen Einblick zu vermitteln. Einige Studenten haben interessante Ideen und stellen dann fest, dass diese wirtschaftlich nicht durchführbar sind.
Gülşen Fidan: Es gibt keine Garantie dafür, dass alles gelingt. Nach Angaben der KfW überlebt die Hälfte der Existenzgründungen keine zwei Jahre. Die drei Hauptgründe sind: neben der falschen Einschätzung der Ertragssituation und der Marktdurchsetzung die Vernachlässigung einer soliden Finanzierung.
Wie wichtig sind Netzwerke?
Franka Birke: Gerade in der Vorgründungsphase ist Unterstützung wichtig, an der TU können innerhalb des Exist-Seed-Programms beispielsweise Räume und Ausstattung genutzt werden. Leider sind viele Angebote an den Hochschulen zu wenig bekannt.
Gülşen Fidan: In der Gründungsphase sind Netzwerke das A und O, sie bieten den Erfahrungsaustausch!
Franka Birke: Man sollte neben der Zeit für die Erstellung des Businessplans auch ausreichend Zeit für die Kontaktsuche einplanen.